Die British Independent Retailers Association (BIRA) hat eine Klage gegen Amazon eingereicht. Die Klage behauptet, dass Amazon proprietäre Daten von unabhängigen Einzelhändlern im Vereinigten Königreich gestohlen und zu ihrem eigenen Vorteil genutzt hat. Dies soll Amazon dabei geholfen haben, neue Produktsegmente zu erschließen, Preise zu bestimmen und Konkurrenten zu verdrängen. Einen Vorwurf, welcher immer mal wieder zu hören ist. Es wird spannend hier Details aus Amazons Maschinenraum zu erfahren.

Die Vorwürfe gegen Amazon

Die Klage, die beim Competition Appeal Tribunal in London eingereicht wurde, fordert Schadensersatz in Höhe von einer Milliarde Pfund. BIRA wirft Amazon vor, vertrauliche Informationen von Drittanbietern genutzt zu haben, um eigene, günstigere Produkte auf den Markt zu bringen. Besonders betroffen seien kleinere Einzelhändler, die durch Amazons Praktiken geschädigt wurden.

“Wir haben diese Klage nicht gesehen, aber aufgrund der bisherigen Berichterstattung sind wir zuversichtlich, dass sie unbegründet ist und dass sie im Rahmen des Gerichtsverfahrens aufgedeckt werden wird. Mehr als 100.000 kleine und mittelständische Unternehmen in Großbritannien verkaufen über Amazons Shop, mehr als die Hälfte aller physischen Produktverkäufe in unserem britischen Shop stammen von unabhängigen Vertriebspartnern, und Tatsache ist, dass wir nur erfolgreich sind, wenn die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, erfolgreich sind.”, so eine Amazon Sprecherin gegenüber Wortfilter. (übersetzt mit DeepL)

Eine sehr spannende Frage, denn welche Daten sind bei Amazon nicht nicht öffentlich? Tools wie Helium10, Amalyze und ähnlich ermöglichen ja bereits eine sehr validierte Datenauswertung.

Manipulation der „Buy Box“

Ein weiterer Vorwurf betrifft die Manipulation der „Buy Box“. Amazon soll die Platzierung dieser Box so beeinflusst haben, dass bevorzugte Händler einen Verkaufsvorteil erhalten. Dies habe dazu geführt, dass viele kleinere Händler benachteiligt und aus dem Markt gedrängt wurden. Die „Buy Box“ ist ein entscheidendes Element auf der Amazon-Plattform, da sie direkt mit höheren Verkaufszahlen verknüpft ist.

Ja natürlich. Warum soll das denn unzulässig sein? Das Unternehmen bevorzugt Seller an Hand klarer Kriterien, wie zum Beispiel Preis, Kundenzufriedenheit und Liefertreue.

Schäden für den britischen Einzelhandel

BIRA argumentiert, dass Amazons Verhalten den britischen Einzelhandel erheblich geschädigt hat. Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es für kleine und mittelständische Unternehmen immer schwieriger geworden, gegen Amazons Marktmacht zu bestehen. Die geschätzten Gesamtschäden belaufen sich auf rund 1,1 Milliarden Pfund, inklusive Zinsen.

Reaktionen und erste Schritte. Oder ist das nichts anderes als Populismus?

Andrew Goodacre, Geschäftsführer von BIRA, bezeichnete die Klage als „ersten Schritt zur Entschädigung der Einzelhändler“. Er ist zuversichtlich, dass das Tribunal die Klage genehmigen wird und sieht der Verhandlung optimistisch entgegen.

Frühere Vorwürfe und Untersuchungen

Amazon steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Bereits im September des Vorjahres reichte die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) zusammen mit Generalstaatsanwälten aus 17 Bundesstaaten eine umfassende Kartellklage gegen Amazon ein. Diese Klage argumentierte, dass Amazon unfaire monopolistische Praktiken anwendet, die den Wettbewerb ersticken und die Preise erhöhen.

Auch die Europäische Kommission hat Amazon wegen ähnlicher Vorwürfe untersucht. In beiden Fällen geht es um den Missbrauch von Daten und wettbewerbswidriges Verhalten gegenüber Drittanbietern.

Ein Blick auf die rechtlichen Implikationen

Die Klage von BIRA gegen Amazon könnte weitreichende rechtliche Implikationen haben. Sollte das Tribunal zugunsten von BIRA entscheiden, könnte dies nicht nur zu einer erheblichen Schadensersatzzahlung führen, sondern auch dazu, dass Amazon seine Geschäftspraktiken grundlegend ändern muss. Dies könnte einen Präzedenzfall für ähnliche Klagen in anderen Ländern schaffen.

Fazit

Die Klage der British Independent Retailers Association gegen Amazon wirft ein Schlaglicht auf (un-)mögliche fragwürdigen Praktiken des Online-Giganten und die Herausforderungen, denen sich kleine und mittelständische Unternehmen im Wettbewerb mit solchen Marktmacht-Riesen stellen müssen. Es bleibt abzuwarten, wie das Gericht entscheidet und welche Auswirkungen dies auf die Zukunft des Online-Handels haben wird. Klar ist jedoch, dass die Diskussion über faire Wettbewerbspraxis und die Rolle großer Online-Plattformen durch diesen Rechtsstreit angeheizt wird.