Nein, liebe CDU, ihr habt nicht geholfen, eine Nahversorgung sicherzustellen. Im Gegenteil: Ihr setzt damit ein falsches, schädliches und nicht hilfreiches Signal. Der Versandhandel und besonders auch der Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist gerade für ältere Menschen wichtig und existenziell.
Meine Mama hat mit 75 Jahren ein Amazon-Konto. Warum?
Warum finden immer mehr ältere Menschen den Weg zu Amazon, ins Internet und zum Onlinehandel? Weil das Internet mitunter die einzige Zugangsmöglichkeit zu Produkten ist. Wir leben länger, sind aber dadurch nicht mobiler. Im Gegenteil. Der Weg in die Apotheke, und seien es nur ein paar hundert Meter, ist für viele Alte zu beschwerlich. Der Gang in den Supermarkt ist nicht mehr zu schaffen. Das sind alles Folgen einer steigenden Immobilität im Alter.
Was ist da die Lösung? Das Internet, ja, der Onlinehandel. Denn er verschafft älteren Menschen nach wie vor den Zugang zu Produkten, zu Lebensmitteln und auch zu verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Und deshalb hat meine Mama sich mit 75 Jahren einen Amazon-Account zugelegt und ich durfte ihr das Einkaufen im Netz erklären.
Lokale Lieferdienste könnten die Lösung sein
Alleine der Glaube fehlt. Natürlich bieten einige Supermärkte und Apotheken Zustellungen an. Aber halt nicht alle und auch nicht alle kostengünstig. Deshalb hat sich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln sogar ein eigener Einkaufsservice etabliert. Knapp 30€ kostet es, wenn der Dienstleister die Einkäufe erledigen soll. Ist das eine gute Lösung, ein Ansatz? Nein, denn diese Kosten sind belastend für ältere Rentner.
Der Onlinehandel ist die Lösung
Gerade Marktplätze wie Amazon und eBay, aber auch andere Shops und die Versand-Apotheken schließen eine wichtige Versorgungslücke. Das ist wichtig und richtig. Denn deren Angebote sind mit inkludierten Versandkosten oftmals günstiger und die Zustellung zum Verbraucher ist nicht selten sogar schneller.
Alles in allem profitieren der Verbraucher und ältere Menschen, die unter den Folgen steigender Immobilität und schlechterer Nahverkehrsangebote stark in ihrem täglichem Leben beeinträchtigt werden, von den wachsenden Online-Angeboten.
Der Niedergang des stationären Handels ist kein Kollateralschaden
Nein, Handel ist Wandel. Und wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. So abgedroschen auch beide Phrasen klingen mögen, so wahr sind sie aber doch. Natürlich wird sich der stationäre Handel ausdünnen. Es herrscht ein Überangebot. Und zu viele rein stationäre Händler haben sich dem Distanzhandel zu lange verwehrt, so dass sie sich nun in der Folge nicht mehr behaupten können und ihre Pforten schließen müssen.
Das sind aber keine unschuldigen Opfer. Es sind zunächst Unternehmer, die die Folgen falscher unternehmerischer Entscheidungen zu tragen haben.
Wenn über 60% der stationären Händler noch nicht einmal einen Google-Business Eintrag haben (Stand 2016), dann ist nicht der Onlinehändler der Böse, sondern der stationäre Händler der Versager.
Die Deppenbande von der CDU
Sie helfen nicht, sie schaden. Und das vor allem den Menschen, die auf eine einfache und unkomplizierte Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs angewiesen sind. Dazu gehören auch verschreibungspflichtige Medikamente.
Habt ihr Deppen einmal darüber nachgedacht, dass es um die Verbraucher geht? Was wollen sie? Diese Frage sollte im Zentrum eurer vernebelten Gedanken stehen.
Ihr setzt mit der Aufnahme der Forderung “Um die Apotheken vor Ort zu stärken, setzen wir uns für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein” in den Koalitionsvertrag ein schädliches und falsches Signal.
Eigentlich wollte ich mich nicht zu einem Beitrag äußern, der die einfachsten Höflichkeitsregeln sprengt, aber sei es drum. Auch wenn der Versandhandel in Deutschland weiterhin verboten bleibt, sitzen die meisten Versandapotheken ohnehin hinter der deutschen Grenze und liefern nach Deutschland. Bei uns ist im Ärtzehaus bzw beim zweiten Ärtzehaus im Nachbargebäude die Apotheke, so dass man nach dem Arztbesuch (zu dem man ja auch persönlich muss) gleich sein Rezept einlösen kann. Was nicht vorrätig ist, wird kostenlos nach Hause geliefert.
…eines von vielen Zitaten aus den Reihen der CDU: “Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Blödheit ihrer Bewunderer zusammen.”…und das ist wohl das harmloseste. Aber wer sich am Ton stört, möchte das Thema wohl gerne umschiffen?
“…gerne umschiffen”: So ist es wohl. Dabei dachte ich, so etwas gäbe es nur zwischen den Hierarchie-Ebenen des ÖD: Wenn Funktionsträger auf Erkenntnisse und Erfahrungen des Personals nicht in der Sache antworten können, werden die persönlich und erteilen Sprecherziehung statt Argumente. Aber sowas auch in der Welt des Handels? Dort kann man mit Rechthaberei eher auf die Plautze fallen als im ÖD. Dachte ich bisher.
Hab jetzt alles gelesen und den für mich wichtigsten Punkt nicht gefunden: Wer profitiert vom Verbot? Ja, örtliche Apotheken, aber v.a. auch die Herstellert von Medikamenten (Pharma-Unternehmen), weil sich die Preis-Verhandlungsmacht, die bei den Versandapotheken stetig (aufgrund der abgenommenen Menge) steigt und dazu führt, dass die Preise im Großhandels EK unter Druck geraten! Jetzt soll die Einkaufs-Verhandlungsmacht wieder auf viele kleine (“schwache”) Einzelapotheken aufgeteilt werden, was wieder zurück führt zum de facto Preisdiktakt der Hersteller. Ein Meisterstück von Lobbyarbeit!
Davon spricht die CDU/ CSU aber nicht, sondern nur von “wir retten die kleinen Apotheken”.
Passend zum Thema: https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/glosse/sisyphos-ist-ein-hauptstadt-berliner/
Der Staat regelt alles! Unternehmertum ist nicht mehr gefragt!
Apotheken vor Ort nehmen eine wichtige Aufgabe wahr. Gerade auch für Menschen, die warum auch immer, nicht online bestellen wollen oder können. Mit der Bereitstellung von medizinischen Notdiensten etc. nehmen die Apotheken letztlich aber auch eine öffentliche Aufgabe wahr. Aus diesem Grunde ist es nicht nur wünschenswert, sondern sogar notwendig, dass Apotheken flächendeckend vor Ort wirtschaftlich existieren können. +++ ABER: Ein Versandhandels-Verbot ist der völlig falsche Weg. Denn damit werden wiederum die Menschen benachteiligt, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht zur nächsten Apotheke laufen wollen oder können. +++ Wenn es sinnvoll und gesundheitspolitisch gewollt ist, Apotheken vor Ort zu erhalten und zu stärken, müssen diese stattdessen entsprechende hinreichende Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erhalten: Beispielsweise für die Bereitstellung der Notdienste. Oder auch für die Bereitstellung einer Grundversorgung mit Medikamenten. Hingegen sind Verbote, welche die Freiheit des Einzelnen einschränken, immer der mit Abstand schlechteste Weg. +++ Unabhängig davon sollte man als Journalist stets Contenance bewahren, und eine Partei, welche nicht die eigenen Meinung vertritt, weder abschätzig als “Deppen” noch kriminalisierend als “Bande” bezeichnen.
Herr Steier ist aber kein Journalist sondern eine Privatperson die seine Meinung kundtut.
Das versuche ich auch dauernd ihm zu erklären, aber er hält sich für einen wichtigen Journalisten und talentierten Talkrundenredner.
Lieber Stefan, vielen Dank für die klaren und wahren Worte!
Ich hätte es nicht besser ausdrücken können!
Hi Mark, das Problem bei den Apotheken ist nicht ganz so trivial, wie im “normalen” Einzelhandel. Apotheken vor Ort haben auch eine Reihe von Aufgaben (z.B. Notdienst, Herstellen von Rezepturen), die die Versanhandelsapotheken nicht haben bzw. übernehmen. Ein Verbot des Versandhandels ist aber sicher auch nicht die Lösung. Allerdings sollten auch hier faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Dazu sollte man sich nur ein paar mehr Gedanken machen als einfach mal das einfache populistische Verbieten.
Ulrike, ganz lieben Dank für deinen Beitrag. Ja, das sehe ich genauso wie du. Um eine verträgliche Lösung zu schaffen ist eine differenzierte Betrachtung der Herausforderung notwendig. Und mir fallen eine ganze Hand voll Ideen ein mit denen alle Parteien sicher leben könnten. Aber ein Verbot ist ein #nogo
Hoseneinkauf in der Innenstadt.
Verkäufer: “Die Hose habe ich in Ihrer Wunschfarbe vorrätig, aber nicht in Ihrer Größe.”
Ich: “Dann bestellen Sie die Hose in meiner Wunschfarbe und meiner Größe und ich hole sie morgen hier ab.”
Verkäufer: “Das geht nicht. Ich kann nur das verkaufen, was wir am Lager haben.”
Ich: “Okay, dann gehe ich jetzt zu Hause ins Internet und bestelle mir die Hose in meiner Größe und Farbe und lasse sie morgen nach Hause liefern.”
Der Handel hat die Zeit für gravierende Veränderungen immer noch nicht erkannt. Und für Politiker ist das Thema Neuland. Schauen Sie sich die Minister an, wenn sie den Kabinettssaal betreten: pralle Akten unter den Achseln (saugaktiv gegen Achselnässe). In Estland kommen sie mit dem iPad zur Kabinettssitzung.