Erste Eindrücke von der eBay Live!
Nach dem ersten Tag der eBay Live! in Düsseldorf möchte ich eine Zwischenbilanz ziehen und erste Eindrücke schildern. Ich hatte mir bereits gestern nachmittag einige Gedanken über den Titel meines Artikels gemacht und dabei drei Ideen in die engere Wahl gezogen:
- Enttäuschende Besucherzahlen
- eBay feiert - das Powersellersterben geht weiter
- Datenschutzprobleme bei eBay Live!
Letztlich habe ich mich dann doch für eine etwas neutralere Überschrift entschieden ;-)
Enttäuschende Besucherzahlen
Tatsache ist, dass nur rund 1.500 Besucher den ersten Tag der eBay Live! in Düsseldorf erlebten. Die wurden dann aber von den über 500 angereisten eBay-Mitarbeitern bestens betreut und unterhalten. Das war für eBay etwas enttäuschend, denn man hatte sich auf bis zu 3.800 Besucher eingestellt und im Düsseldorfer Kongresszentrum sah es ziemlich leer aus: Die Besucher verteilten sich auf eine große Fläche und schafften es natürlich nicht, den "Marktplatz" und die 2.100 Seminarplätze wirklich zu füllen.
Im Gegensatz zur eBay Live! 2003 im Berliner Tempodrom hatte man in Düsseldorf vor der Hauptbühne recht wenig Platz gelassen, so sah es wenigstens dort bei der Eröffnung um 11 Uhr ziemlich voll aus. Der von Haupt-Sponsor DHL geschickte Thomas Gottschalk riss mit seinen üblichen flachen Witzchen nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin und wickelte seinen Auftritt in gewohnter Routine und ohne sonderliches Engagement ab. Der frühere Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk gab sich da mehr Mühe, richtige Stimmung kam aber nicht auf.
Gerade im Vergleich zu früheren eBay-Veranstaltungen in Berlin, Zürich und San Jose fand ich eines besonders auffällig: In Deutschland schafft eBay es nicht mehr, ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Letztes Jahr in San Jose wurden die eBay-Chefs wie Popstars gefeiert. Gestern in Düsseldorf fühlte man sich eher wie auf einer Computermesse - wenn da nur mehr Besucher gewesen wären. So war es eher eine Firmenpräsentation im Stil eines "Tag der offenen Tür". eBay hat sich mit der Organisation und beispielsweise den Darstellungen und Ständen der einzelner Kategorien viel Mühe gegeben, konnte aber die hohe Erwartungshaltung der angereisten Kunden (nicht Mitglieder...) kaum erfüllen.
Warum so wenige Besucher da waren, ist schwer zu erklären. Immerhin hat eBay für die Veranstaltung massiv geworben und massenhaft Freikarten verteilt. Vielleicht lag es an dem Termin: Dank des Feiertags konnte man sich mit nur einem Brückentag ein besonders langes Wochenende schaffen und vielleicht haben das viele lieber für einen Kurzurlaub genutzt, als für eBays Firmenpräsentation im verregneten Düsseldorf.
eBay feiert - das Powersellersterben geht weiter
Diese Formulierung hatte ich bereits vor der eBay Live! im Kopf: In letzter Zeit häufen sich die Powerseller-Pleiten. Darüber berichte ich nächste Woche ausführlich, die Zahlen sind erschreckend.
Datenschutzprobleme bei eBay Live!
Mich überraschte nicht, dass eBay auch auf der eBay Live! demonstrierte, wie unsensibel man dort gegenüber den Datenschutzbedürfnissen anderer ist, informationelle Selbstbestimmung ist für eBay absolut kein Thema. eBay hatte "vergessen", die Besucher über die Besonderheiten der verteilten Besucherausweise zu informieren: Die sind mit RFID-Chips ausgestattet, theoretisch könnte man so mit einigen taktisch gut verteilten Scannern in Besucherprofilen nicht nur ermitteln, wer wann welches Seminar besuchte, sondern auch, wann jemand an einem Essensstand oder auf der Toilette war. Mir fielen aber nur im Eingangsbereich derartige Scanner auf, vermutlich wurde also nur erfasst, wie lange die einzelnen Besucher auf der eBay Live! waren und wann das Düsseldorfer Kongresszentrum wieder verlassen wurde.
Ein anderes Problem war die Konfiguration des Browser an den vielen Internetterminals: Dort war Microsofts automatische Ausfüllhilfe nicht abgestellt. Man konnte sich also mit einem einzigen Mausklick mit Namen und Passwort vorheriger Nutzer bei eBay einloggen und hätte so einiges Schindluder treiben können. 2003 in Berlin war daran noch gedacht worden: Da hatte man die Internetbrowser anders konfiguriert.
Kein Schatten ohne Licht
Trotz meiner Kritik ziehe ich ein positives (Zwischen-)Fazit: Mir gefällt die eBay Live! und ich werde auch in Zukunft immer wieder gerne zu solchen Veranstaltungen fahren. Nirgends sonst hat man die Gelegenheit, so viele Mitarbeiter und Kunden eBays persönlich zu treffen. Das Seminar- und Unterhaltungsangebot war auch in Düsseldorf erstklassig.
Ich finde es allerdings schade, dass eBay Deutschland es Ausstellern so schwer macht: Stände auf dem eBay-Marktplatz kosten rund 12.000 Euro, die natürlich in keinem gesunden Verhältnis zur vergleichsweise geringen Besucherzahl stehen. In den USA kostet ein Ausstellungsstand z.B. auf der kommenden eBay Live! in Las Vegas nur etwa die Hälfte - dafür gibt es dort mindestens doppelt so viele Besucher.
In Düsseldorf wurde den Ausstellern sogar vorgeschrieben, welches Prospektmaterial sie auslegen durften. Mehrfachbelegungen waren nicht erlaubt, es konnten sich also nicht mal eben einige kleinere Firmen für einen Messestand zusammentun. Einige Stände wurden gratis vergeben - aber natürlich nur an handverlesene und als besonders loyal geltende "eBay-Partner". Das Interesse potenzieller Aussteller war groß - aber bei diesen Kosten ist es kein Wunder, dass zahlreiche Standplätze einfach leer blieben. eBay hat damit weder sich, noch den Besuchern einen Gefallen getan: Leerstehende Plätze sind Verschwendung.
Eigentlich wollte ich viel zeitnäher von der eBay Live! berichten. Aber im Gegensatz zur letztjährigen eBay Live! gab es in Düsseldorf kein kostenfreies W-LAN. Und ich war zu geizig, mal eben 85 Euro für einen ungefilterten Internetzugang zu investieren - heute bleibt mein Notebook zu Hause.
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