OnlyFans soll verkauft werden – 8 Milliarden für ein riskantes Geschäftsmodell

Die Erotik-Plattform OnlyFans steht vor einem möglichen Verkauf: Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters soll eine Investorengruppe um die US-Firma Forest Road Company rund 8 Milliarden Dollar bieten. Die Gespräche laufen offenbar seit März – ein Abschluss könnte in wenigen Wochen erfolgen. Auch ein Börsengang wird nicht ausgeschlossen.

Doch hinter dem Hype um Abo-Umsätze, Creator-Economy und Plattformökonomie stehen erhebliche rechtliche und strukturelle Probleme – vor allem aus Sicht europäischer Anbieter.


Was ist OnlyFans überhaupt?

OnlyFans ist eine Plattform, auf der Creator Inhalte gegen Bezahlung anbieten, meist im Abo-Modell. Das Unternehmen behält 20 % Provision – und hat sich damit zu einem der profitabelsten Player der Creator Economy entwickelt. 2023 lag der Umsatz laut Unterlagen bei 6,6 Milliarden Dollar.

Die Plattform wurde besonders während der Corona-Zeit populär, als viele Menschen begannen, selbst Inhalte zu erstellen – darunter auch viele Erotikschaffende. Doch genau dieser Bereich ist auch das größte Risiko für Investoren, Nutzer und rechtliche Strukturen.


OnlyFans Verkauf: Strafrechtliche und ethische Kritik: Kein Einzelfall

OnlyFans gerät immer wieder in die Kritik – nicht nur wegen der expliziten Inhalte, sondern wegen massiver Vorwürfe:

  • Bereits seit 2019 gibt es in den USA Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen, die Inhalte auf der Plattform veröffentlicht haben sollen.
  • Auch Menschenhandel und Zwangsprostitution sollen über OnlyFans abgewickelt worden sein.
  • Das Unternehmen schweigt systematisch, wenn es um konkrete Vorwürfe geht.

Einige Investoren meiden das Unternehmen deshalb konsequent. Andere sehen nur die Zahlen – und die sind spektakulär. Unternehmensgründer Leonid Radvinsky hat sich laut britischen Gerichtsunterlagen über eine Milliarde Dollar Dividende ausgezahlt – allein in den letzten drei Jahren.


OnlyFans Verkauf: Und jetzt? Verkaufsverhandlungen – aber mit Risiken

Forest Road, ein Investmenthaus mit Fokus auf Medien, erneuerbare Energien und digitale Assets, will offenbar das umstrittene Unternehmen übernehmen. Bisher äußert sich keiner der Beteiligten offiziell. Klar ist aber: Der Verkauf wäre ein hochpolitischer Deal, denn die Plattform steht öffentlich und regulatorisch unter Druck.

Ein Börsengang ist ebenfalls möglich – doch auch das würde wohl intensive regulatorische Auflagen und mediale Aufmerksamkeit nach sich ziehen.


Einordnung aus E-Commerce-Sicht: DAC7 & rechtliche Pflichten

Was viele nicht wissen – und was in der öffentlichen Diskussion fast nie vorkommt:

👉 OnlyFans ist eine der wenigen Plattformen, die DAC7 überhaupt technisch und organisatorisch umsetzt.

Die EU-Meldepflicht DAC7 verpflichtet Plattformbetreiber dazu, bestimmte Daten ihrer Anbieter (z. B. Name, Anschrift, Steuernummer) an die Finanzbehörden zu übermitteln. Das Ziel: Steuervermeidung verhindern, Transparenz schaffen.

OnlyFans hat hierzu laut Insidern Strukturen geschaffen – aber:
Die Umsetzung ist komplex, und es gibt keinerlei zentrale Unterstützung für Creator.


Realität für europäische Anbieter: Keine Rechtssicherheit

Wer als europäischer Creatorin Inhalte auf OnlyFans verkaufen will, steht vor massiven Problemen:

  • Du benötigst ein vollständiges Impressum, inklusive ladungsfähiger Adresse – das schreckt viele ab.
  • Du bist rechtlich immer gewerblich tätig, auch wenn du nur einen Nebenverdienst erzielen willst.
  • Du musst umsatzsteuerlich korrekt abrechnen, ggf. eine UID angeben, DAC7-Daten liefern – doch die Plattform hilft dabei nicht wirklich.
  • Du bist für Inhalte und deren rechtliche Konformität vollständig selbst verantwortlich – ohne Kontrolle durch die Plattform.

Ergebnis: Viele Creator bewegen sich unwissentlich in rechtlichen Grauzonen oder agieren ohne Steuernummer, ohne Haftpflichtversicherung, ohne rechtssicheres Impressum. Und das ist kein Sonderfall bei OnlyFans, sondern ein strukturelles Problem aller Erotikplattformen.


Fazit: Milliarden-Umsatz trifft auf massive Rechtsunsicherheit

OnlyFans ist ein Paradebeispiel für die Spannungen zwischen Plattformökonomie, Regulierung und Ethik. Auf der einen Seite stehen spektakuläre Umsätze und technische Innovationen. Auf der anderen Seite: massive Compliance-Lücken, rechtlich kaum durchsetzbare Strukturen und eine mangelnde Verantwortung für Nutzer und Creator.

Wenn der Verkauf tatsächlich zustande kommt, wird es spannend zu sehen, ob und wie ein neuer Eigentümer mit diesen Widersprüchen umgeht.

Und für dich als Händler, Dienstleister oder Plattformbetreiber gilt:
👉 Ein Milliardenmodell ohne rechtskonforme Infrastruktur ist kein Vorbild – sondern ein Warnsignal.


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Mehr als ein Steuerproblem: Die Verantwortung liegt bei den Plattformen

OnlyFans macht Milliardenumsätze – aber der strukturelle Rahmen bleibt unsauber. Und das ist kein Zufall, sondern ein Systemproblem.

Plattformen wie OnlyFans oder Pornhub könnten längst für Klarheit sorgen. Sie hätten die wirtschaftliche Kraft, um ihren Creator*innen einen rechtssicheren, professionellen Auftritt zu ermöglichen – inklusive Impressumsservice, automatisierter Steuererfassung, DSGVO-konformer Kommunikation, klarer Guidelines zur Produkthaftung oder zur Rechteübertragung.

Doch stattdessen fördern sie – bewusst oder billigend – den Verbleib der gesamten Branche in einer Grauzone, die für viele Nutzerinnen und Anbieterinnen wie eine digitale Schmuddelecke wirkt.

Das ist nicht nur schade, sondern auch kritikwürdig.


Erotik-Content ist ein Milliardenmarkt – und verdient Professionalität

Die Zahlen sprechen für sich:
6,6 Milliarden Dollar Umsatz nur aus den 20 % Gebührenanteil von OnlyFans bedeutet:
👉 Ein GMV (Gross Merchandise Volume) von rund 33 Milliarden Dollar.

Das ist kein Nischenmarkt. Das ist ein strukturierter, enorm gefragter Onlinebereich, in dem vor allem viele Frauen ein sicheres, selbstbestimmtes Einkommen erzielen.

Sie verdienen mit Content auf Plattformen wie OnlyFans teilweise fünf- oder sechsstellige Beträge jährlich – ohne Studio, ohne Vermittler, ohne Abhängigkeiten. Das ist ökonomisch ein Erfolg.
Aber es fehlt die Struktur, um diesen Erfolg rechtssicher und nachhaltig auszubauen.


Fazit: Milliardenumsätze, aber keine sauberen Strukturen

Das eigentliche Problem ist nicht der Content – sondern die fehlende Verantwortung der Plattformbetreiber.
Wer 6,6 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftet, darf sich nicht verstecken, sondern muss rechtskonforme Modelle für Anbieter*innen schaffen.

Solange Plattformen wie OnlyFans dies nicht leisten, bleibt der Markt in der Grauzone – und das schadet letztlich allen:

  • den Creator*innen,
  • den Konsument*innen,
  • den Plattformen selbst –
    und einem offenen, fairen E-Commerce.

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