Unicon Logistics Probleme im Fokus: Warnsignale mehren sich – sollten Händler vorsichtig sein?
Aus Gesprächen mit mehreren Marktplatzhändlern, ehemaligen Mitarbeitenden und aus Marktbeobachtungen ergibt sich aktuell ein kritisches Bild über den Logistikdienstleister Unicon Logistics. Offiziell gibt sich das Unternehmen betont gelassen. Auf die Konfrontation mit den Vorwürfen kam keine Antwort. Doch intern und in der Zusammenarbeit mit Kunden scheint es zu rumoren. Für Händler, die mit Unicon zusammenarbeiten oder dies planen, ist Vorsicht geboten.
Unzufriedenheit bei Händlern
Seit Anfang 2025 häufen sich Berichte über Lagerprobleme bei Unicon. Mehrere Händler berichten übereinstimmend, dass Waren nicht wie vereinbart verarbeitet, gebucht oder an Amazon übergeben wurden. Lieferverzögerungen, schlechte Kommunikation und stockende Prozesse scheinen laut mehreren Quellen keine Einzelfälle mehr zu sein.
Besonders brisant ist ein Fall, bei dem ein Händler von einer Pfändungsandrohung des Zolls berichtet. Grund: Die Einfuhrumsatzsteuer, die der Händler an Unicon überwiesen hatte, wurde offenbar nicht weitergeleitet. Ein schwerwiegender Vorgang – immerhin droht dem Händler dadurch ein finanzieller und rechtlicher Schaden, obwohl er seine Pflichten erfüllt hat.
Unicon erklärte gegenüber dem Kunden auf Nachfrage, dass es sich um einen “Systemfehler” gehandelt habe. Finanzielle Schwierigkeiten beständen laut dem Unternehmen nicht.
Ehemalige Mitarbeitende melden sich zu Wort
Gegen diese Darstellung gibt es jedoch Zweifel. Ein früherer Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte, äußert gegenüber Wortfilter: “Meines Wissens gab es keinen Systemfehler. Es wird intern viel mit Notlösungen gearbeitet, und viele Kollegen haben inzwischen gekündigt.”
Zudem berichten andere Quellen aus dem Markt, dass die Zoba GmbH, ein auf Zollabwicklung spezialisierter Dienstleister, die Zusammenarbeit mit Unicon eingeschränkt habe. Auch dies ist ein möglicher Hinweis auf strukturelle Probleme.
Erinnerung an Scheer-Ocean
Ein erfahrener Händler zieht im Gespräch mit wortfilter.de Parallelen zum Fall Scheer-Ocean, einem Logistiker, der 2022 zahlungsunfähig wurde und damals bei Händlern teils sechsstellige Schäden verursachte. “Auch da fing es mit kleinen Unregelmäßigkeiten an, die man zunächst nicht ernst genug genommen hat. Am Ende standen wir vor verschlossenen Lagertoren,” so der Händler.
Was Händler jetzt tun sollten
Ob Unicon wirklich in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist aktuell nicht belegt. Doch die Kombination aus häufigeren Problemen, mangelhafter Kommunikation, personellen Veränderungen und Verlust von Kooperationspartnern sind Warnzeichen, die du als Händler ernst nehmen solltest.
Konkrete Empfehlungen:
- Keine Vorkasse leisten für Services, deren Erbringung noch nicht erfolgt ist (z. B. Verzollung, Lagergebühren, Amazon-Vorbereitungen).
- Bestehende Verträge prüfen: Gibt es Zahlungsfristen, Kündigungsrechte, Ersatzpflichten?
- Einen Plan B aufbauen: Prüfe alternative Partner für Zollabwicklung und Pre-FBA-Services, um im Fall einer Eskalation sofort reagieren zu können.
- Keine neuen Warenlieferungen ohne Absicherung an Unicon senden, wenn du Zweifel an der operativen Zuverlässigkeit hast.
- Dokumentiere alle Vorgänge und Zahlungen im Detail, um im Zweifelsfall rechtlich reagieren zu können.
Fazit
Unicon Logistics steht unter Beobachtung. Offiziell gibt sich das Unternehmen ruhig und verweist auf technische Probleme. Doch aus der Händler- und Mitarbeiterperspektive zeichnet sich ein anderes Bild. Transparenz, Prozesssicherheit und Kommunikation scheinen zu schwanken – und genau das ist für Amazon-Händler ein Risiko.
Wenn du mit Unicon arbeitest, solltest du jetzt besonders wachsam sein. Und wenn du planst, mit ihnen zu starten, dann nur mit maximaler vertraglicher und finanzieller Absicherung. Denn eins zeigt die Erfahrung mit anderen Fällen: Wer im E-Commerce auf Logistikpartner setzt, muss immer auch den Worst Case mitdenken.