Quo Vadis, Afterbuy?
Gestern nachmittag war ich in Krefeld, um mich bei den Afterbuy-Geschäftsführern Alfons Denzler und Markus Walber aus erster Hand über den Stand der Dinge und die Zukunftspläne nach der Übernahme durch eBay zu informieren.
Inzwischen habe ich mit rund einem Dutzend Afterbuy-Nutzern gesprochen, von denen die meisten große Bedenken wegen der Übernahme durch eBay haben. Einige davon sehen sich sogar nun ernsthaft nach Alternativen zu Afterbuy um. Das sollte eBay sehr zu denken geben: Obwohl die meisten dieser Verkäufer den Löwenanteil ihrer Umsätze über eBay erwirtschaften, sind sie auf den Konzern schlecht zu sprechen und empfinden die Übernahme Afterbuys als Bedrohung.
Vor der Übernahme durch eBay war für viele das Motto "Gemeinsam mit Afterbuy gegen eBay oder wenigstens an eBay vorbei".
Die Daten
Ich habe mit Alfons Denzler und Markus Walber über die Befürchtung vieler Verkäufer gesprochen, ihre sämtlichen Daten würden nun eBay zugänglich gemacht. Die beiden sehen diese Gefahr schon aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht: eBay darf gar nicht alle individuellen Daten nutzen und einsehen. Das halte ich für eine sehr optimistische Sicht der Dinge, denn eBay ist nun wirklich nicht gerade als überragender Verfechter des Datenschutzes bekannt.
Trotzdem halte ich allzugroße Ängste deswegen für übertrieben: eBay interessiert sich gar nicht für die Daten einzelner Nutzer, sondern vor allem für die zusammengefassten Daten: Wie hoch sind die Umsätze aller Afterbuy-Nutzer und wie hoch ist der Anteil eBays daran? Über welche anderen Kanäle werden außerdem Umsätze generiert? Und genau das sind Zahlen, die eBay auch schon vor der Übernahme Afterbuys bekam, denn zur Übermittlung dieser Daten hatte sich Afterbuy als Zertifizierter Lösungsanbieter (ZLA) vertraglich verpflichtet.
Wer von Afterbuy weggehen will, damit eBay keine Daten einsehen kann, der hat kaum Alternativen: Alle größeren Auktionsabwickler sind ZLA und geben daher Daten an eBay. An ChannelAdvisor, mit AuktionMaster, Speedsell und MarketWorks Nummer 2 in Deutschland, ist eBay sogar finanziell beteiligt.
Die Community
Bei Afterbuy blieb erhalten, was bei eBay in Deutschland inzwischen verlorengegangen ist: Eine lebhafte und engagierte Community. Dreh- und Angelpunkt war und ist hier insbesondere das Afterbuy-Forum.
Im Afterbuy-Forum gibt es reichlich (unzensierte!) Kritik an der Übernahme durch eBay. Vieles dort halte ich für nachvollziehbar. Insbesondere halte ich es für nicht sehr geschickt, dass viele Afterbuy-Kunden die sensationelle Neuigkeit nicht durch Afterbuy mitgeteilt bekamen, sondern darüber durch die Marktplatz-News bei eBay informiert wurden.
Einige Beiträge im Afterbuy-Forum wurden allerdings gelöscht, was ich für verständlich halte: Wer möchte schon auf der eigenen Website Werbung für die Konkurrenz dulden?
Ob die Community in der früheren Form bestehen bleibt, muss abgewartet werden. Viele engagierte Helfer und Schreiber haben keine Lust, kostenlosen Support für eine eBay-Firma zu erbringen. Ich denke aber, dass zumindest die Afterbuy-BBQs in der bisherigen Form auch zukünftig sehr erfolgreich sein werden: eBay wird wohl am Konzept nichts ändern und ich bin optimistisch, auch nächstes Jahr dort als unabhängiger und gelegentlich eBay-kritischer Referent zu Wort zu kommen... ;-)
Verkäufe außerhalb eBays
Afterbuy wird auch zukünftig Verkäufe außerhalb eBays abwickeln und ermöglichen. Preiserhöhungen für Verkäufe über die Afterbuy-Shops sind nicht geplant und ich halte die auch für nicht durchsetzbar: Dann würden die Nutzer abwandern. Übrigens: Auch vor der Übernahme durch eBay war Afterbuy kein gemeinnütziger Verein, Änderungen in der Preisstruktur wird es deshalb nicht geben.
eBay wird sich in diese Geschäfte nicht einmischen und hat beispielsweise auch nicht verhindert, dass bei Afterbuy vor einigen Tagen Moneybookers als mit PayPal konkurrierende Zahlweise integriert wurde. Außerdem steht die Integration der Nummer 2 der deutschen Onlineauktionäre kurz vor dem Abschluss: Demnächst gibt es eine Schnittstelle zu www.hood.de.
Fazit
Nach der Übernahme durch eBay erwarte ich keine gravierenden Änderungen bei Afterbuy. Die beiden Geschäftsführer Alfons Denzler und Markus Walber werden das operative Geschäft auch in Zukunft leiten. Patrick Boos von eBay wird vom fernen Berlin aus nicht allzusehr eingreifen und den beiden Unternehmensgründern weitgehend freie Hand lassen.
Trotzdem wird Afterbuy Kunden verlieren, die sich mit den neuen Gegebenheiten nicht abfinden wollen. Auf der anderen Seite wird es auch einige neue Kunden geben, denen gerade die Nähe zu eBay wichtig ist und die nun sicher sind, eine auch in Zukunft funktionierende Auktionsabwicklung zu bekommen.
Die geplante Expansion von Afterbuy ins Ausland ist für eBay und für Afterbuy vorteilhaft: So professionelle Powerseller wie in Deutschland gibt es wegen der fehlenden Automatisierung im europäischen Ausland kaum. Diesen riesigen Markt können nun eBay und Afterbuy gemeinsam erschließen, das wäre für Afterbuy alleine kaum möglich gewesen.
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