Es ist bemerkenswert, wenn manche Zahlen veröffentlich werden und diese so gar nicht mit den eigenen Wahrnehmungen übereinstimmen. Weniger als die Hälfte kleiner Unternehmen nutzen irgendeinen Social-Media-Kanal. Kein Instagram, kein Twitter und auch kein Facebook. Wer hätte das gedacht, dass noch so viel Potenzial gerade bei den Kleinunternehmern schlummert?
Soziale Medien sind eine wichtige Quelle für Nachrichten und Informationen, aber vor allem eine Plattform für Kommunikation und Interaktion. Nicht nur für private Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch für Unternehmen. Knapp die Hälfte der Gewerbe mit mindestens zehn Beschäftigten in Deutschland (48 %) nutzten im Jahr 2019 soziale Medien für das eigene Marketing und den Kundenkontakt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist die Tendenz steigend: 2015 waren es noch 38 %.
Der Einsatz sozialer Medien wie Facebook, Xing, LinkedIn, Twitter & Co ist abhängig von der Unternehmensgröße. Während 79 % der Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten solche Kanäle nutzten, waren es bei den mittelgroßen Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte) 61 % und bei den kleineren Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten 44 %.
Am stärksten wurden Social-Media-Plattformen in der Branche ›Information und Kommunikation‹ genutzt, zu der unter anderem Streamingdienste, Softwareentwickler, Internet- und Telefonanbieter, aber auch TV- und Radiosender gehören. Drei von vier Unternehmen dieser Branche (77 %) nutzten im Jahr 2019 soziale Medien. Mit 66 % folgte das Gastgewerbe, also Hotels, Pensionen, Campingplätze, Restaurants oder Caterer. Am wenigsten setzte das Baugewerbe auf entsprechende Plattformen (29 %).
Unternehmen in Malta nutzen soziale Medien am häufigsten, in Rumänien am seltensten
Im europäischen Vergleich lagen die Unternehmen in Deutschland mit 48 % unter dem EU-Durchschnitt (53 %) auf Rang 20. Am häufigsten nutzten Unternehmen in Malta (84 %) soziale Medien, gefolgt von Dänemark (75 %) und den Niederlanden (74 %). Die hintersten Plätze des Rankings belegten Polen (37 %), Bulgarien (34 %) und Rumänien (33 %). (Quelle: destatis.de)
Kommentar
Es ist überraschend, dass gerade die kleineren Unternehmer solche kostenlosen Präsentationsplätze kaum nutzen. Folgt man der Beobachtung der Behörde, dann dürften der Anteil der Nichtnutzer in der Gruppe von 1 bis 10 Beschäftigten sogar noch größer sein. Welche Schlüsse lassen sich nun aus der Statistik ziehen? Je kleiner ein Unternehmen desto größer die unternehmerischen Limitierungen der Eigner?
Tatsächlich ist es nicht falsch, anzunehmen, dass gerade der Typus ›Kleinunternehmer‹ vor einer Flut von Herausforderungen steht. Neben charakterlichen Aufgaben, wie reflektorischem Denken und fehlender Innovationsbereitschaft, mangelt es auch schlicht an Fachwissen. Alles in einen Topf geworfen, lässt die Bereitschaft der Unternehmer weit unter null sinken, einmal aus ihrer Komfortzone herauszutreten.
Des Nachfragens würdig ist die Aufgliederung der Unternehmen in verschiedene Altersklassen. Lassen sich dort vielleicht Veränderungen im unternehmerischen Mindset erkennen? Wir wissen es leider nicht! Vielleicht sind meine Fragen bzw. Thesen aber auch ein wenig weit hergeholt …
Bildnachweis: [email protected]
Als wir (Unternehmen mit 5 Mitarbeitern) mit Facebook angefangen hatten, sagte FB: Bringt die Leute dazu eure Seite zu liken, und ihr habt eine Fangemeinschaft, die eure Beiträge liest.
Also steckten wir Geld in Werbung und konnten später stolz auf 10.000 Page-Fans blicken, die unsere Posts lasen und die Links klickten.
Ein paar Monate später ändert FB die Regeln und sagt: Eure Posts sind für diese Menschen vielleicht nicht „relevant“. Erst wenn die Likes und Kommentare der Posts durch die Decke gehen, werden es mehr eurer Fans zu sehen bekommen. (Aber natürlich könnt ihr auch Werbung schalten, dann erreicht ihr eure Fans wieder.)
Plattformen (und das ist egal, ob sie sozial oder asozial sind) haben alle eins gemeinsam: Sie ändern kontinuierlich und einseitig die Spielregeln. Und sie suggerieren dem Händler den Besitz einer Zielgruppe, was schlichtweg falsch ist. Und sie sind dank den laufenden Anpassungen und Ratings ein Fulltimejob.
Wenn ich sehe, wie viel Energie, Zeit und Geld Menschen in ihre YouTube, Instagram und FB Profile stecken, um später geblockt, gelöscht oder in der Sichtbarkeit eingeschränkt zu werden, dann frage ich mich schon, wie hoch das ROI ist, bevor der Vorhang fällt.
Beim Lesen von „[…]solche kostenlosen Präsentationsplätze kaum nutzen[…]“ musste ich schmunzeln. Kostenlos ist der Präsentationsplatz. Stimmt. Meine Produkte sieht nur keiner 🤣. Da kann ich mich mit meinem Limo-Stand auch auf den Mount-Everest stellen.
4 Jahre Facebook, 120.000€ Werbeausgaben und 600.000 Link-Klicks später, kann ich verkünden, dass wir mittlerweile aus jedem investierten Euro, stolze drei machen. Damit ist das kurz oberhalb einer Nullnummer.
Aber die ersten 100.000€ waren Lehrgeld und die Stunden, die ich ins Studium des „wie mache ich Umsatz mit FB“-Internet gesteckt habe, kalkuliere ich hier nicht.
Die Antwort, warum also der Klein-(Online)-Unternehmer neben Bürokratie, Versand, Support, Reklamationen, Warenbeschaffung, (Amazon, eBay, Etsy, real.de)-Plattformpflege, täglicher Google/Facebook-Ads-Justierung, MwSt.-Anpassungen, DSGVO-Richtlinien-Umsetzung usw. die komplett kostenlosen und ohne Einstiegshürden behafteten Möglichkeiten des Social-Commerce nicht ausreizt, könnte also so lauten:
Er glaubt nicht an Märchen.
Ein Beispiel, warum kleine Unternehmer kein Social Media einsetzen und es ihnen gut dabei geht.
Bekannter ist Handwerker.
Frage, warum er Social Media einsetzen sollte, ist für ihn irrelevant.
Er wird auch so mit Aufträgen überschwemmt, kann nicht alle im Ansatz bedienen.
Da es immer weniger Handwerker gibt, kommen immer mehr Anfragen.
Sein “Social Media” sind die mündlichen Weiterempfehlungen für seine gute Arbeit.
Gegen Social Media spricht bei ihm, dass dann auch überregionale Anfragen kommen, die er nicht bedienen will, er arbeitet nur lokal.
Unter dem Strich würde Social Media nur mehr Arbeit und Kosten bringen, kein zusätzlicher Ertrag.
Es kann aber auch sein, dass es den “Typ Kleinunternehmer” einfach nicht interessiert, egal ob das was bringt oder nicht bei den Telefon Zombies, die tagtäglich auf einen neuen Zug aufspringen.
Aber ev. lässt ja mein Mindset, schon aus Selbstschutz, es nicht zu, dass ich mich tanzend, in den Armen wiegend, bei TikTok in den Arbeitstag verblödend stürze, der um 0600 anfängt und nicht vor 1800 vorbei ist, OHNE so genannte “soziale Medien”.