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Werbebetrug nimmt zu – Händler sollten sich schützen

Laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts Juniper Research sind mit dem Wachstum des digitalen Werbemarktes auch die Fälle von Werbebetrug angestiegen. Dadurch entstand weltweit ein Schaden von bis zu 68 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl damit um mehr als 15 % angestiegen.

Fake-Klicks blähen Erfolge auf

Juniper Research weist in seiner Studie daraufhin, dass gefälschte Klicks ein grosses Problem darstellen. Dies bläht den Erfolg einer Kampagne künstlich auf. So imitieren Bots echte Verbraucheraktivitäten. Da in der Abrechnungen allerdings kein Unterschied gemacht ob ein Bot oder ein echter Nutzer die Anzeige gesehen hat, muss der Werbekunde für die Werbung zahlen. Er ist das letzte Glied der Kette im Werbebetrug. Die Agenturen und Dienstleiter erhalten ihr Honorar auf jeden Fall – egal ob Anzeigen von Bots oder Menschen angeschaut oder geklickt worden sind.

Durch die Auswertung von meist oberflächlicher Daten bei geschalteter Werbung auf Facebook oder über Google erhalten digitale Werbetreibende nur oberflächliche Daten, wie z. B. die Anzahl der Klicks, die durch eine Marketingkampagne erzielt wurden. Auch Werbenetzwerke übernehmen meist einfach diese Zahlen. Dies gibt keinen Aufschluss darüber, ob diese Klicks von echten Nutzern stammen oder von Bots generiert werden.

Werbetrug hat viele Gesichter

Betrüger nutzen hier eine Vielzahl von Möglichkeiten, um unrechtmäßige Gewinne aus der Werbung zu erzielen. So versteckt sich in mancher Anwendung Malware, welche ohne Wissen des Anwenders Klicks auf digitale Anzeigen generiert. Oder sie nutzen automatisierte Bots, um gefälschte Klicks zu generieren.

Die Liste der Betrugsarten ist lang und daher sind hier einige der am meisten genutzten:

  • Bösartige Bots – Bots sind eine der meist genutzten Arten, welche Betrüger nutzen um Klicks auf eine Anzeige oder Besuche auf einer Webseite vorzutäuschen.
  • Versteckte Werbung – Hierbei werden Anzeigen so platziert, dass sie für den Verbraucher nicht sichtbar sind. Dies zielt auf Werbenetzwerke ab, die basierend auf Impressions, sprich Aufrufen eines Werbebanners, und nicht auf Klicks bezahlen.
  • Gefälschte Geräte und Klickfarmen – Diese Art von Werbebetrug beinhaltet die Verwendung von Emulatoren und Gerätefarmen, um betrügerische Klicks zu generieren.
  • Install Hijacking & Click Injection – Bei diesem Betrug wird eine kompromittierte App verwendet. Diese generiert Klicks auf der gewünschten Anzeige oder Seite ohne dass der Anwender dies bemerkt.
  • Click Flooding – Dabei werden große Mengen an Klicks mit zufälligen Geräte-IDs generiert, in der Hoffnung, dass der Benutzer die Anwendung später installiert.
  • Click Hijacking – Hierfür werden Anzeigenklicks auf eine andere Anzeige umgeleitet. Dabei geht es um die Kompromittierung des Computers eines Benutzers, der Website eines Anzeigenherausgebers oder eines Proxy-Servers.
  • Gefälschte App-Installation – Klickfarmen zielen oft auf Anzeigen innerhalb von Anwendungen ab. Hier werden Apps tausende Mal heruntergeladen und installiert. Dies verringert die Effizienz von Werbekampagnen, die das Herunterladen von Anwendungen vorantreiben, da ein größerer Anteil der Downloads betrügerisch ist und nicht von Verbrauchern durchgeführt wird.
  • SDK-Spoofing/Traffic-Spoofing/Relay-Angriffe – Echt erscheinende Installationen werden mit Daten von echten Geräten übermittelt, obwohl es nie eine Installation gegeben hat, um das Budget eines Werbetreibenden zu verbrauchen.
  • Domain-Spoofing – Bei dieser Art wird ein Website-Name oder eine E-Mail-Domain gefälscht, um Benutzer zu täuschen.
  • Standortbetrug – Standortdaten werden gefälscht, um digitale Werbetreibende über den Standort des Verbrauchers zu täuschen.
  • Pixel Stuffing – Eine komplette Werbung wird innerhalb eines einzigen Pixelraums angezeigt und trotzdem der volle Betrag berechnet.
  • Ad Stacking – Mehrere Anzeigen werden übereinander gelegt, was zu Klicks auf den Anzeigen führt, welcher der Verbraucher nicht sieht. Werbetreibenden werden diese betrügerischen Impressionen dann in Rechnung gestellt.
  • Cookie Stuffing – Bei dieser Art von Betrug werden mehrere Affiliate-Cookies im Browser eines Benutzers abgelegt, um eine Provision zu erhalten.

Weltweites Ranking

Die 5 Länder, die am stärksten von Werbebetrug betroffen sind, welche in diesem Jahr 60 % der weltweiten Verluste ausmachen, sind:

  • USA
  • Japan
  • China
  • Süd-Korea
  • England

Und bei uns?

Im Gesamtbild mag Europa keinen hohen Anteil ausmachen. Dennoch ist die Fraud Rate hier in Deutschland nicht weniger gefährlich. In einem Beitrag für das Wirtschaftsmagazin Forbes ermittelte Fou „Average Fraud Rates“, dass in  Deutschland über 70 Prozent der Klick einer Anzeige von Bots stammen. Erschreckende Zahlen. Eine Barracuda-Studie zeigt zudem, dass Bots für zwei Drittel des Online-Traffics verantwortlich sind.

Im Beispiel einer Schweizer Werbeanzeige kann man das mal ganz schön sehen: Ein von Michael M. Maurantonio (Fraud Investigator) dokumentierter Fall zeigt bei einer Kampagne 23 Millionen Ad Impressions in einem Kampagnenmonat. Lediglich 1 Prozent der Klicks kamen von bestätigten und menschliche Nutzern. Weitere 4 Prozent kamen von vermutlich menschlichen Nutzern. 19 Prozent waren nicht zuzuordnen. Und 76 Prozent kamen von Bots.

Sicherlich ein krasser Einzelfall. Der Experte schätzt, dass etwa 10 Prozent der Online-Anzeigen in der Schweiz, Österreich und Deutschland an echte Nutzer ausgeliefert werden. Somit werden 90 Prozent des Budgets einer Kampagne mal eben verbrannt.

Was Werbetreibende und Händler tun sollten

Getreu dem Motto “Es ist nie zu spät” ist ein guter Schutz wichtig. In der Studie werden digitale Werbetreibende aufgefordert, strategische Partnerschaften mit Anbietern von Betrugserkennungs- und -vermeidungsdiensten einzugehen, die in der Lage sind, gefälschten Datenverkehr zu erkennen.

Effektive Ad Fraud Detection-Tools nutzen maschinelles Lernen, um natürliche von gefälschten Klicks zu unterscheiden. Ein Tool ist hier zum Beispiel ClickCease, welches diverse Unternehmen bei Google oder Facebook Ads einsetzen. Kostenmässig wird nach Clicks abgerechnet. Von 59 Dollar bis hinzu 250 Dollar im Monat sind hier einzuplanen. Für effektive Kampagne sind dies sicherlich überschaubare Zusatzkosten, die sich am Ende ausbezahlen, denn die Statistiken und Stichproben belegen, dass man ohne diese Tools eine Menge Geld verbrennt.

eBay suspendiert massenweise Händler-Accounts … und hat Recht.

In den letzten Tagen berichteten mir zahlreichen Händler, dass ihnen die Verkäuferrechte auf dem Marktplatz entzogen wurden. Und zwar von einer 7-Tages-Sperre oder einer möglichen, endgültigen Suspendierung, wurde mir berichtet. Die betroffenen Account-Inhaber reagierten erschrocken und waren schockiert.

Was war passiert?

Alle zeitlichen und endgültigen Sperrungen waren auf eine einzige Ursache zurückzuführen: Die Händler haben eBay hintergangen. Aber so was von! Den Verkäufern wurde vorgeworfen, dass sie suspendiert worden sind, weil eBay ihnen belegt, die Gebühren umgangen zu haben. Sprich: Die betroffenen Händler versuchten Geschäfte außerhalb von eBay zu generieren. Stellte also ein Konsument die Frage, ob er den Artikel nicht ›günstiger‹ erwerben könnte, stimmten die Händler zu und wickelten die Transaktion ohne eBay ab.

Und das sagt eBays Grundsatz

Der Marktplatz hat zu diesem Händlerverhalten eine eindeutige Policy verfasst: Grundsatz zu Käufen und Verkäufen außerhalb von eBay:

Es ist verboten, Angebote, die bei eBay eingestellt sind, gleichzeitig auch zum Kauf außerhalb von eBay anzubieten. Ebenso ist es verboten, eBay-Nutzer über die eBay-Website zu kontaktieren, mit dem Ziel einen Artikel außerhalb der eBay-Website zu kaufen oder zu verkaufen. Angebote dieser Art umgehen die Gebührenstruktur von eBay und stellen ein potenzielles Betrugsrisiko für Käufer und Verkäufer dar.

Wenn Sie ein Angebot für einen Kauf oder Verkauf außerhalb von eBay erhalten, melden Sie dies bitte.

Bitte beachten Sie beim Erstellen von Angeboten unsere Richtlinien. Sollte Ihr Angebot gegen unsere Richtlinien verstoßen, kann dies zu einer Reihe von Maßnahmen führen, wie Einschränkungen beim Kaufen und Verkaufen, bis hin zur Sperrung Ihres eBay-Kontos.

Wie reagiert eBay nun?

Das lässt sich schnell beschreiben: Es gibt eine Verwarnung, dann eine 7-Tages-Sperre und, wenn’ sein muss, kommt die endgültige Sperrung. Das war’s dann. Eure Lichter bei eBay sind ausgeknipst. Ende. Rien ne va plus – Nichts geht mehr!

Und: Ihr seid es selber schuld! Ich bewerte eBay’s verhalten als fair. 2 Vorwarnungen und dann die Konsequenz. Gegen dieses Verhalten ist nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Es ist absolut richtig!

Hintergründe: Warum verfolgt eBay die Verstöße erst jetzt?

EBay hat schon immer Verstöße gegen die Grundsätze geahndet. Der Unterschied ist jetzt der, dass der Marktplatz aktiv dieses Verstoß monitored und verfolgt.

Meinen Recherchen nach hat eBay ermittelt, dass dem Marktplatz ein sehr hoher Millionen-Betrag an Gebühren dadurch verloren geht, dass Transaktionen außerhalb von eBay abgeschlossen werden. Das möchte eBay nun eindämmen.

Und natürlich geht es hier auch um Betrugs-Prävention. Käufer sind nur dann durch eBay abgesichert, wenn die Transaktion auch über die Plattform zustande kommt. Geht etwas schief (außerhalb von eBay) differenzieren die Konsumenten das nicht, sondern schreiben es dem Marktplatz zu.

Händlerstimmen

Unverständlicherweise beschweren sich betroffene Händler über eBay’s Reaktion. Für mich ist das echt unfassbar, denn die Policy gibt es schon seit 20 Jahren (!).

Hallo Herr Steier, wir kennen uns nicht persönlich, ich bin langjähriges Mitglied Wortfilter. Am Wochenende wurde unser Ebay-Account “**-****”, der vier Familien ernährt und lange Jahre vorbildlich geführt wurde, gesperrt, weil wir über die Nachrichtenfunktion einmal eine Bankverbindung und später einem anderen Mitglied eine Telefonnummer mitgeteilt haben. Dies gilt als Grundsatzverstoß. Wir haben keinen Ansatz bei eBay, können Sie uns helfen?

Ich habe nachgefragt und es kam raus, dass es sich nicht nur um die ›paar‹ Verstöße handelt, sondern dahinter steckte DAS Geschäftsmodell der Händler. Im Übrigen bestätigen mir das auch alle anderen Händler, mit denen ich gesprochen habe.

Ich finde es schon sehr strange, wenn ich als Unternehmen ein Geschäftsmodell auf ›Beschiss‹ (sorry) aufbaue und dann auch noch ein Recht auf diesen herleite, weil er in der Vergangenheit nicht proaktiv verfolgt worden ist. Diese Händler schaden nicht nur der Plattform, sondern auch allen übrigen Marktbegleitern!

Lasst die Hosen runter!

Ich bin hin- und hergerissen, ob ich den betroffenen Händlern einen Tipp geben soll. Egal, also hier der Tipp: Lasst die Hosen runter, geht offen und vor allem ehrlich mit euren Fehlern um. Benennt sie und eiert nicht rum. Bedenkt: Am Ende der Tastatur sitzt ein Mensch. Und bitte, beschreibt nachvollziehbar, warum ihr diese Dummheit nicht mehr begeht und wie ihr sie zukünftig vermeidet.

Das ist die Mailadresse an die ihr euch wenden könnt: derswebhelp@ebay.de

Viel Glück. Und wenn das nicht klappt: Dumm gelaufen 🙂 (Ok, wendet euch dann mal an mich.)

Meine Meinung

EBay hat Recht. Punkt. 2 Warnungen müssen reichen. Wer nach dem 1. Hinweis noch nicht sein Risiko erkennt und weiterhin gegen die Grundsätze verstößt ist selbst schuld. Irgendwann muss jeder Unternehmer feststellen, dass er die Konsequenzen für sein Handeln selbst Tragen muss. Wenn ich dann in Telefonaten höre: ›Von eBay ernähren sich bei uns 3 Familien‹, oder ›Wir müssen 3 Mitarbeiter entlassen.  Das kann eBay doch nicht machen. Das geht so nicht.‹, dann antworte ich: Doch kann eBay! WTF soll das? Ihr schadet der Plattform, verschafft euch auf unfaire Art und Weise Vorteile gegenüber euren Wettbewerbern, jetzt fliegt’s auf und ihr beschwert euch noch? Ganz ehrlich: No-Go!