Medikamentenverkauf ist umstritten
Die Hinzunahme der neuen Kategorie "Medikamente" bei eBay hat hinter den Kulissen für einigem Tumult gesorgt.
Der Verkauf von Medikamenten bei eBay wird von den Apothekerkammern und -verbänden gar nicht gerne gesehen. Auch die Apotheken selbst tun sich schwer. Um beim Handel bei eBay zugelassen zu werden und um grundsätzlich Arzneimittel verschicken zu dürfen, müssen die Apotheken als so genannte "Online-Apotheken" registriert sein. Das Anbieten der Arzneimittel bei eBay ist also ausschließlich Apothekern mit behördlicher Erlaubnis zum Versand gestattet und wird gesetzlich kontrolliert. Die Bedingungen für diese Qualifikation sind nicht all zu hoch, doch müssen gewisse logistische Anforderungen (z.B. Versand innerhalb von 2 Arbeitstagen) erfüllt werden, was nicht von jeder Apotheke geleistet werden kann. So erhöht die Flexibilität der Einen den Neid der Anderen im immer schwieriger werdenden Markt mit Medikamenten. Dabei wollte eBay durch sein neues Angebot, den Einstieg in den Versandhandel - abseits von den großen Versandapotheken - erleichtern.
Laut Justiziar Tisch von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) wird derzeit grundsätzlich geprüft, ob das eBay typische Verkaufsmodell mit Angebotsgebühr und Verkaufsprovision grundsätzlich zulässig ist. Falls man zu der Erkenntnis kommt, dass es mit bestehendem Recht nicht zu vereinbaren ist, wird man sich aber erst im Dialog an eBay wenden, so Tisch.
Die Pharmazeutische Zeitung vermutet, dass eBay auf den wachsenden Trend, Arzneimittel aus dem Internet zu beziehen auch deswegen aufspringt, weil die Geschäftsentwicklung bei eBay Deutschland hinter den Erwartungen deutlich zurückgeblieben ist und der Kauf von mobile.de sowie das vor sich hindümpelnde Geschäft mit Immobilien-Anzeigen das Unternehmen schwer belasten.
Besonders kritisch sieht man die Gefahren und den Verlust an Vertrauen und Seriosität, die mit dem Verkauf von Medikamenten einhergehen. So werden immer wieder werden Testosteron-Präparate eingestellt. Die Anbieter bedienen sich verschiedener in der Szene bekannter Codierungen, um nicht aufzufallen. Auch in anderen Ländern, in denen Online-Auktionen von rezeptfreien Arzneimitteln schon längst zum Alltag gehören, finden sich immer wieder Verstöße gegen die Richtlinien und der Verkauf durch nicht lizenzierte Privatpersonen. eBay reagiert nur durch Löschung der betreffenden Angebote, weiterreichende Konsequenzen haben die Verstöße in der Regel nicht.
Im Übrigen lohne sich der Kauf von Medikamenten bei eBay sowieso normalerweise nicht, so die Pharmazeutische Zeitung. Geringe Ersparnisse von wenigen Cents stehen hohe Versandkosten gegenüber oder das Risiko des unversicherten Versands. Abgesehen davon lohnt sich der Kauf keinesfalls für eilige Bestellungen. Wirklich interessant ist die Ersparnis lediglich bei Großpackungen, doch ist es fraglich, ob Großpackungen, ohne entsprechende Beratung, nur mit dem Hinweis auf die Packungsbeilage abgegeben werden sollten.
Unseriös erscheinen auch die Angebote von Händlern, wie z.B. powerdomain24, die mit der Auktions-Headline "Online Apotheke und einer Free Domain Zuwachsrate 500%" werben. Hierbei handelt es regelmäßig nicht um tatsächliche Versandbetriebe, sondern um Internetdomains, z.B. mit der Free Domain wunschname.de.tt, deren Besucher auf das Angebot holländischer Versandhändler, wie der "Diskount-Apotheke Pharma-Kontor" weitergeleitet werden. Die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, hat bereits mehrere Betreiber abgemahnt, so kann man auf www.pharmazeutische-zeitung.de lesen.
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