Schwaches Weihnachtsquartal bei eBay?
In der kommenden Nacht zu Donnerstag wird eBay die Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2008 bekanntgeben. Ich rechne damit, dass die Umsätze und Gewinne leicht zurückgehen. Beim Gross Merchandise Volume (also der Gesamtheit aller über eBay gehandelten Waren und Dienstleistungen) rechne ich sogar mit einem stärkeren bis starken Rückgang.
Die von mir erwarteten vergleichsweise schwachen eBay-Zahlen sind keine Folge der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise, denn dann könnte auch Mitbewerber Amazon nicht schon wieder einen neuen Rekord im Weihnachtsgeschäft vermelden. In meinen Augen ist einfach der eBay-Hype vorbei, eBay hat sich im Laufe der Zeit von einem sympathischen Flohmarkt mit Community zu einem knallharten Marktplatz vorwiegend gewerblicher Händler entwickelt, der in z.B. Amazon und den Preisvergleichsportalen starke Wettbewerber hat. Außerdem steht eBay zunehmend im Ruf, der Tummelplatz für Betrüger, Markenfälscher, Hehler und Pleitekandidaten zu sein.
Das eBay-Management hat viele Fehler gemacht und sich viel zu spät an den eigentlich wichtigen eBay-Kunden orientiert: An den Käufern. Inzwischen ist das Pendel zu weit ausgeschlagen: Die neue Käuferorientierung geht stark zu Lasten der Händler, die nun insbesondere in Deutschland unnötig oft unter automatisch verhängten Handelslimitierungen zu leiden haben. Insbesondere für "kleine" Händler wird in Deutschland die Luft immer dünner: Die zahlen höhere eBay-Gebühren, können als Einzelkämpfer teilweise nicht ununterbrochen hohe Kundenzufriedenheit und kurze Versanddauer garantieren und leiden unter den hohen Grundkosten, die durch unumgängliche Rechtsberatung und neue gesetzliche Hürden wie der Verpackungsverordnung geschaffen werden.
Fazit: Die Zeit eBays ist vorbei, der Zenit seit rund einem Jahr überschritten und es wird mit dem Kerngeschäft eBays weiter abwärts gehen. Gute Zukunftsaussichten sehe ich vor allem für die eBay-Tochter PayPal - wenn dort die Marktführerschaft als Onlinezahlungsdienst nicht zu satt macht, denn ich sehe die Gefahr, dass PayPal die Zukunft (also das Zahlen per Handy) verschläft.
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