eBay-ZLA (Zertifizierte Lösungsanbieter)

Mein Bericht über die ZLA-Knebelverträge hat hohe Wellen geschlagen, daher will ich dazu noch einige weitere Infos geben.

Bei eBay gibt es künftig drei Stufen für Tool-Hersteller:

Als erstes diejenigen, die sich nicht bei eBay lizensieren lassen (können). Das sind beispielsweise alle automatischen Sniper wie Snip.pl oder Schnapper Pro. Dazu noch Tools, die eBay nicht mag, weil sie den Markt zu transparent machen (SellersBestFriends, Bettercom). eBay geht mit wechselndem Erfolg gegen solche Anbieter vor.

Als zweites gibt lizensierte eBay-Partner, die das Logo "eBay-kompatible Anwendung" führen dürfen und die sich vertraglich an eBay binden. Die werden in das eBay-Applikationsverzeichnis eingetragen.

Neu ist die dritte Gruppe: Zertifizierte Lösungsanbieter (ZLA) müssen einen Marktanteil von mehr als 5 Prozent haben und werden von eBay besonders beworben. Als ZLA kommen für eBay natürlich nur große und zuverlässige Partner in Frage. Daneben müssen die sich vertraglich noch enger an eBay binden - mit dem, was ich einen Knebelvertrag nenne.

Der Grundgedanke ist einleuchtend: Für den Anwender ist es sehr schwer geworden, aus der unüberschaubar großen Vielfalt der Tools das für ihn richtige herauszusuchen. Künftig werden ihm die ZLA von eBay besonders ans Herz gelegt und empfohlen.

Natürlich ist die Auswahl der ZLA durch eBay nicht objektiv, sondern von eigenen Interessen geleitet. Beispiel Auktionsverwaltung: Ein wesentlicher Vorteil von Auktionsverwaltungen wie Afterbuy und AuctionWeb ist, dass darüber auch Zusatzverkäufe in eigenen Onlineshops generiert werden (Cross-Selling). eBay verlangt nun von den ZLA, die Umsatzzahlen für diese Verkäufe außerhalb eBays herauszugeben. Verständlicherweise wird eBay Auktionsverwaltungen bevorzugen, in denen die Verkäufe an eBay vorbei einen möglichst geringen Anteil haben.

Bei den meisten Kandidaten für den ZLA-Status kenne ich die Geschäftsführer und weitere Mitarbeiter persönlich und ich habe daher vor meiner Veröffentlichung um Stellungnahmen zu den Vertragsbedingungen gebeten. Bei zwei Firmen hatte man noch keine Gelegenheit gehabt, den Vertragsentwurf juristisch prüfen zu lassen und hatte daher keine Meinung. Offiziell Stellung beziehen wollte verständlicherweise niemand - das würde bei eBay sicher nicht gern gesehen. Inoffziell wurde mir aber versichert, man sei über einzelne Klauseln ziemlich entsetzt. Bei mindestens einem der Kandidaten weiß ich, dass der eBays Bedingungen weder erfüllen kann, noch will.

Heute morgen hatte ich dann ein freundliches Telefonat mit Björn Behrendt, dem "Senior Manager Platform Solutions Group" bei eBay - also dem Zuständigen und Verantwortlichen für eBay-Anwendungen. Verständlicherweise war Herr Behrendt mit meiner Veröffentlichung nicht gerade glücklich: Schließlich hatte ich aus vertraulichen Dokumenten zitiert. Naturgemäß sieht man die Geschichte bei eBay ein wenig anders und betont, dass es sich ja bisher nur um einen noch zu verhandelnden Entwurf handelt, den man keineswegs als Knebelvertrag sieht.

Offenbar ist mein Artikel von einigen missverstanden worden: eBay will von den ZLA "nur" die Gesamtumsätze und nicht etwa die Umsätze einzelner Verkäufer. Aber im Gegensatz zu Herrn Behrendt halte ich auch das für zu weitgehend.

Axel Gronen Juni 2005aXel Gronen
Köln, 23.12.2005

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© 2005 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 31.12.05.
Etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesem Text sind gewollt und wurden hier mit Absicht versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten oder auf eBay versteigern. Best viewed with open eyes and a human brain ver. 1.0 or above.

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