Kein Aufstand der Verkäufer bei eBay.de
In den USA wollen viele Verkäufer eBay vor allem wegen der steigenden Gebühren für eine Woche boykottieren: Zwischen dem 18. und dem 25. Februar werden dort voraussichtlich spürbar weniger neue Angebote eingestellt.
In den USA gab es dazu ein riesiges Medien-Echo, der Boykott-Aufruf lief zur besten Sendezeit auch im amerikanischen Fernsehen. In Deutschland wird zwar auch viel über diesen Boykott berichtet, aber bisher haben vergleichsweise wenige Anbieter erklärt, sich daran zu beteiligen.
In Deutschland werden die Gebühren nicht so drastisch erhöht, wie in den USA - und gerade Händler höherwertiger Waren wie Laptops und Großbildfernseher können sich sogar über eine Gebührensenkung freuen. Die Gebühren sind also in Deutschland kein Grund für einen Streik.
Deutsche eBay-Verkäufer sind vor allem über die für Juni geplante Änderung bei den Bewertungen verärgert: Ab dann soll es nicht mehr möglich sein, Käufer neutral oder negativ zu bewerten. Gerade kleine und mittlere Händler bringt diese Änderung auf die Palme, bei den ganz großen Anbietern sieht man das eher gelassen.
Nach Angaben eBays gab es 2007 fünf Mal mehr Rachebewertungen, als noch 2006. Viele Verkäufer beantworten heute noch jede negative Bewertung mit einer negativen Gegenbewertung und bieten dann dem Käufer an, beide Bewertungen "einvernehmlich" zurückzuziehen. Diese Strategie wird in Zukunft nicht mehr funktionieren und die Verkäufer werden verstärkt die anderen Wege nutzen, um erhaltene negative Bewertungen wieder loszuwerden:
- Sie bestechen den Käufer und bezahlen ihn dafür, dass er seine Bewertung zurückzieht.
- Jede Bewertung wird gründlich geprüft, ob sie nicht vielleicht z.B. wegen einer enthaltenen Beleidigung unzulässig ist und von eBay gelöscht werden kann.
- Viele Verkäufer versuchen, die Negativbewerter einzuschüchtern und drohen teilweise mit anwaltlicher Hilfe mit Strafanzeigen und Schadensersatzforderungen.
- In höherem Maße als heute werden Negativ-Bewertungen vor Gericht landen, vor allem dann, wenn darin falsche Tatsachenbehauptungen aufgestellt werden.
Ich denke, eBay wird sich bei den Änderungen am Bewertungssystem nicht beirren lassen und die im Juni durchziehen. Bei den Gebühren dagegen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: Da ist ohnehin geplant, die regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und sie öfter mal anzupassen. Ich denke, spätestens im Herbst wird es eine erneute Gebührenänderung geben - und auch die wird einige freuen, andere ärgern.
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