EU will 2-Euro-Abgabe auf Billigimporte – das kann für dich zum Gamechanger werden
Brüssel macht ernst: Die EU-Kommission plant eine pauschale Abgabe von 2 Euro pro Paket, das aus Drittländern – vor allem China – direkt an Endkunden geliefert wird. Betroffen wären insbesondere Plattformen wie Temu und Shein, deren Geschäftsmodell auf massenhaften Direktlieferungen günstiger Artikel basiert. Die Idee: Wer zahlt, soll sich auch an den realen Kosten beteiligen – etwa für Zollabwicklung, Kontrolle und Verbraucherschutz.
Für dich als Händler bedeutet das vor allem eins: Wettbewerbsvorteile für chinesische Plattformanbieter könnten endlich abgeschwächt werden.
Was genau plant die EU?
Laut einem Kommissionsentwurf, über den die Financial Times zuerst berichtet hat, soll:
- eine Pauschale von 2 € pro Sendung erhoben werden, die direkt an Verbraucher geliefert wird (z. B. über Temu, Shein, AliExpress)
- eine reduzierte Abgabe von 0,50 € gelten, wenn die Ware an ein europäisches Lager (Warehouse) geht
- die Einnahmen sowohl die Kosten der Zollabwicklung decken als auch in den EU-Haushalt fließen
Betroffen wären Milliarden von Paketen: Allein über 1 Milliarde gingen 2024 jeweils in die Niederlande und nach Belgien, die als Einfallstore für China-Sendungen gelten.
Warum ist das wichtig für dich als Händler?
Wenn du selbst in Europa ansässig bist, zahlst du längst für:
- Zollabwicklung
- Mehrwertsteuer
- Produktsicherheitsprüfungen
- CE-Zertifizierung
- und nicht zuletzt für Rücksendungen nach EU-Recht
Chinesische Direktversender hingegen umgehen diese Pflichten oft oder bleiben in einer Grauzone. Für dich als seriösen Händler bedeutet das: unfaire Konkurrenz, Dumpingpreise und Margenverfall.
Die neue Abgabe könnte hier für ein wenig Fairness sorgen – vor allem bei kleinpreisigen Artikeln, wo 2 € einen spürbaren Effekt haben.
Gerade kleine Händler könnten profitieren
Viele neu startende Händler wählen bewusst Sortimente mit geringen Einstiegskosten – etwa im Bereich Accessoires, Deko, Küchenartikel oder günstige Elektronik. Genau diese Produkte sind auch der Kern des Angebots bei Plattformen wie Temu.
Die Preisunterschiede entstehen oft nicht durch besseren Einkauf, sondern durch systematische (illegale) Kostenvermeidung. Die geplante Abgabe trifft genau diese Praxis – und verschafft dir als lokalem oder EU-ansässigem Händler eine Chance, konkurrenzfähig zu sein.
Kritik: Es ist keine Steuer – sondern eine Gebühr
EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič betont:
„Ich würde das nicht als Steuer bezeichnen, sondern als Ausgleich für die real entstehenden Kosten – und der sollte von der Plattform getragen werden.“
Die Pauschale soll die extreme Belastung für den Zoll abfedern und sicherstellen, dass Standards in der EU auch bei Importen eingehalten werden.
Tatsächlich klagen Zollbehörden europaweit über:
- steigende Zahlen unsicherer und nicht konformer Produkte
- Rückverfolgbarkeitsprobleme
- erhebliche Kontrollaufwände
Und nicht zuletzt wächst der Unmut europäischer Händler, die sich um ihre Existenz gebracht fühlen.
Was macht Shein und Temu gefährlich?
Beide Plattformen basieren auf einem Modell: Direkt vom Hersteller zum Endkunden – ohne EU-Lager, ohne lokale Registrierung, ohne Verantwortung für Produktsicherheit. Das funktioniert so gut, weil:
- Warenwert oft unterhalb der 150 €-Zollfreigrenze liegt
- MwSt. teils nicht abgeführt wird
- Rücksendungen unpraktisch oder unmöglich sind
- Haftung im Schadensfall schwer durchsetzbar ist
Die EU will deshalb nicht nur die Paketabgabe einführen, sondern auch:
- die Zollfreigrenze abschaffen
- Plattformen zur MwSt.-Registrierung zwingen
- die Verantwortung für Produktsicherheit auf Verkäufer und Plattformen übertragen
Reaktion der Plattformen? Bisher: Schweigen.
Temu und Shein haben auf Nachfragen bislang nicht reagiert. Doch die Signalwirkung der geplanten Regelung ist klar: Ihr Geschäftsmodell steht unter Druck. Temu hat in den USA bereits auf ähnliche Maßnahmen reagiert und den Versand bestimmter Billigprodukte gestoppt.
Auch Shein verschiebt aktuell geplante Börsengänge und prüft Umstrukturierungen. Die Plattformökonomie bekommt endlich Spielregeln – und das ist auch gut so.
Einordnung: Die Richtung stimmt – auch wenn der Schritt klein wirkt
Zwei Euro wirken auf den ersten Blick nicht wie ein großer Hebel. Doch bei Produkten unter 10 € ist das ein echter Preistreiber. Genau dort ist der Wettbewerb am schärfsten – und genau dort startest du oft als neuer Händler mit ersten Produkten.
Die Maßnahme ist daher ein wichtiger Schritt in Richtung fairer Wettbewerb. Und sie zeigt: Die Politik hat das Problem erkannt – und handelt.
Fazit: Gute Idee aus Brüssel – jetzt müssen Taten folgen
Die geplante 2-Euro-Abgabe ist kein Allheilmittel. Aber sie ist ein kluger, realistischer und durchsetzbarer Einstieg in den Kampf gegen unfaire Handelspraktiken. Sie schützt seriöse Händler, entlastet den Zoll – und trifft vor allem Geschäftsmodelle, die auf Massendumping und Regellücken basieren.