Inflation, Experten-Prognosen und aktuelle Insolvenzzahlen zeichnen ein düsteres Bild, aber wird es denn tatsächlich eine Insolvenzwelle geben? Und ist diese Frage für euch als Onlinehändler wichtig? Einig sind sich die Experten, dass die nahe Zukunft düster aussieht. Die Ifo-Konjunkturprognose sieht uns direkt in eine Rezession laufen. Zeichen der Erholung sind erst 2024 zu erwarten.
Ein Blick in die Zahlen plus Vorhersage
Das BIP wird 2022 um 1,6 % und in 2023 nur noch um 0,30 % zulegen. Die Inflation wird im Q1/2023 auf 11 % steigen. Ob wir 2022 eine zweistellige Inflation sehen, wird von den Experten unterschiedlich bewertet. Erst 2024 wird die Inflation auf 2,4 % sinken und die Wirtschaftsleistung auf 1,8 % steigen.
Das bedeutet, die Kaufkraft wird dahinerodieren. Die Verbraucher halten ihr Geld zusammen. Die Handelsumsätze werden schmelzen. Es wird stärker den Präsenzhandel als den E-Commerce treffen. Mehr Onlinehändler werden den Markt betreten, der Wettbewerb rauer. Die ifo-Konjunkturprognose könnt ihr auch hier nachlesen.
Insolvenzzahlen & die Menge der Zombies
Viele Unternehmen – auch Onlinehändler – haben von den vielen Entlastungen und Zuwendungen während der Corona-Krise profitiert. Hierdurch wurden nicht wenige Zombie-Unternehmen geschaffen. Das sind Firmen, die eigentlich hätten pleite gehen müssen und nur durch die üppigen Zuwendungen am Leben erhalten wurden bzw. werden. Das ist allerdings nicht mehr als eine These, denn wissenschaftliche Zahlen oder Forschungen gibt es dazu nicht. (Leider).
Im ersten Halbjahr 2022 sind die Pleiten um 4 % zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Im Verhältnis zum Vormonat sind die Unternehmensinsolvenzen jedoch um 6 % gestiegen, nachdem sie zuvor um 4,2 % gesunken waren.
“Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im 1. Halbjahr 2022 im Baugewerbe mit 1 330 Fällen (1. Halbjahr 2021: 1 219; +9,1 %). Es folgte der Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) mit 1 058 Verfahren (1. Halbjahr 2021: 1 120; -5,5 %)”, so das Statistische Bundesamt in einer aktuellen Meldung.
Schauen wir einmal auf den Index und in die Zeitreihe. Denn da erkennen wir, dass die Zahl der Pleiten deutlich niedriger ist als in den Jahren 2017, 2018 und 2019.
Die Wiedereinsetzung der Insolvenzmeldepflicht ist bereits mehr als anderthalb Jahre her. Der Zeitpunkt der verschiedensten Förderungen und Stützung rundet sich auch schon das zweite Mal und keine Insolvenzwelle passiert. Haben wir also überhaupt Zombies geschaffen?
Was nun? Kommt jetzt mal die Welle?
Nein, es wird sie nicht geben. Da haben sich einige der vermeintlichen Experten schlicht vertan und die Leistungsfähigkeit der Unternehmen und deren Widerstandsfähigkeit schlicht unterschätzt. Gut ist das. Damit sollte auch die These widerlegt worden sein, dass durch die Maßnahmen der Bundesregierung Zombie-Firmen geschafft worden sind. Nein, sind es nicht.
Die Zahl der Pleiten wird ansteigen, eine Welle wird nicht zu sehen sein. Die derzeitige Multikrisensituation verlangt viel von euch und euren Unternehmerkollegen ab. Es wird eng werden, ohne Frage, jedoch gibt es keine Anzeichen, dass unsere Wirtschaft von einem massiven Pleitegeschehen überrannt werden wird. Das sehen auch die ifo-Experten, denn die Arbeitslosenquote steigt kaum an.
Und wen interessiert’s?
Für euer spezifisches Business wird diese Entwicklung nur bedingt von Wichtigkeit sein. Ihr wisst nun, dass die Geldbörsen eurer Kunden leerer sein werden, dass es euch und euren Kollegen schlechter gehen wird. Geteiltes Leid wird halbes Leid sein. Vor allem solltet ihr aber strategisch nun richtig planen. Es macht keinen Sinn, viel in Adspend zu pumpen, wenn ihr erwarten dürft, dass die Conversion sinkt.
Fazit: Ein Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Zahlen und deren Entwicklung ist nicht unwichtig. Er sollte euch aber eher dazu dienen, euch selbst richtig einzuordnen und der strategischen Planung.
Finde die Aussage, dass die Conversion Rate sinkt, sehr pauschal. Sehr vom Produkt abhängig. Was wenn ich preislich Luft nach unten habe und somit sehr attraktiv anbieten kann?
Auch die Maßnahme, dass es keinen Sinn macht viel in Adspend zu pumpen, erschließt sich mir nicht. Weniger Conversion bei gleichen Klicks kann auch bedeuten, dass ich mehr in Adspend stecken muss um mehr Klicks zu generieren um die schlechtere Conversion auszugleichen.
Ich denke das Fazit sollte eher sein, dass höchstwahrscheinlich in einigen Bereichen die Umsätze zurückgehen werden und man mit kreativen Maßnahmen versuchen muss, seinen Teil vom Kuchen zu bekommen.