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Da geht die Post ab: Erpressung in Produktestergruppen

Vergangene Woche las ich in meiner Facebook-Timeline von Uberseller-Gründer Dawid einen Post über Erpressung in Produkttester-Gruppen. 2 große Problemkreise werden hier angesprochen. Einmal die Erpressung und dann der Kauf für eine verifizierte Bewertung mit nachfolgender Erstattung des Kaufpreises. In der Regel erfolgt diese dann auf ein PayPal-Konto. Der Käufer darf  das Produkt behalten.

Kaufaufforderung, Bewertung und Erstattung

Solche Mails erhalte ich auch ständig. Hier ein Beispiel:

(Quelle: Mail eines chinesischen Händlers)

Die Idee des Händlers ist es, dass der Käufer das Produkt ordentlich kauft und bezahlt. Es stellt dann einen verifizierten Kauf dar. Nach Erhalt einer guten Bewertung und Rezension zahlt der Händler dem Rezensenten den Kaufpreis über PayPal zurück. Der Käufer darf das Produkt behalten. Das ist sein Profit. Die Erstattung erfolgt deshalb über ein PayPal-Konto, damit die Rückzahlung außerhalb von Amazon stattfindet. Dadurch wird die Rückgabe-/ Stornoquote nicht belastet.

Vorteile für den Händler: Er erhält verifizierte Rezensionen. Der Händler ist sich sicher, dass diese positiv sind, denn der Käufer möchte den Kaufpreis zurück.

Vorteil für den Produkttester: Er erhält den Artikel nicht nur reduziert, sondern völlig kostenlos. Er kann ihn entweder behalten oder über einen anderen Marktplatz verscherbeln.

Diese Strategie funktioniert auf Vertrauensbasis, birgt aber auch Risiken für den Käufer bzw. Rezensenten. Natürlich verstößt dieses Verhalten gegen eine Menge Amazon-TOS und ist auch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen bedenklich.

Die erpresserischen Rezensenten

Hier Dawids Post. Seiner Bewertung, hinsichtlich der nicht vergünstigten Angebote mit anschließender Erstattung, stimme ich nicht zu (s. o.).

Aktuell werden Verkäufer, welche in spezialisierten Facebook Gruppen um Rezensionen buhlen, von deren Mitgliedern erpresst.

Und tatsächlich haben Sie nicht nur bei Nichtzahlung das Risiko, dass Ihnen und allen verknüpften Accounts die Verkaufsrechte entzogen werden.

Da viele Verkäufer jetzt tatsächlich so dreist sind und nicht nur Ihre Produkte offen gegen eine Bewertung vergünstigt herausgeben wollen, sondern es auf die Spitze treiben und von den Rezensenten verlangen, die Produkte zum vollen Preis zu kaufen. Diesen wollen dann die Verkäufer nach Erhalt der positiven Rezension erstatten.

Natürlich werden auch Käufer immer dreister und machen sich die Situation zunutze. Das es hierbei so weit kommt, ist nichts Neues und war m. E. Nur eine Frage der Zeit.

Allen aktiven Händlern in diesen Gruppen lege ich nahe sich an den Kopf zu fassen und sofort alle Angebote, Kommentare und Co zu löschen. Denn sogar falls man als Rezensent an solch einer Aktion teilgenommen hat, oder sich auf solch ein Angebot mit Kommentar beworben hat, das eigene Verkäuferkonto gesperrt werden kann.

Es kann doch nicht sein, das nach all der Zeit sich Leute dem Risiko nicht bewusst sind oder trotzdem um jeden Preis diese Art von Nummern abziehen. Amazons Regeln sind glasklar …

Bisweilen habe ich solche Berichte nur aus den englischen und amerikanischen Gruppen gelesen.  Es wird nicht lange dauern, dann werden wir auch von deutschen Communitys solche Erfahrungen lesen. Jeder Händler sollte sich bewusst sein, dass er ein hohes Risiko eingeht, wenn er Deals-Plattformen oder Facebook-Produktestergruppen nutzt. Nicht selten verhalten sich die Merchants wettbewerbswidrig. Auf jeden Fall verstoßen sie gegen die Amazon-TOS und setzten womöglich ihren Account aufs Spiel.

(Quelle: Screenshot einer Kommunikation zwischen Merchant und Rezensenten)

Ein Umstand, den viele Amazon-Händler übersehen, ist, dass es Amazon recht einfach fällt, Fake-Bewertungen zu identifizieren. In diesem Jahr gab es ja schon einige Löschungswellen. Die ‘Berufs’-Rezensenten geben unnatürlich viele Bewertungen ab. Und nahezu alle positiv. Dieses Verhalten entspricht jedoch nicht der Lebenswahrheit. Nunmehr ist es ein Klacks für den Onlineriesen, dieses Verhalten durch Algorithmen sichtbar zu machen und zu reagieren.

Fazit: Ihr als Händler solltet euch im Klaren sein, dass ihr ein hohes Risiko eingeht, um ein paar Rezensionen einzusammeln, falls ihr diese dumme Idee umsetzt. Und am Ende können euch dann auch noch eine Menge Kosten entstehen.

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Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

5 Gedanken zu „Da geht die Post ab: Erpressung in Produktestergruppen

  1. editor

    So ein Unsinn.
    1. habe ich das selber schon gemacht.
    2. Sind in über 90% alle Testberichte gesponsort.
    3. Warum sollen all diese Leute nur gute Bewertungen vergeben. Es hat oft einen anderen Grund, aber so tief stecken sie da nicht drinn und haben nicht das Wissen. Denn schlechte Produkte werden oft nicht bewertet und der Händler hat dann Pech oder Glück gehabt, wie man es sieht. Aber die meisten Händler arbeiten daran und wollen auch ihre Produkte verbessern. Und das tun einige auch.

    Und nun das Perverse: Amazon ist praktisch und schnell. Aber auch leider hinterhältig, falsch und ignorant.
    Sie haben ein Vine Rezenten Programm. Dort bekommen die Leute auch immer kostenlose Produkte. Gleichzeitig schmeißen sie andere ehrliche Tester raus aus der Community. Mich auch, weil ich Vine Rezenten Kritisiert hatte, wie man solch eine schlechte Rezension überhaupt schreiben kann. Einige hatten scheinbar nicht einmal deutsch Unterricht.
    Die getestetten Produkte sieht man dann in den Angeboten.
    Ich habe hunderte Mails mit solchen Angeboten. Man könnte das auch anderwo fortführen, nicht nur bei Amazon.

    Aber das schlimmste ist, dass Amazon selber täglich gegen das verstößt, wofür sie andere ohne Vorwarnung bestrafen. Und glauben sie mir, alles war mit gutem Gewissen gemacht. Hier ist der Staat gefragt.
    Und wer so dumm ist, sein Hirn nicht nutzen kann und blind den Sternchen vertraut (Vine Produkt Tester haha), der ist selber schuld.
    Auf youtube und anderen Seiten sind diese Leute auch vertreten. Und es kann jeder!! machen, der nur etwas Verstand hat. Dafür muss man kein Produktester in einem sinnlosen Vine Programm sein, welches für Amazon natürlich gut ist.
    Naiv zu denken, das Produkt Testberichte ehrenamtlich gemacht werden. Kann ich nicht nachvollziehen. Dazu gibt es Beispiele großer deutscher Firmen. Was viel schlimmer ist und trotzdem schmeißen sie alle denen Geld in den Rachen. Also, locker bleiben und sich anderweitig über Produkte informieren, anstatt den Sternchen zu glauben. Wen man das sortieren kann, ok.
    Und wer nun glaubt das sind nur irgendwelche China Unternehmen, der irrt! Es sind auch deutsche unternehmen dabei, die Produkte kostenlos für Bewertungen verteilen.

    nur mal so.

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  3. Christian Peter

    Was viele nicht wissen….. Amazon setzt auch Mystery Shopper ein. Bedeutet, ScheinKäufer die Verkäufer und Firmen testen – diese kaufen etwas nach Vorgabe um diese dann zu burteilen. Stimmt die Anschrift noch ? Funktoniert die Kommunikation per Mail, Per Telefon, ist die Ware auch Original ect. Dafür bekommen diese Käufer ein kleines Honorar.

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  4. Anne Fassbinder

    Solange das ganze noch auf Basis von freiwilligen Rezensionen (und somit auch mal 2 Sterne möglich sind) passiert, finde ich das in Ordnung. Ich fand die frühere Lösung von Amazon fast schon besser, wenn die Rezensionen auch gekennzeichnet werden. Dies sollte auch weiter so sein, es müsste einfach nur offensichtlich dargestellt werden. Dann wären auch alle zufrieden.

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