Kauflands große Europa-Wette: Zwischen Plattform-Zwerg und Gigant mit Ausdauer
Mit dem Schritt nach Frankreich und Italien will Kaufland zur europäischen Alternative zu Amazon und Temu werden. Doch wie realistisch ist das? Ein Blick auf Zahlen, Strategie – und das, was andere Plattformen nicht haben.
Expansion mit Ansage – aber auch mit Risiko
Kaufland will hoch hinaus. Nach Starts in Polen, Österreich, Tschechien und der Slowakei folgen nun mit Frankreich und Italien zwei der größten E-Commerce-Märkte Europas. Laut Gerald Schönbucher, Vorstand von Kaufland e-commerce, soll der Marktplatz so zur größten europäischen Online-Plattform werden – „aus Europa für Europa“. Der Start ist für August (Frankreich) und September (Italien) geplant.
Mit diesem Schritt will die Schwarz-Gruppe – zu der Kaufland und Lidl gehören – den Abstand zu den US- und China-Giganten Amazon und Temu verringern. Und das mit einem klaren Versprechen: Datenverarbeitung nur in Europa, fairer Umgang mit Händlern, hohe Transparenzstandards.
Zahlen, die beeindrucken – aber auch relativiert werden müssen
Aktuell erreichen alle Kaufland-Marktplätze zusammen rund 81 Millionen potenzielle Onlinekunden. Mit Frankreich und Italien sollen es laut PM fast 140 Millionen werden. Doch Reichweite allein ist kein Garant für Erfolg.
Laut Similarweb lag die Besucherzahl von Kaufland.de im März 2025 bei rund 28,5 Mio., Amazon kommt im gleichen Zeitraum auf über 360 Mio. Besuche in Deutschland – ein Faktor von über 12.
Auch die Umsatzdimensionen bleiben unterschiedlich: Während Amazon Milliardenvolumina bewegen, plant Kaufland laut früherer Aussagen mit einem GMV-Ziel von 2 Milliarden Euro, das man inzwischen fast erreicht habe. Ein starker Wert – aber in Relation zum Wettbewerb eher untere Mittelklasse.
Der unterschätzte Vorteil: Geduld, Geld und Gründer
Was in der öffentlichen Debatte bisher kaum Beachtung findet: Kaufland bringt drei Eigenschaften mit, die viele andere Plattform-Projekte in Deutschland nicht mitbringen konnten:
- Finanzielle Rückendeckung durch die Schwarz Gruppe
- Digitales Denken mit langjähriger Erfahrung durch Lidl Plus, Cloud (Stackit) & Co. und vor allem der Führung.
- Ein klarer Ankerinvestor: Dieter Schwarz steht persönlich hinter dem Projekt – mit Ausdauer und Kapital.
Diese strategische Geduld könnte sich langfristig auszahlen. Während viele deutsche Plattformversuche an kurzfristiger Renditeerwartung oder fehlender Innovationskultur scheiterten, zeigt Kaufland: Wir ziehen das durch.
Herausforderung Markenaufbau
Was in Osteuropa (u. a. durch Filialnetz) funktionierte, wird in Frankreich und Italien schwieriger: Dort ist Kaufland als Marke unbekannt, und es gibt keine stationäre Präsenz, an die man andocken könnte.
Ein klarer Nachteil – den Kaufland mit Infrastruktur, Händlerbasis und Datenversprechen kompensieren will. Schon jetzt verkaufen über 2000 Händler, die bereits in Frankreich und Italien aktiv sind, auch über Kaufland. Sie bilden das Rückgrat des neuen Marktplatz-Angebots.
Chancen für Händler: Internationalisierung per Mausklick
Trotz aller relativen Schwächen ist Kaufland für Händler ein strategisch interessanter Kanal. Warum?
- Die Plattform bietet sehr gute Schnittstellen zu gängigen Warenwirtschaftssystemen.
- Über die All-in-one-Lösung „Global Marketplace“ können Händler mit nur einem Account international verkaufen – inklusive Produktdaten-Übersetzung, Zahlungsabwicklung in Landeswährung und Kundensupport.
- Gerade für kleinere Händler wird so eine schnelle Internationalisierung in wachstumsstarke Märkte wie Osteuropa, Italien oder Frankreich möglich.
Marktplatzexperte Mark Steier sagt gegenüber dem Handelsblatt dazu:
„Kaufland ist keine Plattform, die mit Amazon konkurrieren kann – aber sie bietet kleinen Händlern eine einfache Möglichkeit zur Internationalisierung. Das sollte man nicht unterschätzen.“
Fazit: (Noch) kein Amazon – aber auf Kurs
Kaufland ist heute kein Amazon – das ist klar. Die Marktanteile, Besucherzahlen und Umsätze sprechen eine deutliche Sprache.
Doch: Kaufland ist gekommen, um zu bleiben.
Mit dem Rückhalt der Schwarz Gruppe, mit technischer Infrastruktur und mit einem langfristigen Fokus auf europäische Werte hat der Marktplatz Chancen, sich langfristig als echte Alternative im europäischen E-Commerce zu etablieren.
Der Unterschied zu vielen Plattformversuchen aus Deutschland: Kaufland hat die Ressourcen, den Mut – und die Ausdauer.
Ich arbeite viel, hab kaum Zeit rauszugehen, bin eher ruhiger Typ. Freunde sagen immer, ich soll online schauen. Ich dacht erst, das bringt nix. Aber irgendwann hab ich’s versucht, und bin auf site gekommen. Da is alles übersichtlich, man muss sich nicht stundenlang durchklicken. Viele aus der Umgebung, viele suchen echt was Festes. Ich fand die Stimmung dort angenehm, nicht so überdreht wie auf den großen Seiten. Hat mir geholfen, nicht aufzugeben mit dem Thema Liebe.