Auswertungen der Multichannel-Lösungsanbieter Afterbuy und plentymarkets belegen eindrucksvoll, dass sich Marktplatz-Händler bei Amazon die letzten beiden Jahre über deutlich höheren Wachstum freuen konnten, als bei eBay.

Kürzlich haben wir ja Amazons Geschäftsbericht 2016 aufgeschlüsselt. Dabei bestätigte sich die Entwicklung der letzten Jahre, dass Amazons Retailgeschäft mit 10,8% (2015) bzw. 12,4% (2016) „lediglich branchenüblich“ wächst. Was aber auf diesem Umsatzniveau schon bemerkenswert genug ist.

Da jedoch Amazons Marktplatz-Händler, wie auch schon die Jahre zuvor, in beiden Jahren mit 22,5% (2015) bzw. 24,2% (2016) stark überproportional zugelegt haben, werden mittlerweile schon etwa 17,25 Mrd. Euro Außenumsatz über Amazons Webseite erzielt.

Die Praxiszahlen der beiden mächtigen E-Commerce-Lösungsanbieter Afterbuy und plentymarkets bestätigen unsere Berechnungen. So wuchs der Außenumsatz deren Online-Händler bei Amazon insgesamt ebenfalls in dieser Größenordnung.

Amazon-Marketplace-Händler wachsen bis zu dreimal so stark wie eBay-Powerseller

Interessant sind deren Auswertungen aber auch im Vergleich zwischen Amazon und eBay. Hier hatten Amazons Marketplace-Händler die beiden letzten Jahre die Nase deutlich vorn. EBay-Powerseller konnten da nur hinterherhecheln, wie Chart und Tabelle eindrucksvoll belegen.

Um möglichst aussagekräftige Zahlen zu erhalten, wurden nur Umsätze von Händlern berücksichtigt die jeweils die gesamte Betrachtungszeit (01.01.14 – 31.12.15 bzw. 01.01.15 – 31.12.16) auf dem jeweiligen Marktplatz aktiv waren. Das Vorgehen sollte somit sehr sicher sein. Hinweis: Es handelt sich um eine kumulierte Darstellung der Datenquellen.

Aber …

Keine Studie ohne Fragezeichen, denn was auf dem ersten Blick so einfach scheint, wirft jede Menge Fragen über das Warum auf.

Wir wissen bspw. nicht, wie viel der gemeldeten Umsätze jeweils in Deutschland und wie viel davon international erzielt wurden. Wir wissen auch nicht, woran eBays Versagen im Vergleich zu Amazon tatsächlich liegt. Hat Amazon einen wesentlich höheren Traffic als eBay oder konvertieren deren Besucher ganz einfach besser?

Oder liegt es daran, wie Mark Steier von wortfilter.de kürzlich feststellte, dass viele Händler eBay momentan nur noch mitlaufen lassen und sich stattdessen vor allem auf die Optimierung ihres Amazon-Geschäfts konzentrieren?

Amazons Prime und FbA als Umsatztreiber?

An der Reichweite liegt es m. E. nicht, siehe auch unseren großen Traffic-Report. Da liefern sich die beiden Marktplätze wahrscheinlich ein sehr enges Rennen.

Ich vermute eher, dass vor allem Amazons Prime und FbA- bzw. Pan EU-Programme den entscheidenden Unterschied ausmachen. Einerseits, da so der Verkauf über Amazons internationale Marktplätze zum „Kinderspiel“ wird und sich Amazons Convenience-Vorteile gegenüber eBay nochmals vergrößerten.

Auch wenn die Zahlen derzeit eine deutliche Sprache sprechen, kann sich Amazon nicht ausruhen. Denn wie es scheint, ist eBay nun langsam der Selbstzufriedenheit überdrüssig und versucht, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Erste Anzeichen sind bereits erkennbar. So wurde beim letztwöchigen 10. plentymarkets OHK ein Pilotprojekt von eBay vorgestellt. Dabei geht es um nichts anderes, als Fulfillment-Unterstützung für eBay-Händler. Das Projekt soll Amazon also bei einem deren Erfolgsgaranten angreifen.

Und das Ende des traumhaften Wachstums ist nah

Die YoY-Zahlen von Channeladvisor, zumindest einer der größten amerikanischen Multichannel-Lösungsanbieter, zeigen jedoch einen deutlichen Rückgang der Skalierungs-Möglichkeiten für Amazon-Merchants.

Das ist, nach Meinung von Mark Steier, jedoch auch verständlich, denn irgendwann gleichen sich die Händlerzahlen beider Plattformen schlicht an. Amazons deutscher Marktplatz profitierte in der Vergangenheit schlicht von dem Umstand, dass sich erst eine geringe Händler-Anzahl für den Handel auf Amazon entschieden hat. Noch Anfang 2015 handelten nur knapp 55.000 Händler auf dem Marketplace. Auf eBay waren zu gleichen Zeit über 175.000 Händler aktiv.

Der Artikel wurde gemeinsam mit Peter Höschl von shopanbieter.de geschrieben.