Kann sekaimon.com Erfolg haben?
Im Rahmen Ihrer neuen Kooperation haben eBay und Yahoo Japan die Website Sekaimon ins Leben gerufen. Zu dem Thema schrieb ein mir namentlich bekannter Leser aus Japan weitere Infos und erlaubte mir, seine Mail zu veröffentlichen:
Moin nach Deutschland,
ich bin sowohl bei eBay (ueber 3.000 Positive) als auch bei Yahoo Japan (ueber 4.300 Positive) aktiv.
Die Nachricht der Zusammenarbeit tauchte zuerst am 4.12. bei Yahoo Japan unter "Meine Auktionen" -> "Bekanntmachungen" auf. Zunaechst natuerlich etwas konsterniert (ich verdiene mein Geld damit, bei eBay zu kaufen und bei Yahoo Japan zu verkaufen), habe ich mich sofort schlau gemacht.
Die Site "sekaimon.com" habe ich sofort angeklickt und abgecheckt - die Anzahl der Kategorien sowie die Anzahl der angezeigten Artikel liegen weit unter den Pendants auf eBay.com.
Die Artikelbeschreibungen werden durch eine Uebersetzungsmaschine, die wohl analog zu Babelfish arbeitet, automatisch uebersetzt. Die Ergebnisse sind teilweise haarstraeubend, und das war am 4.12. auch schon Thema im hiesigen TV.
Sekaimon fungiert als Mittelsmann. Neben den Versandkosten vom Verkäufer zu Sekaimon fallen dann Kosten fuer den Weiterversand nach Japan an, sowie 15% Provision auf den Verkauf. Alles in allem nicht ganz billig fuer den insgesamt immer preisbewusster werdenden japanischen Konsumenten.
Die Seite zeigt derzeit zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Screenshot von der Hauptseite an, die von einem Fenster ueberlagert ist, dessen Text besagt, dass das Einloggen derzeit nur der Reihe nach moeglich sei, dass man es spaeter wieder versuchen moege, und dass man seine eMail-Adresse hinterlasse koenne, damit einem eine Mitteilung ueber die Wiedereroeffnung zugesandt werden koenne. Hmmm...
Analysten japanischer Finanzinstitute sehen das Ganze eher skeptisch und sind der Meinung, dass zumindest Yahoo dabei kaum Profit macht.
Weiter wird vermutet, dass es weniger um mehr Kunden fuer eBay und Yahoo geht, als um die Verbreitung von PayPal in Japan durch die Hintertuer. Da PayPal aufgrund der anhaltenden Probleme mit Kontosperren, willkuerlichen Rueckbelastungen und mangelnden Ueberpruefungen bei Kontoeroeffnung keine Aussicht auf Erteilung einer Lizenz in Japan hat, und da Yahoo selbst ueber ein sehr effizientes Kartenabrechnungssystem namens "Yahoo Kantan Kessai" verfuegt, welches dem Kaeufer die Zahlungsgebuehren auferlegt, Kartentransaktionen in Echtzeit prueft und Verkaeufern jede Zahlung innerhalb von 1 bis 2 Bankarbeitstagen spesenfrei und sicher ueberweist, stehen die Chancen fuer PayPal hierzulande nicht sonderlich gut.
Japaner, die international handeln wollen, tun dies bereits auf eBay. Wer sich scheut, ins Ausland zu verkaufen bzw. aus dem Ausland zu kaufen (Sprachbarriere, hohe internationale Zahlungsspesen, hohe Versandkosten), wird sich auch weiterhin auf Yahoo Japan beschraenken. Fast alle Artikel auf Yahoo tragen den Vermerk "VK verschickt nicht ins Ausland". Ich selbst erhalte gelegentlich Gebote aus Taiwan, China, Suedkorea, sowie von im Ausland lebenden Japanern, also samt und sonders Bieter, die zumindest Japanisch lesen koennen.
Mit der Anmeldung auf Yahoo Japan bestaetigt der Teilnehmer, der japanischen Sprache ausreichend maechtig zu sein, um Transaktionen problemlos abschliessen zu koennen.
Wer als Verkaeufer aktiv werden will, muss sich verifizieren lassen. Dazu wird nach Beantragung der Verifikation ein Zahlencode per Einschreiben-Eigenhaendig zugesandt, der innerhalb von 14 Tagen online einzugeben ist. Eine Nachsendung der Einschreibesendung ist dabei ausgeschlossen, ebenso eine Zustellung an Postfachadressen und Wohnheime. Weiterhin ist ein Monatsbetrag von JPY 294 (ca. EUR 1,80) faellig, der ueber die hinterlegte Kreditkarte bzw. das hinterlegte Bankkonto zusammen mit VK-Gebuehren abgebucht wird. Eine fehlgeschlagene Abbuchung fuehrt zur Suspendierung, die nur durch eine erneute Ueberpruefung nach erfolgter Zahlung aufgehoben werden kann.
Frueher war eine solche Ueberpruefung auch fuer auslaendische Verkaeufer moeglich, sie wurde jedoch vor einigen Monaten auf unbestimmte Zeit eingestellt, so dass man allenfalls ueber japanische Mittelsmaenner sich registrieren kann. Aber selbst eine direkte Registrierung aus dem Ausland brachte Probleme mit sich, denn die Zahlungen ueber das Yahoo-eigene Kartenabrechnungssystem koennen nur auf japanische Konten erfolgen, zu deren Eroeffnung man eine auf denselben Namen lautende japanische Adresse nachweisen muss. Nicht mit Wasserrechnung, sondern mit Fuehrerschein oder Auslaenderausweis...
Yahoo-Kaeufer koennen sich also verglichen mit eBay in relativer Sicherheit wiegen, da die Ueberpruefung der VK-Daten weitaus strenger ist als bei eBay.
"Verkaeuferschutz" ist nicht einmal Gespraechsstoff in Japan, weil es kein PayPal gibt...
Sobald sich Klagen ueber Nichtlieferung aus den USA bzw. Rueckbuchungen ueber PayPal bei Verkaeufen in die USA haeufen, wird Yahoo das Ganze wieder zu den Akten legen.
Die Sprachbarriere erledigt auch noch ihren Anteil - Uebersetzungsmaschinen kapitulieren vor dem orthographischen Erfindungsreichtum, den viele VK an den Tag legen... ;-).
Gruesse aus Japan
|