Flutopferspendenaktion blamiert Beteiligte
Die Spendenaktion von eBay und DHL zu Gunsten der Opfer der Flutkatastrophe in Südasien ist trotz (oder sogar wegen) der überwältigenden Spendenbereitschaft der Deutschen eine riesige Blamage für die Beteiligten. Ich zitiere nun zunächst mal die Pressemeldung eBays dazu, die ich dann weiter unten kommentiere:
"Wir wollen helfen" bringt 2,2 Millionen Euro für Tsunami-Hilfe ein
200.000 Spendenpakete bei gemeinsamer Aktion von Deutsche Post World Net und eBay versteigert
Scheckübergabe an "Ein Herz für Kinder"
Bonn/Berlin, 21. Februar 2005 - Mit der Übergabe eines Schecks in Höhe von 2.208.138 Euro an "Ein Herz für Kinder" endet ein außergewöhnliches Hilfsprojekt für Opfer der Flutkatastrophe. Deutsche Post World Net und eBay hatten aufgerufen, Gegenstände zu spenden, die in Internet-Auktionen zugunsten von Kindern in Südostasien versteigert wurden. Insgesamt kamen in knapp zwei Wochen rund 200.000 Pakete zusammen, die im Zeitraum von fünf Wochen auf eBay versteigert wurden.
Die Aktion stellte sowohl die Deutsche Post World Net als auch eBay vor große Herausforderungen. Zwischen der Idee am Silvestertag und der Bekanntgabe am 4. Januar lagen nur vier Tage. Bereits am 5. Januar gingen mehrere tausend Spendenpakete ein, binnen einer Woche waren es über 100.000. Lagerfläche, Personal, Ausrüstung und Datenleitungen mussten in kürzester Zeit mehrfach aufgestockt werden. Rund 400 Mitarbeiter sorgten für den reibungslosen Ablauf, so dass durchschnittlich fünftausend Auktionen pro Tag ins Internet gestellt wurden. Die Seite www.ebay.de/wir_wollen_helfen verzeichnete über 30 Millionen Besucher, über 1 Millionen Gebote wurden abgegeben. Den höchsten Erlös erzielte ein Notebook mit 3.416 Euro.
Die Spendenpakete konnten vom 05.-17. Januar 2005 kostenlos in allen Postfilialen abgegeben werden. Nach dem Transport zu einer zentralen Sammelstelle sorgten Deutsche Post World Net und eBay dafür, dass die Spenden fotografiert, beschrieben und auf der Auktionseite eingestellt wurden. Der Erlös der Versteigerungen kommt ohne Abzüge "Ein Herz für Kinder" zu gute.
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Den größten Profit von dieser Spendenaktion haben leider nicht die Flutopfer, sondern die Firma Deutsche Post World Net: Die hat über 1,4 Millionen Euro an Versandkosten kassiert! Den Käufern wurden nämlich jeweils sieben Euro Versandkosten pro Paket berechnet. Dafür mussten zwar die 200.000 Pakete zwei Mal transportiert werden (einmal nach Braunschweig, danach zum Käufer), aber für diese Leistung hätte man als Großkunde sicherlich weniger als eine Million Euro zahlen müssen.
Alle Beteiligten bekamen eine riesige kostenlose Werbung: eBay und DHL gingen wegen der Spendenaktion oft und regelmäßig durch alle Medien. Die Firma SE.LL-Service GmbH & Co. KG hat die Artikelbeschreibungen erstellt und macht nun Werbung mit der angeblich riesigen Erfahrung im Verkauf von Waren über eBay.
Gerade die Deutsche Post World Net und SE.LL-Service haben also ordentlich Gewinn gemacht, dafür aber denkbar schlechte Arbeit geliefert: Obwohl viele Käufer davor zurückschreckten, bei dieser vermeintlich wohltätigen Aktion schlechte Bewertungen zu geben, waren nur 93,7 Prozent der Bewertungen positiv.
Den relativ geringen Erlös von gerade mal elf Euro pro Paket "verdanken" die Spender und Flutopfer der miserablen Arbeit von SE.LL-Service: Die Artikelbeschreibungen waren selten größer als ein Halbsatz und oft völlig an der Sache vorbei. Insgesamt lohnte die Aktion vor allem für risikofreudige Schnäppchenjäger, die die unprofessionellen Artikelbeschreibungen ignorierten und darauf vertrauten, dass die angebotenen Pakete fast immer besser als beschrieben waren.
Wie man im Bewertungsprofil von wir_wollen_helfen nachlesen kann, hat auch die Deutsche Post World Net im großen Umfang geschlampt: Dort gibt es tausende Beschwerden über Pakete, die stark beschädigt oder gar nicht ankamen.
Fazit: Hier hat sich SE.LL-Service endgültig als Verkaufsagent disqualifiziert - ehe man seine Ware dieser Firma anvertraut, sollte man sie lieber verschenken. Elf Euro Erlös pro Paket (nicht pro Artikel!) sind einfach lächerlich. Und die Deutsche Post World Net hat bewiesen, dass man dort nicht in der Lage ist, Pakete in nennenswertem Umfang zuverlässig und beschädigungsfrei zu transportieren.
Axel Gronen
22.02.2005
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Meldungen 4. Quartal 2004
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