Die Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland aber auch Lidl gehören, hat sich den Marktplatz real.de gegriffen. Ob das wohl eine kluge Entscheidung ist? Der Marktplatzerfolg von real.de hängt im Wesentlichen an den Wurfblätten. Diese können bleiben. Vielleicht hilft es, den Traffic zu erhalten. Hat Kaufland also nur die Infrastruktur gekauft?
Die Pressemitteilung
Die Schwarz Gruppe erwirbt das Digitalgeschäft inklusive des Online-Marktplatzes real.de von der SCP Group.
real.de gehört zu den größten Online-Marktplätzen in Deutschland und verfügt über eine langjährige Expertise und Erfahrung im Online-Geschäft. Perspektivisch ist die Weiterführung des Online-Marktplatzes unter dem Namen Kaufland als Teil des Digitalgeschäfts der Schwarz Gruppe geplant. Die Online-Plattform soll das stationäre Geschäft ergänzen und das Angebot für Kunden und Handelspartner ausweiten.
„real.de ist ein wesentlicher Baustein unseres künftigen Angebots. Die Kombination aus stationärem Geschäft und Online-Handel wird uns zusätzliche Möglichkeiten eröffnen“, erklärt Rolf Schumann, Vorstand Digitalisierung der Schwarz Gruppe. „Damit ergeben sich auch neue Vorteile für unsere Kunden.“
Der Übergang des Digitalgeschäfts steht unter dem Vorbehalt des Abschlusses des Erwerbs von Real durch SCP und der kartellrechtlichen Genehmigung. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.
Den Kunden von real.de und den Händlern, die den Marktplatz nutzen, werden Angebote und Dienstleistungen weiterhin wie gewohnt zur Verfügung stehen.
(Quelle: https://unternehmen.kaufland.de/presse/pressemitteilungen/)
Woher kommen der real.de Traffic & die Konversion?
Da hilft ein Blick in die Zahlen des Dienstleisters SimilarWeb. Sie sind kritisch zu betrachten, da sie teilweise abweichen können und somit nicht den tatsächlichen Traffic wiedergeben. Jedoch sollten sie als Anhaltspunkt ausreichen. real.de hatte im Mai 32 Millionen Besucher. Zum Vergleich: Lidl lag bei 28,9 M und ebay.de bei 234,9 Millionen.
Aber woher kamen die Besucher? 36,23% der Seitenklicks kamen direkt über die Eingabe von real.de in den Browser und 52,11% über Suchanfragen. Aber auch hier: ganz genau hinschauen, denn die top Suchbegriffe sind nicht produktspezifische Nutzersuchanfragen, sondern hier wird ganz gezielt nach real.de gesucht. Das ist wichtig, denn mit Wegfall der Marke real.- werden auch die Suchanfragen zunächst in die Knie gehen und damit ebenfalls die Sales, also euer GMV. Und genau diese Abhängigkeit des Marktplatzes zu den Suchanfragen kann dem GMV zum Verhängnis werden.
Und kann Kaufland auch real?
Das wissen wir nicht. Es wird so sein – wenn ein Blick in die Glaskugel gestattet sein darf –, dass es zu einem großen Re-Branding kommen wird. Die Verbraucher müssen sich an Kaufland gewöhnen. Nur wird das die Lösung sein?
Das steht in den Sternen, denn fast der gesamte Besucherverkehr hat ihren Ursprung in den netten Werbeblättchen, so jedenfalls die These. Naheliegend also, dass auch der Umsatz wegbricht, wenn es keine Flyer mehr gibt. Für die Marktplatzhändler stehen also düstere Zeiten bevor. Oder?
Warum dann das alles?
Auch hier darf orakelt werden. Nicht fern liegt die Annahme, dass die Schwarz-Gruppe, die ja eh gerade digital durchzustarten scheint, sich die Technologie und die Plattform einkauft. Das kann günstiger sein, als etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Wir erinnern uns: real.de ist ja ein vollwertiger Marktplatz mit entsprechender Bafin-Lizenz.
Ob der Marktplatz nun technologisch weit vorne zu sehen ist kann – zu Recht – kontrovers diskutiert werden. Hier können folgende Stichpunkte in die Runde geworfen werden: Suchfunktion, Sichtbarkeit, Varianten, Bilder & Video-Inhalt …
Konsens dürfte aber in der Behauptung herrschen, dass real bisweilen nicht als Plattforminnovator aufgefallen ist. Er baut hinterher. Trotzdem kann sich die Übernahme durch Kaufland für die Schwarz-Gruppe durchaus lohnen.
Meinung & Fazit
Händler werden während des Neu-Branding-Prozesses deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Ob der Marktplatz dann an ›alte‹ Erfolge anknüpfen kann steht in den Sternen. Insgesamt wird das GMV wohl erstmal deutlich einbrechen.
Technologisch hat sich real nicht als Innovator gezeigt. Ob das unter der neuen Ägide der Schwarz-Gruppe anders sein wird, muss sich noch zeigen. Jedenfalls haben Lidl & Co. Potenzial und verfolgen eine sehr intensive Digitalstrategie.
Positiv betrachtet kann der ›Neustart‹ auch ein Befreiungsschlag sein. Gemessen an den Ressourcen der Schwarz-Gruppe kann der ›neue‹ Marktplatz auch echt Chancen haben, Amazon, eBay & Co. kräftig in die Suppe zu spuken.
Aber, wir alle kennen nicht die Exzellenzen der Schwarz-Gruppe, technologische Unternehmen zu integrieren und zu führen.
Allein das man bei Retouren über 40 € als Händler die Rücksendekosten übernehmen MUSS hat uns schon abgeschreckt!
Das kann bei Mode schon echt teuer werden! Wenn sich das nach der Übernahme erledigt versuchen wirs vielleicht.
Meine Erfahrung in der Vergangenheit mit real.de waren zwar sehr gut, auch wenn natürlich die Umsätze im Vergleich zu Ebay und Amazon rund 30% ausmachten lohnt sich auf jeden Fall das Engagement. Aber aus irgendwelchen Gründen müssen wir leider seit dem 05.04.2020 feststellen das die Umsätze auf 0 Euro runter gegangen sind und seit dem auch nicht mehr ein 1 Euro Umsatz bis jetzt geflossen ist, obwohl unsere Produkte immer gut gefunden werden. Des Weiteren ist seit dem auch zu beobachten das der Händler – Support telefonisch teilweise gar nicht zu erreichen ist und per Mail nur sehr schlecht Antworten zurückgemeldet werden. Es ist wirklich schade, wir hatten uns da mehr versprochen, auch da in der Vergangenheit gute Dinge wie die automatische Variantenfindung über die KI umgesetzt wurden. Wir sagen auf jeden Fall nun good bye real.de ohne Moos nichts los.