Autodoc: IPO geplatzt – aber der wahre Angriff beginnt erst jetzt

Es hätte der große Aufschlag an der Frankfurter Börse werden sollen: Autodoc, der Online-Riese für Autoersatzteile, wollte sich am 25. Juni 2025 ein neues Kapitel an der Börse schreiben – stattdessen hieß es zum zweiten Mal: Vorhang zu. IPO geplatzt.

Die Gründe? Wie CFO Lennart Schmidt im Interview mit der Welt (Paywall) erklärt, waren es nicht etwa schlechte Zahlen, sondern eine Mischung aus geopolitischem Timing, falschen Investoren und zu viel kurzfristigem Kapitalinteresse. Hedgefonds statt langfristige Partner – das Risiko war zu groß.

Und obwohl man dem entgangenen Börsenglanz ein paar Tränen nachweinen könnte, zeigt ein Blick auf die Fakten:
Autodoc ist bereit für Größeres.


💸 Solide wie ein Stahlträger – Autodocs finanzielle Lage beeindruckt

Statt hektischer Finanzierungstricks und Börsenzwangsgewinnung heißt es:
100+ Millionen Euro Cash-Reserve
kaum Schulden
hohe Profitabilität
Umsatzerwartung +14–19 % für 2025

Das ist nicht das Bild eines Startups mit Pitchdeck – das ist ein verdammt robuster Mittelständler auf Wachstumskurs.
Und was noch wichtiger ist: Autodoc verdient mit Autoteilen – ganz klassisch – weiterhin ordentlich Geld. Ein Businessmodell, das in Zeiten von schnellen Börsenzyklen und spekulativen Bewertungen angenehm bodenständig wirkt.


🚀 Jetzt wird’s ernst: Der B2B-Angriff auf Stahlgruber, WM & Co.

Was im Interview fast unterging, ist in Wahrheit die eigentliche Kampfansage:
Autodoc geht ins B2B-Geschäft. Und zwar richtig.

In Frankreich bereits in der Skalierung, rollt das Unternehmen nun seinen digitalen Marktplatz für Werkstätten aus – zuerst in den Niederlanden, dann in Deutschland, Österreich und Belgien. Werkstätten können künftig direkt über Autodoc einkaufen, Ersatzteile liefern lassen und ihre Services digital integrieren.

Das ist nichts Geringeres als ein direkter Angriff auf die klassischen Großhändler wie Trost, WM SE, Stahlgruber oder Coler. Und mit Autodocs bereits internationaler Reichweite, Plattform-Erfahrung und gigantischem Einkaufsvolumen (Umsatz 2024: 1,55 Mrd. €) dürfte das eine echte Bedrohung für alteingesessene Player werden.

Denn Autodoc bringt mit:

  • Plattformkompetenz
  • Endkunden-Knowhow
  • Schnittstellen zu Werkstätten
  • Lieferlogistik und Erfahrung aus über 20 Ländern

Und das alles mit deutlich geringeren Legacy-Kosten als die klassischen GHs.


🧠 IPO? Später. Konkurrenzdruck? Jetzt.

Dass der IPO nun schon zum zweiten Mal platzte, ist ärgerlich – aber es zeigt auch: Man muss nicht an der Börse sein, um eine Branche aufzurütteln.
Autodoc hat eine saubere Bilanz, ein glasklares Geschäftsmodell und einen Plan. Und der heißt: Digitalisierung des Aftermarkets.

Ob der dritte IPO-Anlauf gelingt, ist unklar. Aber eines ist sicher:
Die Konkurrenz sollte sich lieber mit dem B2B-Modell beschäftigen als mit dem Kursverlauf.


Fazit:

Der geplatze Börsengang war nicht das Ende, sondern nur ein Pausenmoment. Autodoc bleibt nicht nur ein gefährlich effizienter Player im B2C-Geschäft, sondern etabliert sich gerade als Plattform-Schwergewicht für die gesamte Aftermarket-Wertschöpfung.

Wenn das B2B-Geschäft anzieht, wird der deutsche Teile-Großhandel ernsthaft ins Schwitzen geraten. Und die Frage ist nicht mehr ob – sondern nur noch wann. Und wenn AD es richtig anstellt, dann werden sie ein Wachstum hinlegen, welches die Branche schon lange nicht mehr gesehen hat.


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