Zwei Studien geben Auskunft über das Händler- und Verbraucherverhalten der Schweizer und ermöglichen euch dadurch einen tiefen Einblick in den Schweizer E-Commerce. Bereits zum zweiten Mal wurde die Schweizer Onlinehändlerbefragung durchgeführt und schon zum fünften Mal verfasste die Schweizer Post den E-Commerce Stimmungsbarometer und damit das Kundenverhalten. Die wichtigsten Studien Ergebnisse hat die Carpathia AG in einem Blog-Eintrag zusammengefasst.
Onlineshopping im Ausland wird immer beliebter
Bei den Schweizerinnen und Schweizern wird der Onlineeinkauf im Ausland immer beliebter. An erster Stelle der Beliebtheitsskala steht Deutschland bereits gefolgt von China, das noch vor den USA liegt. Dies mitunter möglicherweise ein Grund, warum Aliexpress und Wish auch umsatzseitig im letzten Jahr in der Schweiz so zulegen konnten gem. unserem Umsatzranking.
Marktplätze in der Gunst der Schweizer*innen
Ein Blick auf die einzelnen Marktplätze, die von schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bevorzugt frequentiert werden, zeigt ein leicht differenziertes Bild. Hier schaffen es die chinesischen Anbieter nur noch auf die hinteren Top-Ränge währenddessen die schweizer Plattformen Ricardo.ch (Platz 1) und Digitec Galaxus (3) vorne dabei sind. Sie teilen sich das Siegertreppchen zusammen mit Amazon (2).
Die Gründe, warum Frau und Herr Schweizer auf Marktplätzen einkaufen liegen klar in der Vergleichbarkeit der Angebote und dem breiten Sortiment.
Abbruchgründe bei Bestellungen im Onlinehandel
Die Klassiker haben immer noch die Nase vorn, warum es zu Abbrüchen beim Bestellprozess bei Schweizer Konsument*innen kommt. Nebst dem unvermeidbaren “Keine Lieferung in die Schweiz” sind es Gründe rund um Kosten, Zahlungsmittel wie auch Verfügbarkeit.
Auch der Registrierungszwang ist mit 58% nach wie vor omnipräsent wie auch die gefühlte Sicherheit und Usability im Checkout.
Verpackung: Ökologische Aspekte werden wichtiger
Das ökologische Bewusstsein manifestiert sich immer verstärkter auch im Onlinehandel, gerade im Bezug auf die Verpackung. Hier werden optimierte Verpackungen mit umweltfreundlichem Material erwartet, die auch für den Rückversand genutzt werden können.
Sammellieferungen – also das Zusammenführen mehrerer Bestellungen in eine Lieferung – werden ebenso bevorzugt.
Und wie ist die Stimmung bei den Onlinehändlern?
Die zweite heute publizierte Studie ist die Onlinehändlerbefragung 2019 der ZHAW im Auftrag der Schweizer Post. Diese wurde im vergangenen Jahr erstmals durchgeführt. Auch hier haben wir die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:
Marktplätze und Händler – es ist kompliziert
Die Schweizer Onlinehändler haben an ambivalentes Verhältnis zu Marktplätzen. Zum einen bieten sie großes Potential, neue Zielgruppen zu erreichen und damit Zusatzverkäufe zu erzielen.
Gleichzeitig hat der Handel großen Respekt vor den Marktplätzen, weil sie sich zwischen sie und den Kunden schieben und natürlich ein Teil der Marge an den Plattformbetreiber geht.
Gerade bei dieser Fragestellung zeigt sich sehr schön die Diskrepanz zwischen Kundenerwartung und Präsenz der Händler oder anders gesagt, ist das Potential der schweizer Händler sehr schön visualisiert:
Internationalisierung über Marktplätze oder in Eigenregie oder gar nicht
Der schweizer Markt und damit die Potentiale sind aufgrund der Größe beschränkt. Zudem erschweren die verschiedenen Sprachregionen das Ganze bei doch erheblichem Investitionsaufwand.
Was also liegt näher als der Sprung ins Ausland und damit sich pro Sprachregion eine deutlich größere Zielgruppe zu erschließen. Doch der Weg ist hart und mit Steinen gepflastert, wie die Studie zeigt:
Eine mögliche Variante für eine Internationalisierung ist über internationale Marktplätze, doch auch hier lassen die schweizer Onlinehändler Vorsicht walten.
Shoppingdays sind beliebt, allen voran Black Friday
Der Black Friday ist im schweizer Handel – sowohl offline wie auch online – kaum mehr wegzudenken und zahlreiche Onlinehändler machen mit. Die weiteren Shoppingdays wie Single’s Day oder Cybermonday erfreuen sich noch deutlich weniger Gefolgschaft.
Logistics is key
Die Logistik ist und bleibt ein Schlüsselfaktor und noch vielmehr ein Differenzierungsfaktor im schweizer Onlinehandel. Gerade die geografische Nähe zum Kunden lässt Raum für zahlreiche Optionen und neue Logistik-Services, obwohl diese Nähe von vielen Händlern handkehrum nur schlecht genutzt wird und internationale Player wie Amazon und Zalando mit ihren grenznahen Fulfillment-Standorten immer schneller in die Schweiz liefern.
Grundsätzlich bieten schweizer Onlinehändler folgende Lieferoptionen an …
… und geizen nicht mit zusätzlichen Lieferoptionen:
Eigenentwicklungen haben die Nase vorn bei den eingesetzten Shopsystemen
Wenig erstaunlich jedoch immer wieder gerne bestätigt ist, welche Shopysteme im schweizer Onlinehandel im Einsatz stehen. Während die umsatzstarken Shops mehrheitlich auf Eigenentwicklungen setzen, mit Ausnahme bspw. der Shops von Coop wie Microspot & Co, kommen bei den mittleren bis kleineren Shops nach wie vor die Standardshops zum Einsatz.
Hier haben Magento und Shopware die Nase vorn, gefolgt von Woocommerce. Hybris (heute SAP Customer Experience) ist bei jedem 11. schweizer Onlineshop in der Studie im Einsatz.
Beide Studien stehen seit heute nebst ausgewählten Ergebnissen kostenlos zum Download zur Verfügung: www.post.ch/digital-commerce/onlinehandel.
Über Thomas Lang
Geschäftsführer und Inhaber der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business und E-Commerce. Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Referent an intl. Konferenzen zum Thema E-Commerce und Digitale Transformation im Handel.