Tradoria führt zum 1. September ein neues Gebührenmodell ein, das sich für viele Händler als zum Teil drastische Preiserhöhung auswirkt.
Die Mail, die Tradoria dazu den eigenen Händlern schickt, erinnert mich sehr an das "Schönsprech" von eBay: Dort wird nämlich im Betreff behauptet "Tradoria wird günstiger". Ich sehe das anders, für einen großen Teil der Händler wird Tradoria teurer.
Tradoria hat bisher neben einer Monatspauschale prozentuale Verkaufsprovisionen zwischen 5,5 und 8,5 Prozent erhoben. In Zukunft liegen die Verkaufsprovisionen bei 2 Prozent (Elektronik) oder 7 Prozent (alles andere) und es gibt zwei zusätzliche Kostenarten: Eine "Servicepauschale" von 50 Cent oder 1 Euro und eine "Paymentgebühr" von 3 Prozent.
Update 24.08.2011: Tradoria hat auf die von vielen geäußerte Kritik reagiert und die Servicegebühr stärker gestaffelt und teilweise gesenkt. Das wirkt sich vor allem Händler mit eher kleinen Warenkörben positiv aus, nähere Infos finden Sie am Ende des Artikels.
Die monatlichen Pauschalen bleiben gleich, daher berücksichtige ich die in den folgenden Beispielen nicht.
Fall 1: Schuhverkäufer mit durchschnittlichem Warenkorb von 100 Euro und 2.000 Euro Monatsumsatz
Alte Gebühr:
8,5 Prozent Verkaufsprovision von 2.000 Euro = 170 Euro.
Neue Gebühr:
7,0 Prozent Verkaufsprovision von 2.000 Euro = 140 Euro
3,0 Prozent Paymentgebühr von 2.000 Euro = 60 Euro
20 * 1 Euro Servicegebühr = 20 Euro
Gesamt: 220 Euro, also 29,4 Prozent Preiserhöhung.
Fall 2: Schuhverkäufer mit durchschnittlichem Warenkorb von 50 Euro und 12.000 Euro Monatsumsatz
Alte Gebühr:
6,5 Prozent Verkaufsprovision von 12.000 Euro = 780 Euro.
Neue Gebühr:
7,0 Prozent Verkaufsprovision von 12.000 Euro = 840 Euro
3,0 Prozent Paymentgebühr von 12.000 Euro = 360 Euro
240 * 1 Euro Servicegebühr = 240 Euro
Gesamt: 1.440 Euro, also 71,4 Prozent Preiserhöhung.
Fall 3: Spielkonsolenverkäufer mit durchschnittlichem Warenkorb von 120 Euro und 12.000 Euro Monatsumsatz
Alte Gebühr:
6,5 Prozent Verkaufsprovision von 12.000 Euro = 780 Euro.
Neue Gebühr:
2,0 Prozent Verkaufsprovision von 12.000 Euro = 240 Euro
3,0 Prozent Paymentgebühr von 12.000 Euro = 360 Euro
100 * 1 Euro Servicegebühr = 100 Euro
Gesamt: 700 Euro, also 10,3 Prozent Preissenkung.
Fall 4: Speicherkartenverkäufer mit durchschnittlichem Warenkorb von 20 Euro und 1.000 Euro Monatsumsatz
Alte Gebühr:
8,5 Prozent Verkaufsprovision von 1.000 Euro = 85 Euro.
Neue Gebühr:
2,0 Prozent Verkaufsprovision von 1.000 Euro = 20 Euro
3,0 Prozent Paymentgebühr von 12.000 Euro = 30 Euro
50 * 1 Euro Servicegebühr = 50 Euro
Gesamt: 100 Euro, also 17,6 Prozent Preiserhöhung
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Es wird also für fast alle Tradoria-Händler teurer. Die einzige Ausnahme sind Anbieter von Artikeln aus dem Bereich Elektronik - aber auch nur dann, wenn die relativ große Warenkörbe haben (sonst schlägt die neue Servicegebühr zu sehr zu Buche).
Natürlich hat jeder betroffene Händler bei Tradoria nun ein Sonderkündigungsrecht. In verschiedenen Foren-Beiträgen melden sich bereits Händler, die von diesem Recht Gebrauch gemacht haben.
Update 24.08.2011: Tradoria hat auf die von vielen geäußerte Kritik reagiert und die Servicegebühr verändert und teilweise gesenkt. Die ist nun gestaffelt und liegt je nach Warenkorbgröße zwischen 25 Cent und 1 Euro. Die Fallbeispiele habe ich daher neu berechnet, im Fall 4 ergibt sich nun eine Änderung:
Da beträgt die Servicegebühr nun statt 50 Euro nur noch 25 Euro. Statt einer Preiserhöhung um 17,6 Prozent ergibt sich dort nun eine Preissenkung von 11,8 Prozent.
Insgesamt ist daher die Preisänderung bei Tradoria nun etwas ausgewogener: Zwar wirkt die sich bei vielen immer noch als Preiserhöhung aus, aber es gibt nun mehr Händler, die sich unterm Strich über eine Preissenkung freuen können.