10.000 aktive Betrugs-Accounts und ca. 45.000 Käufe im Wert von 15 Millionen Euro.
Das sind die belegbaren Zahlen für den Monat Juli. Die Betrugsversuche mit der
sogenannten Nigeria-Masche haben bei eBay-Deutschland inzwischen ein erschreckendes
Ausmaß angenommen.
Gezielt kaufen die Nigerianer bei privaten Verkäufern und kleineren Händlern. Auf dem
Einkaufszettel stehen hochwertige Elektronik-Artikel wie Handys, Notebooks oder
Spielekonsolen. Bei solchen Artikeln liegt die Wahrscheinlichkeit Opfer zu werden, bei
20 bis 50%. Bei ihrer Abzock-Masche mit der vorgetäuschten Zahlungsbereitschaft setzen die Betrüger auf Masse, weil letztlich nur jeder 10. oder 20. Verkäufer darauf
reinfällt. Trotzdem bedeutet jeder Fake-Kauf für den Verkäufer Aufwand, Ärger und
Kosten. Zusätzlich fallen die Verkäufer-Daten (Real-Name, Adresse, Mail-Adresse und Kontonummer)
den Tätern in die Hände. Die Verwendung für anschließende Phishing-Attacken ist
nicht auszuschließen.
eBay hat dem Betrug der Nigerianer bisher so gut wie nichts entgegen gesetzt. Jetzt rächt
es sich, daß eBay keinerlei Hürden aufgestellt hat, um Anmeldung mit falschen
Identitäten zu unterbinden. Auf den eBay-Hilfeseiten sucht man vergeblich Hinweise auf
die verbreitete Betrugs-Masche der Nigerianer. Wie so oft wird das Thema totgeschwiegen
oder verharmlost.
Um das gigantische Ausmaß dieser Betrugsart zu dokumentieren, habe ich in den letzten
3 Wochen eine Liste mit aktiven Nigeria-Accounts zusammengestellt. Die aufgeführten
Accounts sind fast ausnahmslos in Großbritannien, den USA oder Australien angemeldet
worden. Alle haben über eBay.de in betrugstypischen Kategorien hochwertige Artikel erworben.
Für den (Kauf-)Zeitraum vom 04. Juli bis zum 25. Juli 2006 wurden insgesamt 5.549
Nigeria-Accounts gefunden, die sämtlich als Käufer bei eBay.de aktiv waren. Hier
die Liste, die ich dankenswerterweise bei bettercom.de ablegen durfte:
http://bettercom.de/auctiontools/bc/nigeria-060725
Für jeden einzelnen dieser Accounts kann ich die auf Anfrage die gespeicherten
Artikelnummern der Käufe benennen.
Die Accounts haben durchschnittlich 4,5 Artikel mit einem Warenwert von jeweils ca.
340 Euro gekauft. Rechnet man die erfassten 21 Tage auf den gesamten Monat Juli hoch,
kommt man auf 8.191 Accounts mit 36.900 Käufen. Die tatsächliche Anzahl wird etwa 20%
darüber liegen. Bei den Scans für die Listenerstellung sind nämlich nur bestimmte
Schüsselwörter abgefragt worden und nicht sämtliche eBay-Angebote und Käufer.
10.000 Accounts und 45.000 Käufe sind für den Juli realistische Werte.
Im Juli werden bei eBay.de Güter und Dienstleistungen für etwa 600 Millionen Euro
umgesetzt. Gut 2,5% (15 Millionen Euro) sind auf die Nigeria-Käufe zurückzuführen. Das
bringt eBay satte Einnahmen. Bei ca. 5-6% Einstell- und Verkaufsgebühren kommen im Juli
825.000 Euro Extra-Provisionen zusammen. Maximal 2/3 der betroffenen Verkäufer wird das
komplizierte Rückerstattungsverfahren durchlaufen und sich so ein Teil ihres Geldes von
eBay zurückholen.
Die Provisionsgewinne sind aber kein Ausgleich für den massiven Vertrauensschaden, den
eBay durch den Massen-Betrug erleidet. Was die Nigerianer veranstalten, ist
symptomatisch für das marode Sicherheitssystem von eBay. Herausforderungen werden zu
spät erkannt und nur zögerlich bekämpft. Zwischenzeitlich können organisierte
Betrügergruppen Millionengewinne abschöpfen und mit verbessertern Strategien ihre
Ressourcen noch gewinnbringender einsetzen. Die Rumänen haben das mit Phishing und
Account-Takeovern vorgemacht und die Chinesen ziehen gerade in großen Schritten nach.
In Posting #1 habe ich einige weitere Zahlen und Informationen eingestellt. Lesenswert
in diesem Zusammenhang sind auch die beiden folgenden Websites:
http://www.falle-internet.de/de/html/ap_ba_na_niascam.htm
http://members.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewUserPage&userid=nigeria-bieter
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