Die eBay-Reform: Zusammenfassung und Bewertung
Letzten Freitag war ich in Dreilinden und habe mich vor Ort über die geplanten Änderungen bei eBay informieren lassen. Dabei hatte ich mich vertraglich verpflichtet, dazu frühestens heute um 12 Uhr etwas zu veröffentlichen.
Mein Fazit stelle ich an den Anfang: Ich halte die Reform im Großen und Ganzen für gelungen. Einige angebliche Verbesserungen entpuppen sich aber bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung.
Zum besseren Verständnis sollten Sie zunächst die Pressemitteilungen eBays lesen.
Die neue Gebührenstruktur
Weitere Infos zur neuen Gebührenstruktur finden Sie in eBays Pressemitteilung.
Das Wichtigste ist die Unterscheidung der Verkäufer als privat oder gewerblich: Für private Verkäufer werden die Gebühren einfacher und unterm Strich meistens niedriger, bei gewerblichen Verkäufern wird es kompliziert und teilweise teurer. Detaillierte Infos zu den neuen Gebühren für private Verkäufer finden Sie hier, für gewerbliche hier.
Die bei privaten Anbietern meistgenutzte Auktion mit einem Euro Startpreis wird deutlich preiswerter: Mit Galeriebild kostete die zuletzt 49 Cent Angebotsgebühren, ab 20. Februar entfallen die Angebotsgebühren dafür ganz. Zwar wird im Gegenzug die Verkaufsprovision erhöht, unterm Strich ergibt sich aber für private Verkäufer in fast allen Fällen eine Preissenkung. Auch sonst wird die Angebotsgebühr gesenkt und die Verkaufsprovision erhöht, was ein Zugewinn an Fairness ist: Die eBay-Kosten sind damit leistungsbezogener und besser kalkulierbar.
Bei den gewerblichen Anbietern wird es durch die starke Differenzierung komplizierter, aber auch ein Stück weit gerechter. Insbesondere wird in manchen Kategorien künftig berücksichtigt, dass dort die Margen ohnehin schon sehr gering sind und Angebote dort bei hohen eBay-Gebühren unwirtschaftlich wären.
Neu ist, dass es für Powerseller Prämienprogramme gibt, durch die sich die Verkaufsprovisionen theoretisch um bis zu 36 Prozent reduzieren lassen. Die sind aber eine Mogelpackung und für die meisten Verkäufer unerreichbar. eBay hat nämlich leider nicht berücksichtigt, dass die detaillierten Verkäuferbewertungen (DSRs) in Deutschland durchschnittlich viel schlechter ausfallen, als beispielsweise in den USA oder in Großbritannien. Das von eBay für das Prämienprogramm geforderte DSR von 4,6 wird derzeit meiner Schätzung nach nur von ungefähr drei Prozent der Powerseller erreicht, siehe auch meinen Artikel zur Bedeutung der DSRs.
Zwar könnten gewerbliche Verkäufer durch eine Senkung der Versandkosten oft ein DSR von 4,6 erreichen, das rechnet sich aber nur bei sehr hochpreisigen Artikeln. Ein Versandkosten-DSR von 4,8 ist in Deutschland wohl nur mit versandkostenfreier Lieferung zu erreichen, das dürfte sich nur für Anbieter rechnen, die der Wettbewerb ohnehin dazu zwingt (beispielsweise Verkäufer neuer Bücher).
Grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee, "gute" Verkäufer zu belohnen, um damit Qualität und Service zu erhöhen. Dabei muss eBay aber berücksichtigen, dass deutsche Käufer viel kritischer sind, als die Kunden im Ausland. Fair wäre, wenn eBay sich z.B. beim DSR für Versandkosten mit einem Wert von 4,4 begnügen würde. Beim Vesandkosten-DSR unrealistische 4,6 oder gar 4,8 zu verlangen bedeutet, dass nur ein sehr geringer Teil der Verkäufer in den Genuss der Prämienprogramme kommen wird.
"Beliebteste Artikel": Die neue Standard-Sortierung der Suchergebnisse auf eBay
Ich halte die neue Standardsortierung bei eBay für die interessanteste und beste Änderung im Rahmen der eBay-Reform.
Weitere Infos dazu finden Sie auf dieser eBay-Seite.
Diesem Thema werde ich in den nächsten Tagen einen eigenen ausführlichen Artikel widmen.
Für die Verkäufer ist insbesondere wichtig, dass die Angebote von Verkäufer mit schlechtem Versandkosten-DSR in Zukunft kaum noch Käufer finden werden, denn die werden weit hinten angezeigt. Als schlecht gilt dabei ein Versandkosten-DSR von 3,5 oder niedriger - das betrifft also in erster Linie echte Versandkostenabzocker. Insgesamt müssen Verkäufer sich in Zukunft mehr Gedanken über ihre Angebote machen und dabei stärker auf Kundenwünsche eingehen.
Neue Services für noch mehr Sicherheit
eBay schafft den Standard-Käuferschutz ab und bietet künftig nur noch PayPalzahlern einen Käuferschutz an - den allerdings ohne Selbstbeteiligung und bis zu 1.000 Euro. Mich wundert nur, dass eBay das nicht schon früher gemacht hat: So wird PayPal für Käufer noch attraktiver und Verkäufer werden zunehmend gezwungen, auch PayPal-Zahlungen zu akzeptieren. Neu ist, dass im Falle eines Falles auch die Versandkosten erstattet werden.
Weitere Infos zum PayPal-Käuferschutz finden Sie hier.
eBay hat das Sicherheitsportal überarbeitet und verbessert, weitere Infos dazu finden Sie hier.
Weiterentwicklung des eBay-Bewertungssystems
Die umstrittenste Neuerung ist, dass Verkäufer ab Juni 2008 ihre Käufer nicht mehr neutral oder negativ bewerten können, siehe dazu meinen Artikel. Letztlich hängt die Akzeptanz dieser Neuerung stark davon ab, ob eBay das Versprechen hält, künftig Meldungen unzuverlässiger Käufer besser und effizienter zu bearbeiten.
Zwei andere größere Änderungen kann man nur gutheißen: Künftig zählen für die Bewertungsquote nicht mehr alle jemals erhaltenen Bewertungen, sondern nur noch die der letzten 12 Monate. Und künftig werden die Bewertungspunkte der Powerseller stark anwachsen, weil man von Stammkunden auch mehrfach bewertet werden kann.
Weitere Infos zu den Änderungen innerhalb des Bewertungssystems finden Sie hier.
Das neue Bonusprogramm der eBay-Kreditkarte
Von der eBay-Kreditkarte halte ich nichts: Die ist mit einer Jahresgebühr von 24,90 Euro sehr teuer. Und die maximal 2 Prozent auf mit der Karte gezahlte eBay-Umsätze helfen da nicht wirklich: Man muss schon mindestens 1.250 Euro umsetzen, um auch nur die Jahresgebühr wieder rauszuhaben.
Für Verkäufer ist diese Karte äußerst ärgerlich: Vor allem deshalb, weil die nervige Werbung dafür in der Kaufabwicklung auftaucht und vielen Käufern suggeriert, man müsse bei diesem Verkäufer mit Kreditkarte zahlen. Außerdem gehen natürlich die 2 Prozent Vorteil für den Käufer zu Lasten des Verkäufers: Der muss ungefähr das Doppelte der Käuferersparnis an PayPal zahlen.
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