Die Laune ist im Keller und zwar ganz tief. Die Verbraucher haben keine Lust zu konsumieren. Die gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie, die Unsicherheit der Kriegssituation drücken auf das Gemüt. Das führt dazu, dass für den Monat Juli 2022 der tiefste Stand der Verbraucherstimmung gemessen wurde.
Das schaut nicht gut aus
»Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung müssen Einbußen hinnehmen. So prognostiziert GfK für das Konsumklima für Juli -27,4 Punkte und damit 1,2 Punkte weniger als im Juni dieses Jahres (revidiert -26,2 Punkte)«, lauten Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Juni 2022.
»Vor allem der Anstieg der Lebenshaltungskosten von derzeit knapp acht Prozent drückt schwer auf die Stimmung der Verbraucher und schickt diese auf Talfahrt«, so Rolf Bürkl von der GfK in der aktuellen Pressemitteilung.
8% sind Beträge, die ein mittlerer Haushalt nicht immer einfach verkraften kann. Schlimmer sieht es bei den unteren Einkommensschichten aus. Da können die 8% auch bedeutet, dass der Gürtel enger geschnallt werden muss, um nicht mit dem Konto an den Dispoanschlag zu rutschen.
Rezessionsgefahr bleibt aus Verbrauchersicht hoch
Nach einer kurzen Erholung im Mai diesen Jahres müssen die Konjunkturaussichten in diesem Monat wieder Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 2,4 Punkte und sinkt auf -11,7 Zähler. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt das Minus sogar gut 70 Punkte.
Die Verbraucher sehen nach wie vor ein großes Risiko dafür, dass die deutsche Wirtschaft in die Rezession abrutschen könnte. Lieferkettenprobleme sowie der Ukraine-Krieg behindern derzeit die Produktion in Deutschland. Hinzu kommt, dass aufgrund der hohen Inflation der private Konsum als wichtige Stütze für das Wachstum der Wirtschaft auszufallen droht.
Einkommenserwartung fällt auf 20-Jahres-Tief
Die Einkommenserwartung setzt im Juni ihre steile Talfahrt fort. Der im Vormonat gemessene Anstieg erweist sich somit als kurze Verschnaufpause. Der Indikator verliert 9,8 Punkte und sinkt auf -33,5 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit fast 20 Jahren. Im Dezember 2002 wurden -35,5 Punkte gemessen. Im Vorjahresvergleich weist die Einkommensstimmung sogar ein Minus von knapp 68 Punkten aus.
Inflationsraten von derzeit fast acht Prozent drücken nicht nur auf die Stimmung, sie lassen auch die Kaufkraft der privaten Haushalte dahinschmelzen. Somit werden auch die in den vergangenen zwei Jahren in den Lockdown-Phasen angesparten Finanzmittel vermutlich nicht in dem erhofften Maße in Käufe und Anschaffungen umgesetzt werden. Darunter wird die Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten leiden.
Anschaffungsneigung setzt Abwärtstrend fort
Im Sog sinkender Konjunktur- und Einkommenserwartungen muss auch die Anschaffungsneigung Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 2,6 Punkte und weist nun -13,7 Punkte auf. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt mit -20,1 Punkten während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008 gemessen.
Die als Folge der Inflation schwindende Kaufkraft macht sich zunehmend auch bei der Konsumneigung bemerkbar. Wenn für Energie und Lebensmittel von den privaten Haushalten deutlich mehr gezahlt werden muss, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel vor allem für größere Anschaffungen, zur Verfügung.
Augen auf beim Käsekauf
Je nach Sortiment oder Zielgruppe bleibt ihr vielleicht aktuell von der Kaufzurückhaltung noch verschont. Das wichtige Wort ist ›noch‹, denn die fehlenden Umsätze werden auch euch einholen. Wahrscheinlich bald und wahrscheinlich wird es heftig für euch. Darauf müsst ihr euch mit eurer Strategie einstellen. Das bedeutet: Investiert mit Maß, haltet viel Liquidität und achtet auf eure Erträge. Steckt bitte nicht den Kopf in den Sand, denn sowohl die Verbraucherstimmung – also fallende Umsätze – wie auch die steigenden Kosten holen euch ein. Denkt nur einmal an die Energiekostennachzahlung die euch im Januar erwartet!