Seit Jahren hält sich hartnäckig der Mythos, dass Pakete aus China massiv subventioniert und zu Dumpingpreisen nach Europa und in die USA versandt werden. Immer wieder ist in Händlerkreisen von verzerrtem Wettbewerb und unfairen Versandkosten die Rede.

Doch die Realität sieht längst anders aus: Die günstigen Versandkosten waren ein Problem – wurden aber bereits über Jahre hinweg im Weltpostverein (UPU) gelöst. Wer heute noch von subventionierten China-Paketen spricht, liegt schlicht falsch.

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie sich die Gebühren für Pakete aus China tatsächlich entwickelt haben, welche Änderungen in den letzten Jahren beschlossen wurden und warum das Problem heute nicht mehr existiert.


1. Wie entstand der Mythos der China-Subventionen?

Die Grundlage für diesen Mythos liegt in den alten Gebührenstrukturen des Weltpostvereins (UPU). Lange Zeit war es so, dass Entwicklungsländer niedrigere Gebühren für den internationalen Paketversand zahlten als Industrieländer.

🔹 China profitierte davon: Obwohl China längst eine der größten Volkswirtschaften der Welt ist, galt es bis vor wenigen Jahren im UPU-System als Entwicklungsland.
🔹 Billiger Warenversand nach Europa und in die USA: Chinesische Händler konnten Produkte zu extrem niedrigen Kosten ins Ausland verschicken, während europäische Händler für den gleichen Service viel mehr zahlten.
🔹 Logistikverzerrung: Ein China-Paket nach Deutschland war oft billiger als ein Paket innerhalb Deutschlands.

Folge: Gerade im Bereich Kleinsendungen (z. B. via AliExpress, Wish oder Shein) nutzten chinesische Händler das aus, um billigste Waren direkt an Endkunden zu schicken – unter Umgehung europäischer Zwischenhändler.


2. Warum das Thema längst gelöst wurde – Ein Zeitstrahl der Erhöhungen

Der internationale Druck auf den Weltpostverein stieg über die Jahre massiv. Besonders die USA unter Donald Trump machten klar, dass sie diese Ungleichbehandlung nicht länger hinnehmen würden.

Das führte u.a. zu einer Reihe von Reformen:

📌 2016 – Erste Erhöhungen: Erste Maßnahmen zur schrittweisen Anpassung der Gebührenstruktur wurden auf den Weg gebracht.

📌 2018 – Bundestag beschäftigt sich mit dem Thema (Quelle: Bundestag):

  • Der Deutsche Bundestag stellte fest, dass die Gebühren für China-Pakete zu niedrig waren.
  • Erste Gespräche über Anpassungen liefen bereits auf internationaler Ebene.

📌 2019 – Grundsatzbeschluss des Weltpostvereins:

  • Die UPU beschloss auf einer Sondertagung, dass alle Länder ab 2020 die Möglichkeit haben, ihre Gebühren selbst anzuheben.
  • Besonders betroffen waren China und andere Billigversender-Länder.
  • USA drängten auf Sofortmaßnahmen und drohten sogar mit einem Austritt aus dem Weltpostverein.

📌 2020 – Massive Gebührensteigerung (Quelle: Heise):

  • Die Deutsche Post DHL erhöhte die Gebühren für Päckchen aus China drastisch.
  • In den USA stiegen die Gebühren für China-Sendungen um bis zu 150 %.
  • Andere Länder folgten nach und nach.

📌 2021 – Weitere Gebührenerhöhungen:

  • Deutschland setzte eine weitere Anpassung der Gebühren für internationale Pakete um.
  • Viele chinesische Händler reagierten, indem sie Lager in Europa aufbauten, um die hohen Direktversandkosten zu umgehen.

📌 2022 – Keine Sonderkonditionen mehr für China (Quelle: DVZ):

  • Chinesische Händler zahlen nun die gleichen Gebühren wie andere große Exportländer.
  • Das frühere „Entwicklungsland-Privileg“ existiert nicht mehr.

3. Was bedeutet das für den Onlinehandel?

Heute sind China-Sendungen nicht mehr künstlich günstiger als der Versand aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern. Trotzdem gibt es noch einige Nachwirkungen:

✅ Was sich geändert hat:

✔️ Direktversand aus China ist teurer geworden – viele Händler haben deshalb Lager in Europa aufgebaut (z. B. über FBA bei Amazon oder eigene Fulfillment-Zentren).

✔️ Versandpreise sind gestiegen – Kleinteilige Bestellungen direkt aus China sind nicht mehr so billig wie früher, was den inländischen Handel etwas entlastet.

✔️ Lieferzeiten haben sich verändert – Aufgrund der höheren Versandkosten sind viele China-Seller gezwungen, effizientere Wege zu nutzen (z. B. Luftfracht statt Billigversand per Schiff).

❌ Was noch problematisch ist:

⚠️ Rücksendungen bleiben kompliziert – Viele chinesische Händler geben nach wie vor eine China-Adresse als Rücksendeort an, um Rücksendungen für europäische Kunden unattraktiv zu machen.

⚠️ Direkte Konkurrenz bleibt – Plattformen wie Temu oder Shein nutzen smarte Logistiklösungen, um trotz höherer Gebühren konkurrenzfähig zu bleiben.

⚠️ Zoll & Importsteuer – Die De-minimis-Grenze von 150 € (ab der Zoll und Einfuhrumsatzsteuer fällig werden) ist weiterhin ein Problem für die faire Besteuerung.


4. Fazit: Der Mythos ist überholt – China zahlt längst faire Preise

📌 Die Zeiten der subventionierten China-Pakete sind vorbei.

📌 Internationale Versandgebühren wurden in mehreren Schritten angehoben, besonders seit 2020.

📌 Chinesische Händler haben sich längst angepasst – viele lagern inzwischen direkt in Europa.

📌 Für europäische Händler bedeutet das: Bessere Wettbewerbssituation, aber weiterhin starke Konkurrenz.

Wer heute noch behauptet, dass China-Händler bevorzugt werden, hat einfach die letzten fünf Jahre verschlafen.

📢 Jetzt ist es an der Zeit, den Fokus auf faire Bedingungen für alle Händler zu legen – vor allem bei Themen wie Rücksendeadressen, Zollkontrollen und Produktqualität.

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Quellen:

https://dserver.bundestag.de/btd/19/167/1916789.pdf

https://www.bundestag.de/webarchiv/presse/hib/2018_12/582360-582360