Quo vadis, wortfilter.de?
Ich mag diese Frage: Quo vadis?
Unter solchen Titeln habe ich mir bereits über eBay und über Afterbuy Gedanken gemacht, nun berichte ich mal über mich und meine Website.
Ich war angenehm überrascht, wie viel positive Resonanz ich zu meinem Artikel über die Zensur bei wortfilter.de bekam. Der Tenor fast aller Mails war, ich solle mich nicht unterkriegen lassen und weitermachen. Außerdem bekam ich viele Tipps, wie ich mich dem deutschen Abmahnwahnsinn entziehen könnte.
Eigentlich gab es nur eine wirkliche kritische Mail zu meinem Artikel, und die stammte ausgerechnet auch noch von einem Freund: Ich solle gefälligst nicht so rumjammern und in Selbstmitleid zerfließen, sondern mir stattdessen Mund und Tränen abputzen und nach vorne schauen. Recht hat er.
Zur Lage: Wenn ich über die falschen Themen berichte, dann schützt mich auch kein Umzug ins Ausland vor Abmahnungen und Gerichtsprozessen. Wortfilter.de ist eine deutsche Domain, für die es einen in Deutschland niedergelassenen Admin C als juristischen Vertreter geben muss. Wenn ich im Ausland wohne und daher nicht so leicht greifbar bin, wird z.B. ein abzockender Abmahnanwalt den deutschen Admin C in die Verantwortung nehmen, was letztlich dann doch auf mich oder meine Firma zurückfällt.
Manche Leser haben mir geraten, ich solle wortfilter.de doch nicht selbst betreiben, sondern eine GmbH oder eine Limited dazwischenschalten. Das habe ich schon letztes Jahr gemacht, siehe mein Impressum. Das nützt aber nichts, denn presserechtlich verantwortlich ist letztlich eine natürliche Person. Außerdem macht es keinen großen Unterschied, ob ich selbst oder eine mir gehörende Firma Kosten für gerichtliche Auseinandersetzungen am Hals haben.
Ein anderer Rat war, ich solle meine Artikel irgendwo anonym veröffentlichen und dann darauf verlinken. Auch das hilft nicht, denn dann würde ich wegen des Links als so genannter "Mitstörer" in die Haftung genommen.
Es geht also nicht anders: Ich muss mich mit den deutschen Beschränkungen der Pressefreiheit abfinden und einige riskante Themen aussparen. Meine Hauptthemen sind aber die Onlinemarktplätze wie eBay, Hood und Co. und natürlich Zahlungssysteme wie PayPal, ClickandBuy und Moneybookers. Glücklicherweise sind diese Hauptthemen nicht betroffen: Keine der genannten Firmen ist je juristisch gegen mich vorgegangen, auch dann nicht, wenn ich unangenehme Kritik geäußert habe. Im Moment habe ich zwar ein wenig Ärger mit Dubli, aber den werde ich durchstehen.
Einige Themen werde ich künftig meiden und nur in Ausnahmefällen konkret berichten.
Da sind zunächst einmal die angeblichen Privatverkäufer: Das sind eindeutig gewerbliche Händler, die sich aber als privat ausgeben und dabei gegen diverse Gesetze verstoßen. Um die müssen sich dann eben künftig die Mitbewerber kümmern. Meine Veröffentlichungen haben immer bewirkt, dass sich eBay mal mit denen befasst hat, aber vielleicht merkt man bei eBay ja irgendwann, dass ein Vorgehen gegen solche Machenschaften auch lohnt, ohne dass ich einen Artikel dazu schreibe.
Über Abmahnanwälte berichte ich nicht mehr öffentlich. Stattdessen können sich Abgemahnte an mich wenden, ich helfe dann per Mail und durch die Vernetzung Betroffener.
Über unseriöse Verkäufer berichte ich nicht mehr. Allerdings wird es Tools und Anleitungen geben, mit denen meine Leser die selbst erkennen können.
Ich berichte nicht mehr über mutmaßliche, sondern nur noch über verurteilte Betrüger.
Über unseriöse "Stellenangebote" zur Anwerbung von Geldwäschern berichte ich uneingeschränkt weiter, auch wenn ich deshalb gelegentlich angegriffen werde.
Mein Fazit
www.wortfilter.de wird auch in 2008 viel gelesen und über die wichtige Themen rund um den Onlinehandel berichten. Einer der Schwerpunkte wird (leider) auch in Zukunft die Berichterstattung über die unzähligen Abmahnfallen sein müssen, daneben wird es aber vermehrt andere interessante Tools und Hilfen geben.
Ich persönlich kann von meiner Website und dem Drumherum gut leben. Dieses Jahr gab es einige interessante Jobangebote und ein Verlag wollte sogar wortfilter.de kaufen. Ich habe aber alle Angebote abgelehnt und werde das wohl auch 2008 tun: Meine selbstständige Arbeit macht mir Spaß und ich habe noch genügend neue Ideen. Wenn mein Artikel zur Zensur bei wortfilter.de etwas frustriert klang, dann spiegelte das eher eine Tagesform, als meine allgemeine Grundhaltung wider.
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