Unbestätigten Gerüchten nach soll Amazon den in Dubai ansässigen Payment-Dienstleister CashU aufgekauft haben. CashU ist eine prepaid online Zahlmethode, die im Mittleren Osten und in Nord Afrika sehr beliebt ist. Die Zielgruppe des Payment Services sind insbesondere Kunden ohne Kreditkarte und Bankkonto. Amazon kaufte Anfang 2017 bereits den führenden arabischen Marktplatz Souq.com für knapp eine Mrd. US$. Ist das nun ein weiterer Schritt, sich in der MENA-Region zu etablieren?

Wer ist CashU?

CashU wurde 2003 von Maktoob, dem ersten arabischen Mail Provider, gegründet. Er ging 2009 an Yahoo. Im Zuge dieser Übernahme wechselte auch die Eigentümerschaft von CashU. Der Paymentdienstleister ging zur Jabbar Internet Group. Jabber ist eine in Dubai ansässige Investment Gesellschaft, die bis zum Verkauf an Amazon auch die Anteile an Souq.com hielt. 2015 wurde CashU dann an den letzen Eigentümer Genero Capital veräußert. Genero ist ein in der MENA Region aktiver VC.

Und so funktioniert der Payment-Dienstleister

(Quelle: Screenshot CashU)

Der Verbraucher eröffnet kostenlos seinen Account, dann sucht er sich über die CashU-Seite ein Geschäft, in dem er den Account aufladen kann, zahlt dort vor Ort Bargeld auf den Account ein und schon kann er ihn nutzen. CashU hat in der Region tausende von Akzeptanzstellen.

Wer ist die Zielgruppe?

Ursprünglich richtete sich CashU an Kinder und Jugendliche, die noch keinen Zugang zu Bankkonten und Kredikarten hatten. Sie benutzen CashU für das online Gaming oder Telefondienste. Seit der Gründung hat sich aber die Zielgruppe und auch das Geschäftmodell erweitert.

CashU gilt mittlerweile als der bekannteste alternative Zahlungsdienstleister in der MENA Region.

Dementsprechend haben auch immer mehr Online-Shops CashU als Zahlungsmöglichkeit eingeführt. Denn nach wie vor hat ein großer Anteil der jungen arabischen und afrikanischen Bevölkerung keinen oder nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu Kreditkarten und Bankkonten.

Information aus erster Hand

Vergangene Woche traf Marion von Kuczkowski CashUs CLO Amer Nabulsi in Dubai auf einer Veranstaltung. Marion ist digitale Nomadin und Bloggerin mit einer großen Leidenschaft für Dubai.

(Quelle: CashU.com)

Amer berichtete Marion, dass sein Unternehmen gerade von Amazon aufgekauft worden sei. Ganz lieben Dank an Marion, dass sie ihre Information mit uns geteilt hat. Amer berichtete weiter, dass der Service auch über die MENA hinaus erweitert werden soll.

Amazons Stellungnahme zur Aquisition

Guten Tag *** ***,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir das nicht kommentieren.

Beste Grüße

Daniel K***

Warum ergibt der Kauf für Amazon Sinn?

Der Service von CashU ermöglicht Kunden ohne Kreditkarte oder Bankkonto den Einkauf in Onlineshops. Mit der Übernahme verschafft sich Amazon somit den Zugang zu einer neuen Kundengruppe, die bisher nicht bei Amazon einkaufen konnte.

Außerdem gehörte CashU ja bereits in der Vergangenheit schon einmal zu Souq und ist eine in der Region bekannte und akzeptierte Zahlungsmöglichkeit.

Nicht nur die neuen Kunden, sondern auch die Akzeptanzstellen – also die Vielzahl an stationären Geschäften, in denen die Verbraucher ihr CashU-Konto aufladen können – dürften für Amazon interessant sein.

Damit stellt dieser Service eine optimale Ergänzung zu Amazon Pay dar. Denn nicht nur im Mittleren Osten und in Nordafrika gibt es Bedarf an einer solchen Zahlungsoption. Wir erinnern uns: In Deutschland versucht das Fintech-Startup barzahlen.de seit knapp 3 Jahren, ein ähnliches Modell zu etablieren.

Wie Amer auch schon im Gespräch mit Marion erwähnte, plant Amazon, diese Dienstleistung noch auszuweiten. Das ergibt auch in meinen Augen Sinn; die Akquisition ist absolut nachvollziehbar.