Das Verhalten von eBay USA und deren entlassenen Mitarbeiter ist kriminell, asozial, einfach unbeschreiblich.Es gibt nichts, rein gar nichts, was das entschuldigt. Aber sind deshalb der Konzern, alle Länderorganisationen in Sippenhaft zu nehmen? Was wussten die deutschen Mitarbeiter, die deutsche Presse- und Führungsriege? Wie kenne ich ganz persönlich eBay?

USA sind noch nie Deutschland gewesen

In der Vergangenheit haben wir immer darüber geschimpft wie die Rohrspatzen, dass eBay US seine eigenen Wege gegangen ist, die dann auch die deutschen Händler betrafen. Und es war immer eine Höllenarbeit, den Amerikanern deutlich zu machen, dass Europa und Deutschland anders ticken. Mal mehr, mal weniger wurde auf die Stimmen von ›janz weit wech‹ gehört. Nicht selten bekam eBay Deutschland den Mist aus den USA auf die Agenda geschrieben. Sie waren die ›Armen‹, die das nun den deutschen Händlern verkaufen mussten. Wir erinnern uns alle an das Ding mit dem ›Kontaktdatenverbot‹. Ich kenne keinen eBay-Mitarbeiter, der nicht zu 100% auf der Seite der deutschen Händler war. SIC! Und wenn wir in der Vergangenheit gemeckert haben, dass eBay US mitunter ›ein Rad ab‹ hat, dann müssen wir auch jetzt anerkennen, dass eBay USA eben nicht eBay Europa oder eBay Deutschland ist. Punkt.

(Quelle: LinkedIn)

Das ist nicht ganz einfach, denn im ersten Schockmoment der News fragte ich mich tatsächlich, was Deutschland davon wusste. Jedoch, im Laufe des Tages, nach vielen Telefonaten und einem Rückblick in die fast 20-jährige gemeinsame Vergangenheit, weiß ich, dass zum Glück die USA nicht Deutschland sind. Zumal sich der deutsche Marktplatz unter der Ägide von Eben Sermon deutlich emanzipiert hat.

Wusste die deutsche eBay-Organisation tatsächlich nichts?

Sie wusste nichts. Gar nichts. Auch wenn es das eine oder andere Gerücht über das Ausscheiden von Mitarbeitern gab – wegen der Entfernung mehr als die üblichen –, Flurfunk gab es nicht. Warum bin ich mir da so sicher? Wer in der Vergangenheit das Verhältnis USA zu Deutschland aufmerksam betrachtet und bewertet hat, der glaubt, dass der Informationsfluss spärlich bis kaum vorhanden ist. Siehe erster Absatz.

Heute haben Eben Sermon und Oliver Klinck ein Statement zu den News aus Amerika abgegeben. Das Gesagte ist nicht nur glaubwürdig, es drückt auch ihre Distanzierung und ihren Ärger aus. Glaubhaft. Warum?

Meine Erfahrung mit eBay seit ich Wortfilter schreibe

Na ja, eBay und ich sind nicht immer einer Meinung und es hat schon das eine oder andere deutliche Gespräch gegeben. Fair. Auf Augenhöhe. Kontrovers. Genau so wie es sein muss. Klar ärgert sich die PR mitunter, wie ich an meine Informationen komme, wir haben aber einen großartigen, freundlichen und professionellen Umgang miteinander. Bisher konnten wir immer alles klären. Punkt! Genau das bedeutet eines: eBay Deutschland lebt eine offene Kritikkultur. Um es anders zu umschreiben: Was Ina Steiner auf ihrem Blog schreibt, ist ein Ponyhof gegen die Kritik, die ich auf Wortfilter mitunter raushaue.

Und zum Schluss ein paar ganz persönliche Erlebnisse

Nachdem Eben Sermon das Ruder in Deutschland übernommen hat, wurde ich nach Dreilinden eingeladen. Wir führten ein langes und ausführliches Gespräch. Ich sparte nicht an Kritik und Daphne Rauch aus der PR-Abteilung runzelte so manches Mal die Stirn. Was passierte? Nichts. Im Gegenteil, seit dem Treffen pflegen wir gemeinsam einen guten Kontakt.

Ich arbeite seit 2007 für eBay in Europa und war immer sehr stolz auf die Marke und ihre Mission. Es gibt zwei spezifische Dinge, die mich während dieser Zeit besonders angetrieben und motiviert haben, unser Geschäft immer wieder neu voranzutreiben: zum einen die Chance, etwas wirklich Positives für Händler und Markenhersteller aller Größenordnungen zu erreichen, darunter viele kleine Unternehmen, und sie mit einer schnell wachsenden Zahl von Käufern auf der ganzen Welt über einen dynamischen Marktplatz zu verbinden. Der zweite Punkt ist kultureller Natur und hat mit unserem partnerschaftlichen Geist zu tun. Uns ging es immer darum, gemeinsam einen Marktplatz zu schaffen: die eBay-Plattform, kombiniert mit dem Inventar und den Serviceangeboten der Händler, verbunden mit langfristigen Branchenpartnerschaften. Es war immer unsere Mission, gemeinsam etwas aufzubauen, das allen Teilnehmern im E-Commerce eine Win-Win-Situation bietet. Das Feedback unserer Partner, das manchmal sehr direkt sein kann, ist seit vielen Jahren der Schlüssel zu unserem Verständnis dafür, an welchen Stellen wir Dinge richtig gemacht haben und wo wir uns verbessern müssen. Ich erinnere mich an viele dieser Treffen, kurz nachdem ich zum ersten Mal in Berlin ankam, und wie wertvoll ich sie fand. Ich möchte nicht, dass sich das ändert – wir brauchen Ihr Feedback, um besser zu werden.

Die beunruhigenden Nachrichten der letzten Tage über Aktivitäten, die sich gegen zwei Blogger in den USA richteten, haben mich persönlich und eBay als Unternehmen zutiefst erschüttert. Sie läuft dem, wofür das Unternehmen steht, völlig zuwider. Der Link zur eBay-Pressemitteilung ist hier beigefügt. Klar ist, dass schnell gegen die Personen, die sich so verhalten haben, vorgegangen wurde. eBay hat vollumfänglich mit den zuständigen Behörden kooperiert und weder das Unternehmen noch ein derzeitiger Mitarbeiter stehen unter Anklage. eBay hat bei den Betroffenen um Entschuldigung gebeten. Mir ist es wichtig, zu betonen, dass dies ein isolierter Vorfall war und kein systemisches Problem darstellt.

Gleichzeitig möchte ich allen unseren europäischen Verkäufern, unseren Industriepartnern und allen Mitgliedern der eBay-Community, die täglich mit meinen Teams arbeiten, sagen, dass der Antrieb und die Kultur des Unternehmens das sind, was sie immer waren: geprägt von unserem partnerschaftlichen Geist. Wir werden Ihnen weiterhin zuhören, aus dem, was Sie uns mitteilen, lernen und dies nutzen, um den eBay-Marktplatz für Sie weiter zu verbessern.

Eben Sermon (VP, eBay Central and Southern Europe)

#eBay #PartnerDesHandels

(Quelle: LinkedIn)

Oliver Klinck kam vor knapp zwei Jahren zu eBay. Auch wir trafen uns öfter, sprachen Dinge offen an und auch ich bekam mein Fett weg. Kritik auf Sachebene, konstruktiv und offen. Auch zu Oliver pflege ich eine gute Beziehung.

Andreas Haentsch, ein eBay-Urgestein, 13 Jahre an Bord, in verschiedenen Positionen. Wir kennen uns noch aus meiner aktiven Zeit und tauschen uns in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder locker aus. Es ist nicht so, dass ich an Kritik spare. Im Gegenteil, ihr alle kennt meine zurückhaltende und blumige Art, Dinge zu formulieren.

Die meisten Kopfschmerzen hat aber wohl die PR-Abteilung mit mir. Daphne Rauch und Maike Fuest. Ja, natürlich bekomme ich auch schon einmal ordentlich einen Einlauf, ABER ich halte dagegen, wir diskutieren und finden eine Lösung. Sicher haben wir uns gegenseitig mal mehr und mal weniger lieb, aber hey, so ist das nun einmal in einer Beziehung.

Ich mag die Menschen in Dreilinden und habe mich nicht getäuscht. Dort arbeitet eine tolle Truppe, die mit viel Mühe – aktuell auch viel Erfolg – an eBay und mit den Händlern arbeiten. Es tut mir leid, dass sie nun mit in Sippenhaft genommen werden, weil ihre amerikanischen Ex-Kollegen kriminell gehandelt haben. Aus vielen heute geführten Gesprächen weiß ich, dass alle hier in Deutschland betroffen und geschockt sind. Niemand hätte dieses Verhalten für möglich gehalten.

Persönlich schätze ich die sehr offenen und mit allen immer höchst vertrauensvoll geführten Gespräche. Diese gehen oftmals weit über das ›Berufliche‹ hinaus. Was soll ich sagen: eBay Deutschland tut mir leid.

Ich würde sehr gerne viel detaillierter über meine Erlebnisse als Blogger schreiben. Das geht aber leider nicht. Eigentlich schade, denn dann würdet ihr mich besser verstehen können. Was ich meine: #ebayistgeiler, auch wenn das zu schreiben heute schwerfällt, mit Blick auf die Ereignisse in den USA.