Nike teilt am Montag seinen Kunden mit, dass es von nun ein damit beginnen werde gebrauchte Sneaker zu verkaufen. Es wird drei verschiedene Kategorien geben: Wie neu, Mit leichten Gebrauchsspuren und B-Ware, also Produktionsfehler. Damit setzt Nike voll auf Nachhaltigkeit geht aber das Risiko ein den eigenen Vertrieb zu kannibalisieren. Oder ist Zukunft weisend.
Auf dem US-Markt. Online & offline.
Zunächst wird es die gebrauchten Sneaker nur in den USA geben. Ein Pilot startet mit rund 15 Läden. Auch online werden die Nikies angeboten werden. Kunden können sie dann – bei Nichtgefallen – 60 Tage lang kostenlos retournieren. Ob und wann die aufgebarbeitenden Schuhe hier in Deutschland verfügbar sein werden ist unbekannt. Von Nike ist lediglich zu erfahren, dann man eine Erweiterung des Programms im Laufe des Jahres plane.
Nike war bereits einer der ersten Marken die stark auf D2C gesetzt haben. Wir erinnern uns an die starke Händlernetz Ausdünnung. Nun geht das Unternehmen noch einen Schritt weiter und greift frontal die Händler und Handelsplätze an auf denen üblicherweise diese Schuhe gehandelt werden: eBay und in Amerika StockX.
Kannibalisierung oder Smart Move?
Ist das nun ein kluger Schachzug von John Donahoe (ex eBay CEO) der nun bei Nike am Ruder sitzt oder kannibalisiert er dadurch sein >altes< Geschäftsmodell, also den Verkauf von neuen Schuhen?
Das die jungen Generationen bewusster und nachhaltiger einkaufen ist mittlerweile Allgemeinwissen. Daher ist es richtig, dass nun auch die eigentlichen Marken versuchen dieses Geschäft für sich zu entdecken. Dass es ein Geschäft ist, kann gemessen werden. Trackt einmal das GMV von gebrauchten Sneakern auf eBay. Eine Partizipation an diesem Geschäft kann auch bedeuten, dass hier schweres Neugeschäft versucht wird zu substituieren. Vielleicht nicht heute, aber für die Zukunft.
Es darf sicherlich kolportiert werden, dass das ein kluger und mutiger Schachzug ist. Nicht nur, dass das Unternehmen ein Commitment zum Thema Nachhaltigkeit gibt, es demonstriert auch Willens zu sein Kundennachfragen optimal zu bedienen. Und am Ende des Tages möchte Nike verdienen: Auch am zweiten Leben der eigenen Produkte.
Das hat Impact, oder doch nicht?
Was bedeutet das nun für den Handel mit gebrauchten und überholten Produkten? Nike wird beobachtet werden. Von Marktbegleitern und Marken aus ganz anderen Branchen. Ist diese wette erfolgreich werden wir alle sicherlich mehr solche Ideen am Markt sehen. Für Unternehmen die sich auf den Handel mit Gebrauchtware oder mit dem Generalüberholen von Verbrauchsgütern beschäftigen wird der Markt enger werden.
Aber: Wer jetzt glaubt, dass diese Entwicklung der letzte heisse Scheiss ist, der soll einmal an den Gebrauchtwagenhandel von Automarken denken. Ihn gibt es. Seit Jahrzehnten. Und er kannibalisiert nicht den Neuwagenverkauf.
Gebrauchtes Alt-PCV mit dem Handel von x-fach wertigeren Konsum- bzw. Gebrauchsgütern zu vergleichen ist schon etwas weit hergeholt, oder? Aber auch dafür wird sich eine Klientel finden, die sich gern abzocken läßt.