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UPDATE: Amazon schmeißt Versandapotheken [doch nicht] raus

Das Medium apotheke-adhoc.de berichtete, dass Amazon alle Versandapotheken bis auf eine von der Plattform genommen hat. Die betroffenen Marktplatzhändler waren überrascht und fühlten sich überrumpelt. Das ‘Delisten’ ihrer Angebote kam ohne Ankündigung von Amazon.

[Glück für die Apotheker, es war eine Panne. Ein Amazon-Sprecher teilte gegenüber DAZ.online mit: „Amazon arbeitet weiterhin mit allen Apotheken zusammen, die den geltenden rechtlichen Bestimmungen und unseren Qualitätsstandards entsprechen.“]

Auszug aus dem Artikel auf apotheke-adhoc.de

Der US-Internetkonzern überrumpelte seine Partner quasi über Nacht. „Als Teil unserer fortlaufenden Bemühungen, das bestmögliche Einkaufserlebnis zu ermöglichen, führen wir Anforderungen zur Freischaltung für Produkte der Marke /SC/MarketplaceGating/OTC*_Medication_DE ein“, heißt es in einer E-Mail, die gestern am späten Abend ohne Nennung von Ansprechpartnern von „Amazon Services Europe“ unterzeichnet ist.

Ab dem 23. November seien die bisherigen Partner nicht mehr in der Lage, die betroffenen Produkte aufzulisten, heißt es weiter. Entsprechende Angebote würden entfernt. Nur mit der erforderlichen Freischaltung könnten die betroffenen Produkte weiter angeboten werden. Das ist derzeit allerdings nicht möglich: „Sie sind nicht zugelassen, um dieses Produkt aufzulisten, und wir akzeptieren derzeit keine Anwendungen“, heißt es am Ende der Mail. „Um benachrichtigt zu werden, wenn wir anfangen, Anwendungen zu akzeptieren, schicken Sie eine E-Mail an application-info@amazon.de.“

Für die betroffenen Versandapotheken ist das ein unerhörter Vorgang. Die Anpassung der Listen sei ein extremer Aufwand, sagt ein Apotheker, der seit heute gesperrt ist. Amazon wisse das auch – und sei trotzdem bereit, auf die Provisionen zu verzichten. Rund die Hälfte der Umsätze, die Versandapotheken via Amazon erzielen, entfallen auf OTC*-Medikamente.

Auffällig ist aber auch, dass eine Apotheke nach wie vor im Geschäft ist: Bei zahlreichen OTC*-Medikamenten wird nur noch ein einziger Anbieter angezeigt – und das ist die Beraterapotheke. Der Versender aus dem niederländischen Venlo gehört zum Versandhaus „Diabetikerbedarf db“ aus Rheine und war 2014 gegründet worden. Was es mit der Exklusivität bei Marketplace auf sich hat, ist nicht bekannt: Weder bei Amazon noch bei der Beraterapotheke oder beim Stammhaus war jemand zu erreichen.

Die Beraterapotheke hat derzeit als einziger Anbieter bei Marketplace noch 5500 Produkte im Bereich „Arzneimittel“ im Angebot. Abgeschlagen folgen die Petersberg-Apotheke, die Bodfeld-Apotheke sowie Aponeo und Apo-Rot mit jeweils rund 800 Angeboten. Insgesamt sind etwas mehr als 50 Lieferanten gelistet.

Dass Amazon seine Partner komplett rauswirft, ist noch nie vorgekommen. Gerade dass Drittanbieter auch in Bereichen zugelassen werden, in denen Amazon selbst als Händler aktiv ist, sehen Beobachter als Erfolgsrezept des Giganten. „Vielleicht hat die Aktion organisatorische Gründe“, mutmaßt ein weiterer Apotheker, der jetzt gesperrt wurde. „Möglicherweise will Amazon aufräumen und lässt uns dann wieder drauf.“ Weiter geht es auf apotheke-adhoc.de

*OTC ist die Abkürzung für Over-the-Counter-Drug und auf Deutsch: frei verkäufliche Medikamente

Kommentar

Unglaublich unerquicklich finde ich den Umstand, dass Amazon solche Maßnahmen ohne Ankündigung ergreift. Viele Händler machen einen Gutteil ihres Umsatzes über diese Plattform. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass der Online-Riese eigene Ziele verfolgt, aber muss das denn immer so abrupt passieren? Es wäre in meinen Augen nicht nötig gewesen die Händler so vor den Kopf zu stoßen.

Was meint ihr dazu? Ist das ein faires Verhalten? Was würdet ihr euch wünschen?

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Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

3 Gedanken zu „UPDATE: Amazon schmeißt Versandapotheken [doch nicht] raus

  1. Bernd Glückert

    Ich sehe die zunehmende Probleme weniger aus Sicht des Marktes (Monopol, Marktmacht) sondern eher in rein technischen Ebenen. Ob DHL spinnt, bei ebay der Praktikant in der IT zuschlägt oder bei Amazon ein Prozess falsch ausgerollt wird, bleibt am Ende des Tages gleich: Die Abhängigkeiten von wenigen Dienstleistern, und undurchschaubaren Prozessen steigt stark an.

    Problematisch ist, dass die Kommunikationsmöglichkeiten gleichzeitig sinken. Das Modell der Grossen ähnelt sich sehr und man gibt sich serviceorientiert zum Kunden hin (jedenfalls wenn er sein Problem in den vorgegebenen Kategorien wiederfindet), aber die Händler haben meist nur einen dürftigen Kontakt, bekommen teilweise keine Informationen und müssen dann noch die Probleme ausbaden.

    Ich bin überzeugt, die grossen Marktplätze und Logistiker würden gut daran tun, ihre Händler nicht nur algorithmisch zu analysieren sondern den realen Kontakt zu Themen und Firmen suchen. Gemeinsam lässt sich sicher mehr erreichen.

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  2. Danuta Harpeniuk

    Das ist keine Überraschung- Monopol da wo Gelder richtig fließen bei einfacherer Kontrolle- sehr schlaue Strategie

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