Dem Bundeskartellamt reicht offenbar die Mitteilung Amazons, man wolle künftig die umstrittene Preisparität nicht mehr durchsetzen, nicht aus: Das Verfahren gegen Amazon läuft weiter und neuerdings geht das Kartellamt sogar deswegen gegen große Amazon-Händler vor.
Offenbar hat Amazon das Statement des Bundeskartellamts nicht ernst genommen. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, sagte dazu damals: „Das Bundeskartellamt bewertet derzeit, ob die Maßnahmen nach Form, Inhalt und Umfang ausreichen, das Verfahren gegen Amazon insoweit zu erledigen. Hierfür ist unter anderem erforderlich, dass das Unternehmen von der Preisparität endgültig Abstand nimmt und auch nach den Umständen keine Wiederholungsgefahr mehr besteht. All dies ist derzeit noch Gegenstand unserer Prüfung.“
Offenbar hat Amazon nichts weiter unternommen und insbesondere keine bindende Unterlassungserklärung zur Preisparität abgegeben. Das Bundeskartellamt würde sonst nicht gegen einzelne Amazon-Händler vorgehen: Zu Preisabsprachen gehören nunmal mindestens zwei und ein Vorgehen gegen Amazon-Händler wäre sinnlos, wenn sich Amazon eindeutig und unwiderruflich von der Preisparität verabschiedet hätte.
Ich halte das für einen geschickten Schachzug des Bundeskartellamts, das so nun auf dem Umweg über sehr große Händler den Druck auf Amazon erhöht. Amazon hat massive Fehler gemacht, die Abschaffung der Preisparität hätten die durchaus vermarkten können. Stattdessen sieht Amazon nun wie ein Verlierer und Getriebener aus: Die Preisparität wurde zwar faktisch abgeschafft, das Kartellamt geht aber deswegen weiter gegen Amazon vor.
Das Gleiche gilt auch für das Verfahren Hood ./. Amazon: Da Amazon gegenüber Hood keinerlei Erklärung abgegeben hat, läuft das Verfahren weiter. Vermutlich wird das Bundeskartellamt noch in diesem Jahr (gegen Amazon?) entscheiden, Hood.de wird dann im Frühjahr das ausgesetzte Verfahren fortsetzen. Durch das ganze Hin- und Her sind Amazons Chancen dabei nicht gerade gestiegen...
Update 22.10.2013: In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung wird die amazon-kritische Haltung des Bundeskartellamt sehr deutlich. Der Präsident des Bundeskartellamts Andreas Mundt äußert sich dort wie folgt:
"Die Bedingungen, zu denen Amazon den sogenannten Marketplace betreibt, haben wettbewerbsbehindernde Wirkung. Außerdem werden dadurch Marktzutrittsbarrieren errichtet"
"Es läuft ein Verfahren, und wir sind mit Amazon im Gespräch, um diese Wettbewerbsbehinderung zu beseitigen. Falls nötig werden wir gegen Amazon auch eine glasklare Verfügung erlassen", kündigte Mundt an.