In den USA verbreitet sich eine neue Blackhat-Methode. Sie hat zum Ziel, dass ASIN gesperrt werden und sie bedient sich einer sehr perfiden Möglichkeit, eure Listings zu zerstören, indem sie das Keyword Setup manipuliert. In diesem Beitrag erfahrt ihr, wie diese Blackhat-Taktik funktioniert und ihr lernt, wie ihr euch vor Angriffen schützen könnt.

Seit Oktober 2020 ist in amerikanischen Communities zu lesen, dass sich Seller wundern, wenn ihre ASIN wegen Verstößen gegen die ToS gesperrt werden. Ursächlich ist meistens eine gekaperte ASIN, welche auf einem anderen Amazon Marketplace mit einem veränderten Keyword-Set gelistet ist.

Screenshot aus einer U.S. Gruppe

(Quelle: Screenshot aus einer U.S. Gruppe)

So funktioniert die neue Blackhat-Taktik

Phase 1: Die Angreifer beginnen damit, die zu kompromittierenden ASIN auf einem anderen Marketplace zu listen. Bisher wurden US-ASIN dazu auf weiteren, meistens englischsprachigen Plattformen neu gelistet. Es wurden auch Listings auf amazon.nl und .jp gefunden. Die neuen Listings sind in englischer Sprache verfasst.

Das deutete darauf hin, dass:

  • die Hacker [bisher nur] für amerikanische Seller arbeiten
  • sie eine Sprachbarriere haben
  • sie ihr ›Geschäft‹ professionell betreiben

Phase 2: Sobald das neue Listing live ist, werden Titel, Bullets und die Beschreibung bearbeitet. Und zwar werden die jeweiligen Bereiche mit ›verbotenen‹ Keywords gefüllt. Teilweise wird die in den Amazon-ToS veröffentlichte Liste mit verbotenen Produkten 1 zu 1 kopiert. Einige der gehackten neuen Listings wurden danach auch von Affiliates beworben.

 

Keyword Sabotage ASIN B08JCH81QP

(Quelle: Aktuelles Amazon Listing | ASIN B08JCH81QP)

In einem amerikanischen Blog-Artikel wird gemutmaßt, dass diese neuen ASIN bei Amazon nicht sichtbar sind und nur durch eine Google-Suche auffindbar sein sollen. Aus dieser Beobachtung wird abgeleitet, dass die Hacker möglicherweise Insider-Wissen nutzen. Möglichweise ist diese Schlussfolgerung nicht zutreffend und es wurde schlicht übersehen, dass einige ASIN nur in der Amazon-Suche angezeigt werden, wenn ihr zuvor eine Lieferadresse in dem entsprechenden Land angegeben habt. In der Konsequenz kann das bedeuten, dass die Hacker bewusst den Versand in andere Länder ausschließen wollen.

Phase 3: Erkennt jetzt der Amazon-Algorithmus dieses Listing mit den verbotenen Keywords, sperrt er das Produkt zunächst auf dem nationalen Marktplatz. Aber: Dieses Delisting wirkt sich auf ALLE ASIN auf allen anderen Marketplaces aus und eure ASIN wird ebenfalls gesperrt.

 

Berichte darüber, diese Herausforderung mit dem Amazon Seller Support zu lösen, sind sehr divers. Die meisten betroffenen Seller schaffen es nicht, ihre ASIN frei zu bekommen.

Einordnung: Bisher scheint eine Marketplace-übergreifende Suspendierung von einzelnen ASIN weitgehendst unbekannt zu sein. Ein bekannter Händler und Inhaber einer guten Amazon-Agentur schätze die Schilderung gegenüber Wortfilter ein:

»Hallo Mark, ich kann dir nur unsere praktische Erfahrung sagen, bzw. was wir in NA [Anm. Nord Amerika] schon mehrfach erlebt haben: Gesperrte Listings in den USA (amazon.com) hatten bei uns bisher keinen Einfluss auf z.B. Kanada (amazon.ca) und umgekehrt gehabt. In der EU grundsätzlich gleich. Ich könnte mir aber vorstellen das es Verstoßarten geben könnte, wo dem so ist, dass eine ASIN auf Regionenebene (zB NA oder EU) gesperrt wird. Das kennen wir jedenfalls aus der EU, in seltenen Fällen (insb. in Zusammenhang mit C19-relevanten Produkten). Von was ich noch nie gehört habe das eine ASIN über eine Region hinaus gesperrt wurde

So könnt ihr euch vor der ›Keyword-Sabotage‹ schützen

  1. Sobald euch ein Produkt wegen eines Verstoßes gegen Produktrichtlinien suspendiert bekommt, solltet ihr auch nach Listungen auf anderen Marketplaces suchen.
  2. Behaltet euren Wettbewerb im Auge und beobachtet den Markt. So könnt ihr vielleicht Muster erkennen und Amazon rechtzeitig einschalten.
  3. ASIN-Variationen helfen nicht. Versucht kein Spiel mit Amazon. Das wird in die Hose gehen.
  4. Entdeckt ihr kompromittierte ASIN, dann wendet euch sofort an den Seller Support und meldet diese. Wendet euch an die zuständigen Katalog-Teams.
  5. Versucht mit einem globalen Account auf allen Marketplaces präsent zu sein
  6. Registriert eure Brand auf allen Marketplaces

Eine ausführlichere Anleitung findet ihr hier [engl.].

Fazit

Der amerikanische Markt ist ›gefährlich‹ und hart umkämpft. Viele Taktiken schwappen deshalb nicht nach Europa, weil der weit größere US-amerikanische Markt für viele – chinesische – Seller attraktiver ist. Das mag helfen, es bedeutet aber nicht, dass solche Szenarien und Angriffe nicht auch auf den europäischen Plattformen passieren werden.