Aber lasst euch gesagt sein, der Weg zum eigenen OTTO ist beschwerlich und ihr fühlt euch teilweise in die 90er Jahre zurückversetzt. Der Versandhändler, also der mit den Katalogen, möchte endlich Marktplatz werden und geht nun verstärkt in die Händler- bzw. Lieferantenaquise. Für Händler, die einen eigenen OTTO-Marktplatzauftritt haben möchten, ist der Weg dahin recht steinig. Aber seht selbst.

OTTO wird Marktplatz

Kürzlich wurde die Meldung durch die Medien getrieben, dass OTTO nun selbst ein Marktplatz werden wird. OTTOs Geschäftsführer stellte die Vorzüge für Händler vor. Die lasen & hörten sich an, wie das Mekka für KMU-Händler.

„Bei uns gibt es keine Grauzonenhändler aus China”, so der Otto-Chef Birken im Interview mit Joch G. Fuchs von der t3n.

Einige Dienstleister bieten bereits Schnittstellen zu OTTO an. Plentymarkets spricht z. B. schon Ottisch. Diesen Wandel lässt sich OTTO einiges kosten. 100 Mio.€ sollen ausgegeben und knapp 580 neue Stellen im Unternehmen geschaffen werden. Und so stellt sich der Versandhändler die Zusammenarbeit vor.

(Quelle: Otto.de)

Leider kenne ich nicht die Kundengruppe, die auf OTTO einkauft, sodass ich nicht bewerten kann, ob sich diese mit den Kundengruppen anderer Marktplätze überschneidet. Wäre dem so, dann wäre es für jeden Händler wichtig, zu entscheiden, ob er nicht seine bisherigen Marktplatzpräsenzen kannibalisiert. Aber: Eine breit aufgestellte Kanalstrategie schafft auch Unabhängigkeit von den beiden in Deutschland dominierenden Marktplätzen Amazon und eBay.

Euer Start beginnt mit einem Formular

Auf dieser Seite könnt ihr euch als Händler anmelden: https://www.otto.market/ und ihr erhaltet ein paar grundlegende Informationen. Wenn ihr Interesse habt, dann füllt das Formular aus.

Sobald OTTOs Fachabteilung eure Anfrage erhalten hat, geht es richtig ›old school‹ weiter. Ihr erhaltet eine weitere Mail mir einer wunderbaren Excel-Tabelle. Ihr dürft sie ausfüllen. Diese Mail hat folgenden Inhalt:

Betreff: AW: OTTOmarket

Lieber Herr XXXXX,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir freuen uns, dass Sie Interesse an einer Zusammenarbeit mit OTTO haben!

Wir bieten aktuell verschiedene Modelle zur Anbindung von Partnern an. Je nach Sortiment und Ihren Wünschen können wir unterschiedliche Abwicklungs-, Bewirtschaftungs-, Logistik- und Finanzdienstleistungen für Sie übernehmen.

Aufgrund der großen Nachfrage ist es derzeit so, dass wir zunächst Partner mit einer Sortimentsgröße > 300 Artikel anbinden. Sollten Sie dieses Kriterium nicht erfüllen, müssen Sie mit einer etwas längeren Bearbeitungszeit rechnen.

Um vorab mehr über Ihr Unternehmen zu erfahren und Ihnen ein geeignetes Anbindungsmodell empfehlen zu können, bitten wir Sie, das beigefügte Formular auszufüllen und an uns zurückzusenden. Vielen Dank!

Sollten Sie Fragen zum Formular haben, melden Sie sich jederzeit gerne bei uns.

Viele Grüße aus Hamburg

Ihr OTTO Market Team

Zu lesen ist, dass kleine Händler zunächst hinten angestellt werden. Die Mindestanforderung um von Anfang an dabei zu sein ist also ein Sortiment von mehr als 300 Artikeln. Das ist schade, denn damit scheiden viele spannende und smarte Private Label Start-ups aus.

Nach der Tabelle folgen weitere Gespräche und Mails bis endlich eine Anbindung passiert. Das kann aber dauern. Mir sind bisweilen nur wenige Händler bekannt, die bereits angebunden wurden.

Eine direkte Rufnummer zu den Mitarbeitern von OTTO Brand Connect sucht ihr vergebens. Ihr habt nur die Chance, die Mitarbeiter über die Zentrale zu erreichen. Also wenn ihr durchkommt. Ich habe es nicht geschafft.

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Fazit: Einfach und komfortabel ist das nicht

OTTOs Präsentation als Matktplatzalternative und die ausgerufenen Parolen, die sich wie die Antithesen zu Amazon und Co. lesen, scheinen mehr PR als Realität zu sein. Händlerfokussiert und komfortabel ist das Händler-Onboarding keineswegs. Es fühlt sich eher sehr ›hands on‹ und hinderlich an.

Ich habe einmal ein paar Händlerstimmen eingefangen:

»Wenn du bei OTTO es schaffst, innerhalb von einem halbren Jahr anzudocken, dann ist das echt gut«, so ein erfahrener und größerer Händler.

»Wer es schafft, den Onboarding-Prozess hinzubekommen, der ist wohl in den Augen von OTTO ein geeigneter Partner«, berichtet ein bereits auf dem Marktplatz gelisteter anderer Händler.

Da hat OTTO also noch alle Hände voll zu tun, sich den Händlern gut zu präsentieren. [Uddate] Im Nachgang zu diesem Bericht hat mich eine weitere Händlerstimme erreicht:

” Ich mache aktuell genau dasselbe… und es läuft komplett anders. […] … ich hatte direkt Telefonat. Dann Mail mit Sortimentsprüfung Vorab… Jetzt grade EXCEL fertig und Next Call zur Anbindung… Alles zügig bisher”, schreibt ein norddeutscher Onlinehändler.

Wer sich das Interview mit dem OTTO-Chef in voller Länge anschauen möchte, der kann dies hier tun. Alexander Birken im Videointerview: Die Plattformstrategie der OTTO-Gruppe und was sie für Händler bedeutet:

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