Quelle bekommt 50 Millionen Euro Bürgschaft
Die bayerische Staatsregierung hat gestern beschlossen, dass der insolvente Versandhändler Quelle eine Bürgschaft von 50 Millionen Euro bekommen soll. Davon soll der Bund 25 Millionen Euro tragen, der Freistaat Bayern 21 Millionen und Sachsen die restlichen 4 Millionen Euro.
Die Bürgschaft soll als Sicherheit dienen, damit die Banken der Essener Valovis-Bank wieder Kredite gewähren. Die Valovis-Bank hatte bislang die Finanzgeschäfte für Quelle erledigt, braucht aber nach der Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor dringend eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro. Die Valovis Bank ist zu 100 Prozent im Besitz des KarstadtQuelle-Mitarbeitertrusts, der für die Pensionen des Unternehmens zuständig ist.
Ohne Valovis könnte Quelle den Druck des Winterkatalogs nicht finanzieren, der bis spätestens Anfang nächster Woche unter Dach und Fach sein muss. Der Quelle-Katalog wird nach Angaben des Unternehmens mit einer Auflage von rund neun Millionen Exemplaren gedruckt. Für den Druck fehlen derzeit noch rund 20 bis 25 Millionen Euro. Mit dem gedruckten Katalog erzielt das Versandhaus rund 40 bis 50 Prozent seines Umsatzes. Der Katalog hat aber auch eine starke Anreizwirkung für den elektronischen Handel im Internet. Im Geschäftsjahr 2007/08 erzielte die Quelle GmbH einen Umsatz von 2,9 Milliarden Euro.
Mit dieser Bürgschaft ist Quelle aber noch nicht über den Berg: Das seit Jahren mit großen Problemen kämpfende Versandhaus benötigt zudem Mittel in dreistelliger Millionenhöhe, um die Warenausstattung sicherzustellen.
Ich halte es für falsch, dass der Staat nun auch noch in den Versandhandel eingreift und einem einzelnen Unternehmen hilft. An sich geht es der gesamten Versandhandelsbranche gut - auch in der angeblichen Wirtschafts- und Finanzkrise wachsen die Umsätze und Gewinne der Branche. In meinen Augen wurde Quelle einfach nur schlecht gemanagt, siehe beispielsweise dazu die peinliche Geschichte über den eBay-PowerSeller Quelle und zuletzt die Ankündigung, Amazon bald zu überholen.
Es wäre besser, wenn der Staat dem gesamten Handel helfen würde und beispielsweise durch klare und nachvollziehbare gesetzliche Regelungen die Versandhändler in die Lage versetzen würde, auch ohne teuere juristische Beratung und Abmahnungen ihrem Geschäft nachzugehen.
Das Konjunktur-Paket für eBay-Händler war nur ein April-Scherz von mir - aber ich frage mich trotzdem: Ist es fair, einen Mitbewerber aller Onlinehändler mit Staatshilfe künstlich am Leben zu erhalten?
Bei Opel kostet die Rettung eines Arbeitsplatzes den Staat durchschnittlich 400.000 Euro. Ich bin sicher, mit diesem Geld könnte ein mittelständischer Onlinehändler problemlos zehn neue Arbeitsplätze finanzieren. Quelle beschäftigt in Deutschland rund 10.000 Arbeitnehmer, niemand weiß heute, wie viel die Rettung dieser Arbeitsplätze uns alle kosten wird. Sicher ist nur eines: eBay-Händler könnten die Quelle-Umsätze gut brauchen. Quelle macht mit 10.000 Mitarbeitern rund 2,9 Milliarden Euro Umsatz, die 159.000 eBay-Händler etwa 3,1 Milliarden Euro jährlich.
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