eBay plant für 2008 neue Gebührenstruktur

eBay-Chef Stefan Groß-Selbeck hat am Wochenende verkündet, man werde voraussichtlich 2008 die Gebührenstruktur ändern.

Da sich immer mehr eBay-Händler in der komplizierten Gebührenstruktur nicht zurechtfinden, soll diese stark vereinfacht werden. Derzeit müssen manche eBay-Händler mehr an eBay zahlen, als sie überhaupt einnehmen. Damit ist künftig Schluss: Für gewerbliche Anbieter wird PayPal Pflicht und die eBay-Gebühren werden an den Umsatz angeglichen. Künftig behält PayPal alle Zahlungen der Käufer ein, der Händler kann dann einfach kalkulieren: eBay behält zwar alle seine Umsätze, aber mehr auch nicht. Unser Gebührenrechner wird damit überflüssig.

Spaß beiseite: Natürlich kennt niemand außerhalb eBays Einzelheiten der geplanten Änderungen und das Szenario oben ist (fast) frei erfunden. Aber wenn eBay von "Änderungen der Gebührenstrukturen" spricht, dann wird das von erfahrenen eBay-Händlern als Drohung mit einer Preiserhöhung aufgefasst.

Zum Hintergrund der Geschichte: Ich hatte dem Magazin Focus für die heute erschienene Ausgabe einiges Zahlenmaterial zur Verfügung gestellt, das belegt, dass eBays Kerngeschäft schwächelt. So sank weltweit die Zahl aktiver Mitglieder im letzten Quartal von 83,3 auf 83,0 Millionen Mitglieder, zwei Drittel der 248 Millionen eBay-Mitglieder sind Karteileichen. Besonders dramatisch sieht es bei den eBay-Shops aus: Im zweiten Quartal 2007 gab es davon noch 649.000, im letzten Quartal nur noch 520.000 - also wurden in drei Monaten netto fast 130.000 eBay-Shops geschlossen.

Diese Zahlen sind keine Schätzung von mir, sondern stammen aus dem letzten eBay-Geschäftsbericht. Da ist es dann schon ein wenig irritierend, dass diese Zahlen von eBay gegenüber dpa nun teilweise dementiert wurden...

Die geplanten Änderungen seien auch keine Reaktion auf die schwachen Zahlen, sondern eBay justiere eben jedes Jahr das Preismodell.

Es stimmt: eBay ändert dauernd etwas an den Strukturen und hat 2006 in Deutschland immerhin vier Preiserhöhungen durchgeführt. Trotzdem halte ich es für gut möglich, dass eBay 2008 mal nicht an der Preisschraube dreht, sondern "aufkommensneutrale" Änderungen durchführt. So könnte es sein, dass die Gebühren für manche Anbieter sogar tatsächlich gesenkt werden, insbesondere in den Segmenten, in denen seriöse Händler heute wegen der hohen Kosten keine Chance mehr haben und das Feld den angeblichen Privat-Verkäufern und Betrügern überlassen mussten.

In meinem satirischen Ausblick oben hatte ich eine PayPal-Pflicht konstruiert. Dass eBay 2008 für gewerbliche Händler PayPal als Zahlungsweise vorschreibt, halte ich aber tatsächlich für denkbar. Tatsache ist: Obwohl PayPal am 15. Februar 2007 Gebühren einführte, stieg bei gewerblichen Händlern die Akzeptanz von PayPal kontinuierlich an, bei über der Hälfte der gewerblichen eBay-Händlern kann man inzwischen mit PayPal bezahlen.

Einige sehr große Powerseller würden eine PayPal-Pflicht sogar begrüßen: Die haben mit PayPal eigene Konditionen von teilweise unter einem Prozent Provision ausgehandelt und sie hätten damit Kostenvorteile gegenüber den Mitbewerbern, die heute PayPal (noch) nicht als Zahlungsweise anbieten. Außerdem hätten es dann unseriöse Verkäufer und Betrüger etwas schwerer: Die Gefahr einer Entlarvung steigt, wenn auch noch PayPal dazwischengeschaltet ist. Dass eBay das auch so sieht, zeigt sich in den Regeln für den Verkauf von Apples iPhone: Da muss PayPal akzeptiert werden.

Eine PayPal-Pflicht auch für private Verkäufer ist dagegen unwahrscheinlich: Bei Privatverkäufern sank die PayPal-Akzeptanz immer weiter ab, heute akzeptiert noch nicht einmal jeder dritte Private PayPal.

Wirklich durchgreifende strukturelle Änderungen erwarte ich eigentlich nicht. Es könnte sein, dass eBay die Einstellgebühren senkt und im Gegenzug die Verkaufsprovisionen erhöht, wie das u.a. bereits heute bei den preisgebundenen Büchern der Fall ist.

Fazit: Es bleibt spannend. Ich vermute, dass eBay im Januar Einzelheiten zu den geplanten Änderungen bekanntgeben wird, die dann Mitte oder Ende Februar wirksam werden.


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aXel Gronen
Köln, 17.12.2007
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Axel Gronen August 2006

Mr. Research Marktanalyse Konkurrenzanalyse für eBay

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© 2007 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 17.12.2007.
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