Es war BFCM-Woche, bei Amazon wurde gestreikt und die Verbraucher haben wie die Wahnsinnigen online bestellt. Schnäppchen, vorgezogene Geschenke und Artikel, die in Vor-Corona-Zeiten offline beschafft worden sind. Und die KEP-Dienstleister saufen ab. Aber ordentlich, denn die Versandzeiten ziehen sich in die Länge. Pro Tipp: Jeder ist gut beraten, dieses Jahr früh seine Geschenke verstecken zu können. (Ironie off)

Tatsächlich ist es so, dass die Paketbranche über ihrem Limit arbeitet. Abholungen bei Händlern werden verschoben. In den Depots stapeln sich unbearbeitete und nicht weiterversendete Ladebrücken. Selbst Amazon kann derzeit sein Prime-Versprechen nicht erfüllen.

Verbraucher und Händler leiden. Auf der einen Seite beschweren sich die Kunden, wo denn ihre Ware bleibt, und auf der anderen Seite müssen Händler hilf- und machtlos zusehen, wie sie diese Anfragen beantwortet bekommen. Sie müssen zusehen, wie ihre Performance in den Keller rauscht.

Wäre das zu vermeiden gewesen? Natürlich kommt Weihnachten jedes Jahr überraschend und es wird festgestellt, dass in dieser Saison überraschend viel gekauft wird. Nun ist dieses Jahr einiges anders. Wir sind geplagt von der Pandemie und sie hat uns das ganze Jahr schon ein fulminantes Geschäft gebracht. Händler berichten von einer Vervierfachung ihrer Umsätze, einige kämpfen auch noch an der ›Wie bekomme ich Ware‹-Front mehr oder weniger erfolgreich.

Okay, fassen wir zusammen: Die Situation bei den KEP-Dienstleistern ist seit Beginn des Jahres angespannt und ihre Leistungsfähigkeit ist mehr als ausgeschöpft. Anders geschrieben: Nix geht mehr.

Aber vermeidbar ist der Überlastungszustand nicht. Auch wenn – und das lasst uns einmal postulieren – die technische Infrastruktur ausreichend ist, so scheitert es am Menschen. DHL & Co. leiden daran, dass keiner so recht Lust hat, in diesem Bereich zu arbeiten. Viel Stress, harte Arbeit und wenig Lohn. Also muss mehr Lohn her! Das bedeutet weniger Gewinn bei DHL & Co., also müssen die Paketpreise erhöht werden. Da meckern die Händler, also werden die Waren teurer und schon haben wir die Verbraucherproteste. Diese Gedankenkette ist sehr einfach und tatsächlich sehr viel komplexe. Tatsache bleibt: Es fehlt an Personal und wir alle sehen dieses Jahr auf Entwicklungen, die nicht planbar waren.

Und die Zukunft? Die Pandemie ist übermorgen nicht vorbei, die Verbraucher haben gelernt. Werden sie ihr Einkaufsverhalten nun noch einmal umstellen? Fragt euch einmal selber: Habt ihr die Art wie ihr einkauft pandemiebedingt umgestellt? Kommt ihr damit klar? Wie leicht ist euch die Umstellung gefallen? Würdet ihr das alles noch einmal zurückrollen? Eine These: Verbraucherverhalten zu ändern ist nicht einfach, änderst es sich doch, braucht es vorteilhafte Impulse, um es weiter (zurück) zu ändern. Aber kann der ›alte‹ Handel diese Impulse geben? Nein, wir werden wohl das hohe POFUO-Niveau halten. Wer sich fragt, was sich hinter POFUO verbirgt: Purchase Online. Fuck You Offline!

Die KEP-Branche … Was macht sie? Wie werden die Händler reagieren (müssen)? Auch hier eine These: Es wird in den kommenden Jahren eine Vielzahl an Experimenten geben, verschiedene Aspekte der Lieferkette zu verändern. Angefangen von lokalen Lagern, neuen Dienstleistern, Anbindung von Drittvorräten (s. bereits Zalando), Veränderung der Zustellung oder aber, es werden sich Konzepte zeigen, welche logistische Ressourcen eindämmen werden!

Aber jetzt ist uns das egal, denn – verdammt nochmal – es nervt. Langer Versand, nervige Kunden und schlechte gelaunte Mitarbeiter. Hey, chillt mal, es ist bald …