Offensichtlich erhielten heute alle Schweizer Kunden von Amazon diese Nachricht: Ab dem 26. Dezember wird es den Kunden aus dem Alpenland nicht mehr möglich sein, über die Seite Amazon.com zu bestellen. Mögliche Guthaben verfallen. Lediglich digitale Produkte sind von der Regelung ausgenommen.
Warum zieht sich Amazon zurück?
Ab 1. Januar 2019 gelten in der Schweiz neue Steuerregeln. Diese scheint Amazon USA nicht handlen zu können. Diese Regel sieht eine Art Lieferschwelle für Sendungen zu den Eidgenossen vor. Ab einer Grenze von 100.000 CHF netto, fallen direkt die Schweizer Umsatzsteuern an.
Dieses Prozedere scheint Amazon.com nicht umsetzen zu können. Denn bisher war es durchaus ein Bestreben des Onlinehändlers, auch den Schweizer Markt zu erschließen. Ein Einkauf ist nun nur noch auf den EU-Webseiten möglich.
Was bedeutet das Gesetzt denn nun genau?
Die Schweizer folgen damit dem Beispiel der EU, nur ist es, aufgrund der fehlender Zugehörigkeit zur Union, weitaus komplexer für den Importhandel anzuwenden. Der Steuerdienstleister Taxdoo hat sich bereits sehr ausführlich mit der neuen Schweizer Regelung auseinandergesetzt und Empfehlungen veröffentlicht.
Haben die Eidgenossen nun ihr Ziel erreicht?
Viele Schweizer Händler beklagen seit Langem die hohe Anzahl an Importsendungen von Amazon und Alibaba. So titelte etwa die Aargauer Zeitung “Online-Riese Alibaba bedroht Schweizer Detailhandel: Jetzt ruft die Migros zu Protesten auf”.
Und genau so ist in vielen Augen auch die Gesetztesintention zu verstehen. Das kleine Alpenländle übt sich in Protektionismus. Ob das von Vorteil ist?
“Eines der wertvollsten Unternehmen der Welt resigniert vorerst vor der Schweiz. Das ist ein Etappensieg für den Schweizer Handel und den VSV. Mittelfristig werden wir sehen, welche Verzollungslösung Amazon mit seinen europäischen Sites für die Schweiz finden wird. Es bleibt spannend.”, so Dr. Jan Bomholt, CEO von meineinkauf.ch
Deutsche Händler haben zusätzlichen Aufwand
Nicht nur, dass ein interessanter Markt für Amazon.com selbst und die handelnden Marketplace-Händler wegbricht, auch der gesamte internationale Onlinehandel wird den Mehraufwand spüren. Einige Branchen, so berichteten mir Händler, haben einen Umsatzanteil von bis zu 10% mit Lieferungen in die Schweiz.
Das aber Amazon aufgibt …
Es ist wirklich überraschend, dass Amazon.com den Handel mit Schweizer Kunden aufgibt. Was könnten die Ursachen sein? Das Gesetz ist sehr schnell von der Schweizer Politik an den Start gebracht worden. Wahrscheinlich so schnell, dass Amazon.com nicht selbst hierauf zeitgerecht reagieren kann.
Aber wer Amazon kennt: Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben!
Der Grossteil der Umsätze von Amazon in der Schweizer werden über die Ländersites von Deutschland, Frankreich und Italien gemacht; Amazon.ch routet denn auch je nach Sprachregion auf die entsprechende Amazon-Site.
Der Umsatz von Amazon.com in der Schweiz liegt bei lediglich geschätzten CHF 65 Mio:
https://blog.carpathia.ch/2018/07/12/die-umsatzstaerksten-schweizer-onlineshops-2018/
Hier unsere Einschätzung zu dieser Ankündigung:
https://blog.carpathia.ch/2018/12/03/amazon-com-schweizer-lieferadressen/