Leserbrief zum Thema eBay-Handel

Ich bekomme wöchentlich rund 500 Mails von meinen Lesern, die ich auch fast alle beantworte. In sehr vielen Mails geht es darum, beim ganzen Ärger über eBay, PayPal und das deutsche Abmahnunwesen mal richtig Dampf abzulassen. Viele würden das auch gerne öffentlich tun und bitten mich, dafür ein Forum einzurichten.

Leider ist mir der Betrieb eines solchen Forums zu riskant und vor allem zu teuer, denn dann würde ich nicht nur für meine eigenen Beiträge haftbar gemacht, sondern auch noch für die anderer Urheber.

Gelegentlich halte ich einen Leserbrief aber für interessant genug, dass ich ihn veröffentliche - so wie den gleich folgenden. Ich habe dazu einige Anmerkungen in kursiver Schrift gemacht und noch einige Links eingefügt, im eigentlichen Leserbrief waren gar keine Links enthalten. Der Name des Autors ist mir bekannt, wird aber auf seinen Wunsch hin nicht genannt.

Hallo nach Köln,

der heutige Newsletter setzt dem Ganzen langsam die Krone auf. Als Einzelfirma und (unter anderem) gewerblicher Ebay-Verkäufer mit rund 6.700 Bewertungen bekomme ich mal wieder neue Leckereien aufgetischt, sei es von unserer Rechtssprechung oder von Ebay.

Es ist nun mal so: Die Umsätze gehen immer weiter zurück, so daß ich mich (wie manch ein anderer auch) vom ausschließlichen Auktionsformat immer mehr auf Festpreisangebote verlegt habe, oder aber höhere Einstiegspreise definiert habe. Andere Warenangebote ergänzten mein Angebot, um nicht von einem Bereich abhängig zu sein.

Ich war immer reinen Gewissens, meinen Kunden wie auch dem Finanzamt gegenüber, Steuern wurden pünktlich gezahlt, Reklamationen zügig und fast immer zur Zufriedenheit auch der mäkeligsten Kunden bearbeitet.

Ein jeder Newsletter vom Wortfilter bringt neue und fast immer unliebsame Überraschungen (die einem die Handelskammer, in der man zwangsweise Mitglied ist, natürlich nicht verrät). Ständig ändert man AGB´s und Artikelbeschreibungen, um jedem provinziellen arbeitslosen Anwalt, der außer Abmahnungen zu schreiben nichts zu tun hat, zu Gefallen zu sein. Man will ja, so der eigene Anspruch, immer alles schön legal und korrekt machen.

Der Gipfel der Genüsse ist es nun, wenn man, als deutscher Unternehmer auf einer deutschen Internetplattform Waren anbietet, die nur nach Deutschland verschickt werden, auch noch auf die Sprache der Vertragsbedingungen hinweisen muß. Ein untragbarer Unsinn.

Dann ebay selber: Ursprünglich galt mal: Gleiche Preise für alle. Inzwischen, bereits durch die sogenannte Volksauktion verwässert, die nur für Privatkunden gilt, kommen so wirre Ideen auf wie eine Pay-Pal Pflicht. Das kommt wohl davon, wenn man an die Börse geht, vor lauter Gier (und dem Druck von Seiten der Aktionäre) werden die Ideen immer abstruser.

Ich habe mal nachgeschaut, vor vier Jahren habe ich knapp unter 10% meines Umsatzes an ebay an Gebühren bezahlt, mittlerweile sind es knapp über 15%.

Was kommt danach? Wie soll ich weiter wirtschaften? Oder auch: Wie machen das andere?

Ich leite für mich daraus ab: Wenn die Pay-Pal Pflicht kommt, sperre ich zu! Das ist das Maß, welches das Faß zum Überlaufen bringt. Dann mache ich halt ein Dutzend ebay-Accounts auf, alle privat, und habe mit nix mehr was zu tun. Steuern kann ich immer noch zahlen, aber der Verbraucher soll wegen mir in die Röhre gucken. Und Ebay erst recht. Immerhin muß ich sehen, wie ich klarkomme, das Interesse anderer Unternehmen, mehr Geld zu scheffeln in allen Ehren, aber so wird das nix. Letztlich sind Pay-Pal Gebühren auch Ebay-Gebühren!

Die Frage muß ich jetzt mal stellen: Wieviele von den zugesperrten Shops trudeln jetzt als Privatanbieter durch die Weltgeschichte? Oder auch: Wieviele von der Gesamtheit der Ebay-Accounts (in Deutschland, dem Hort von Bürokratie und Überverwaltung) gehören denn wieviel Leuten? Sei es, um Steuerpflichten zu umgehen oder um gesperrte Accounts zu umgehen oder auch einfach nur, um dem immer irrwitzigeren Verbraucherschutzgebaren aus dem Weg zu gehen?

Ich habe so viele davon getroffen, sei es beim Abholen gekaufter Ware oder auf Märkten, daß ich mich langsam frage, ob ich hier der einzige Idiot bin, der noch ehrlich ist.

Daraus und aus weiteren Beobachtungen leite ich auch die Frage ab, wielange es ebay in der heutigen Form noch geben kann? Wenn, wie selber beobachtet, immer mehr Leute nur "privat" verkaufen, wie lange dauert es, bis die Käufer immer unzufriedener werden? Bis letztlich keiner mehr kauft?

[Anmerkung Axel Gronen: Da möchte ich widersprechen, ich sehe keinen Rückgang bei den gewerblichen Verkäufen. Im Gegenteil: Der Anteil der (meist gewerblichen) Sofort-Kaufen-Angebote steigt kontinuierlich an und liegt inzwischen bei 41 Prozent!]

Es gab Zeiten, in denen über 80% der von mir mit einem Startpreis von 1,99 Euro angebotenen Artikel verkauft wurden, weit überwiegend mit einem deutlich höheren Endpreis, derweil geht grade mal noch ein Drittel der angebotenen Artikel über den Tisch, meist zum (höheren und mithin auch teureren) Startpreis. Das gleiche Bild, wenn ich mal meine Hauptwettbewerber und ihre Verkäufe unter die Lupe nehme.

Dazu kommt ein von seiten ebay´s absolut unwürdiger Kundenservice, der ja nun auch oft genug thematisiert wurde. Jeder Saftladen, in dem man nur mal Kopierpapier kauft, hat einen besseren Kundenservice. Hinzu kommen, meiner Meinung nach bewußt, absolut undurchschaubare Rechnungen, deren Prüfung auf Korrektheit absolut unmöglich ist.

In Summe: Ebay sitzt auf einem sehr hohen Roß, von dem man aber auch tief fallen kann. Und dann viele kleine und mittlere Unternehmer mitreißen kann; das wäre eine Pleite, die in die Geschichte einginge. Und die dann nicht nur Ebay und die Ebay-Verkäufer träfe sondern eben auch abertausende Käufer, die bezahlte Ware nicht bekämen.

[Anmerkung Axel Gronen: Auch wenn eBays Geschäfte stagnieren oder sogar leicht rückläufig sind, ist eBay doch ein sehr profitables und gesundes Unternehmen. eBay kann es sich sogar leisten, mal eben eine zehnstellige Summe (!) in den Sand zu setzen, siehe das Milliardengrab Skype. Dass eBay pleite gehen soll, halte ich für völlig ausgeschlossen.]

Was muß passieren? Ich meine, ebay müßte gegenüber den Leuten, von denen ebay lebt und die von ebay leben, deutlich anders agieren!

Ich werfe mal ein paar Gedanken in den Raum:

Damit man auch ein Interesse daran hat, als gewerblicher Verkäufer bei ebay angemeldet zu sein, muß ebay was tun, damit das auch attraktiv ist.

Mein Vorschlag: Keine oder deutlich günstigere Einstellgebühren für gewerbliche Verkäufer, alleine schon, um sicherzustellen, das auf ebay ein großes und interessantes Warenangebot präsentiert wird. Aktuell überlegt man sich jeden Artikel dreimal, ihn überhaupt einzustellen, weil die Einstellgebühren gegenüber den erzielbaren Verkaufspreisen sehr hoch sind (Siehe amazon!).

[Anmerkung Axel Gronen: Ich halte es für denkbar, dass eBay im Rahmen der angekündigten Änderung der Preisstruktur tatsächlich die Einstellgebühren senkt. Dafür wird eBay aber die Verkaufsprovisionen erhöhen und sich so dem Erfolgsmodell von Amazon annähern. Eher unwahrscheinlich ist wohl, dass eBay ausgerechnet den gewerblichen Anbietern mit den Gebühren entgegenkommt: Viel lieber möchte eBay private Anbieter stärken.]

Bereitstellung allgemeingültiger und abmahnsicherer AGBs für alle. Somit gilt für alle Anbieter und alle Käufer gleiches Recht, keiner kann sich einen Vorteil verschaffen. Schutz dieser AGBs gegenüber Abmahnanwälten. Es wird sich wohl kein Abmahnverein gegen einen Konzern wie Ebay trauen, eine Klage anzustrengen, wenn ebay dies dem Verkäufer abnimmt, der sich den allgemeingültigen AGBs anschließt.

[Anmerkung Axel Gronen: Das kann eBay nicht leisten, dafür gibt es viel zu viele Abmahnfallen. eBay hat es noch nicht einmal geschafft, den Händlern eine rechtssichere Muster-Widerrufsbelehrung zur Verfügung zu stellen.]

Besserer Kundenservice, der diesen Namen auch verdient.

Rechnungen, die anhand der Artikelnummer aufgeschlüsselt sind, so daß man nachvollziehen kann, was wann und warum berechnet wurde.

Um es schlußendlich auf den Punkt zu bringen: Warum soll ich mich bei Ebay als gewerblicher Anbieter anmelden, wenn ich dadurch nur Nachteile habe?

Gibt es eigentlich Zahlen, wieviele Gewerbliche Verkäufer angemeldet sind/sich in letzter Zeit angemeldet/abgemeldet haben?

[Anmerkung Axel Gronen: Nein.]


Sie möchten auf dem Laufenden bleiben? Abonnieren Sie den kostenlosen wöchentlichen Newsletter mit Top-Infos und Unterhaltung rund um eBay und den Onlinehandel. Ihre Mailadresse wird nicht an Dritte weitergegeben und auf Wunsch sofort gelöscht.

Ihre E-Mail Adresse:

Sie möchten sich für den Newsletter
anmelden
abmelden


aXel Gronen
Köln, 18.12.2007
Mail: webmaster@wortfilter.de
Axel Gronen August 2006

Mr. Research Marktanalyse Konkurrenzanalyse für eBay

Vorherige Meldung Vorherige Meldung

Meldungen 1. Quartal 2005     Meldungen 4. Quartal 2004     Meldungen 3. Quartal 2004
Meldungen 2. Quartal 2004     Meldungen 1. Quartal 2004     Meldungen 2002 und 2003

© 2007 bei Axel Gronen. Letzte Aktualisierung: 18.12.2007.
Etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesem Text sind gewollt und wurden hier mit Absicht versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten oder auf eBay versteigern. Best viewed with open eyes and a human brain ver. 1.0 or above.

Wortfilter-Logo