Noch mehr unsinnige eBay-Versandkostenlimits
Dass ich ein Gegner der starren und weltfremden Versandkostenlimits bei eBay bin, habe ich bereits mehrfach betont - unter anderem hier. Leider gehört das zu den vielen Punkten, wo man bei eBay lieber auf den eigenen "Sachverstand" vertraut - wie vorher schon beispielsweise bei eBay Express, bei der Gewichtung neutraler Bewertungen und bei der Frage der Bewertungsrücknahmen.
Seit dem 15. Juni 2008 gelten in 31 Unterkategorien maximale Versandkosten. Ab dem 4. November geht es mit den Limits aber erst richtig los, das begründet eBay mit dem "großen Erfolg" dieser Limits. Auf dieser eBay-Seite können Sie alles Wichtige dazu nachlesen.
Ich sehe Versandkostenlimits keineswegs als "großen Erfolg", sondern in erster Linie als bürokratische Gängelung professioneller Verkäufer durch ahnungslose Laien.
Bei eBay kennt man offensichtlich die Fakten nicht und hat jeden Bezug zum realen Leben verloren. Dazu zwei Beispiele:
Ein Maxibrief kostet schon alleine 2,20 Porto. Nimmt ein gewerblicher Verkäufer dafür die erlaubten 2,50 Euro, dann muss er davon bezahlen:
2,20 Euro Porto
0,40 Euro Umsatzsteuer
2,60 Euro gesamt
Dabei habe ich jetzt keine Kosten für das Verpacken (Arbeit!), das Verpackungsmaterial und das Einliefern beim Postamt (Arbeit und Wartezeit!) berücksichtigt.
Interessant und wichtig ist schon die Umsatzsteuer: Bei Briefen und Warensendungen können gewerbliche Anbieter keine Vorsteuer geltend machen, die müssen also auf die Versandkosten die volle Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent berechnen und abführen. Von diesen Kosten weiß bei eBay offenbar niemand etwas, hier empfehle ich dringend Nachhilfe im Steuerrecht.
Bei der Warensendung für erlaubte 2,00 Euro sieht es nicht viel besser aus:
1,65 Euro Porto
0,32 Euro Umsatzsteuer
1,97 Euro gesamt
Auf den ersten Blick kann man als Verkäufer da also 3 Cent Gewinn machen - ohne Kosten für das Verpacken (Arbeit!), das Verpackungsmaterial und das Einliefern beim Postamt (Arbeit und Wartezeit!).
Zur Erinnerung auch hier: Bei Briefen und Warensendungen können gewerbliche Anbieter keine Vorsteuer geltend machen, die müssen also auf die Versandkosten die volle Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent berechnen und abführen. Von diesen Kosten weiß bei eBay offenbar niemand etwas, hier empfehle ich dringend Nachhilfe im Steuerrecht.
Für Pakete und andere Versandformen gilt künftig in 150 Kategorien ein Versandkostenlimit von 7 Euro. Auch das ist natürlich im Regelfall nicht kostendeckend - wenn man nicht gerade mehrere tausend Pakete monatlich mit entsprechenden Sonderkonditionen hat.
Natürlich wird eBay auch mit diesen schwachsinnigen Limits weiter funktionieren: Als Verkäufer muss man dann eben zusätzliche Kosten in den Artikelpreis einkalkulieren. Aber ich denke, eBay unterschätzt dabei mal wieder dadurch ausgelöste Emotionen: Hass, Frust und hilflose Ohnmacht sind Gefühle, die man im eBay-Management weder kennt, noch nachvollziehen kann. Aber jede solche Maßnahme motiviert selbst erfolgreiche eBay-Händler, sich nach Alternativen umzusehen.
Hoffentlich kapiert man bei eBay bald, dass man Kühe nicht schlachten darf, wenn man sie weiter melken will.
Nachtrag vom 30.09.08: Zwei Punkte hatte ich noch vergessen.
Zum einen die Kosten aus der Verpackungsverordnung, die alle gewerblichen eBay-Verkäufer zu tragen haben. eBay müsste das eigentlich wissen, immerhin kassiert man dort ja fette Provisionen von Landbell.
Zum anderen die Geschichte mit dem Kombiversand. Tatsache ist: Gelegentlich fühlen sich Käufer bei den Versandkosten abgezockt und sind äußerst unzufrieden. Das passiert aber nicht, wenn sie nur einen Artikel kaufen: Denn die Versandkosten dafür sind ja vorher gut sichtbar und bekannt. Problematisch ist es, wenn gleich mehrere Artikel gekauft werden und der Verkäufer trotzdem keinen oder nur einen sehr geringen Versandkostenrabatt gewährt. Dieses Problem unzufriedener Käufer wird aber mit eBays Versandkostenlimits gar nicht gelöst!
Im Gegenteil, eBay fördert den Frust beim Kombiversand noch: Die eBay-eigene Kaufabwicklung ist ein einziger Murks und Kombiversand und Versandkostenrabatte funktionieren nicht richtig. Theoretisch hat eBay mit der Übernahme von Afterbuy das nötige KnowHow erworben, in der Praxis aber wird das nicht genutzt. Statt das eigentliche in eBays Technik liegende Problem zu lösen, eröffnet man lieber Nebenkriegsschauplätze und gängelt die Verkäufer.
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