Diese Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. Amazon untersagt geförderte Produktbewertungen wie z. B. durch Produktester. Ausgenommen hiervon ist das Amazon eigene Förderprogramm Vine. Diese neue Regel gilt zunächst nur für die USA. Nach mir vorliegenden Informationen wird aber diese neue Guideline auch innerhalb der nächsten Monate für die europäischen Marktplätze ausgerollt.

Warum sind Amazon-Rezensionen so wichtig für Händler?

Ganz einfach. Gut bewertete Produkte werden sehr viel besser in den Suchergebnissen bei Amazon dargestellt. Und wer besser gefunden wird, der verkauft auch besser.

Geschäftsmodelle stehen vor dem Aus

Viele Geschäftsmodelle wie z. B. der Club der Produkttester oder AMZStars stehen vor dem Aus, wenn diese Regel weltweit eingeführt wird. Beide Unternehmungen brachten Tester und Händler zusammen. Ziel war, dass die Tester Produktbewertungen bei Amazon für die Artikel hinterließen. Neben einigen Firmen, die hieraus Geschäftsmodelle entwickelten, haben sich auch etliche Facebook-Gruppen gegründet die Tester und Händler zusammenbringen. Tester können dann einen durch Gutschein-Code reduzierten Artikel kaufen. Im Gegenzug geben sie eine Bewertung ab.

Bereits vergangene Woche kündigte sich etwas an

In der letzten Woche gab Amazon bereits bekannt, dass nur noch Käufer mit einem Umsatz von mehr als 50 US$ überhaupt eine Bewertung schreiben dürfen.

Klagen als Abschreckung haben nicht geholfen

Amazon verklage ja nun nicht nur einmalig Händler und Serviceanbieter. Allerdings konnte damit nicht die Flut an geförderten Bewertungen eingedämmt werden.

Aus Amazons Sicht eine richtige Entscheidung. Warum?

Wer Amazon verstehen möchte, braucht nur die Kundenbrille aufzusetzen. Amazon löst Google immer mehr als Produktsuchmaschine ab. So beginnen Konsumenten ihre Produktrecherche immer mehr über Amazon als Google. Das setzt natürlich voraus, dass die Konsumenten den Produktbewertungen, die wesentlichen Bestandteil der Produktinformationen sind, vertrauen können. Dieses Vertrauen darf Amazon unter keinen Umständen aufs Spiel setzten und verlieren. Das bedeutet: keine Fake-Bewertungen.

Daher ist es nur konsequent, dass Amazon nun einen Riegel vor diese Bewertungspraxis schiebt. Eine Studie von reviewmeta.com hat deutlich gezeigt, dass geförderte Bewertungen deutlich positiver ausfallen.

In meinen Augen wäre es fatal, wenn Amazon nicht genau so reagieren würde und das Vertrauen der Konsumenten riskieren würde.

Ist Missbrauch zu erwarten?

Ja! Ganz eindeutig, denn viele Händler werden mit allen Mitteln versuchen, diese Restriktion zu umgehen. Und in der Tat stehen ihnen dazu auch ein paar Möglichkeiten zur Verfügung: Nach wie vor erwarte ich, dass Facebookgruppen genutzt werden. Konsumenten werden dann ggf. über PayPal oder im Nachhinein über Gutscheine eine Rückvergütung erhalten. Oder aber Händler werden mit einem 2. Angebot versuchen, Bewertungen zu sammeln. Wird dieser 2. Account/Angebot entdeckt, wird dieser zwar suspendiert und Bewertungen werden gelöscht, aber der Hauptaccount wird schadfrei bleiben.

Geht’s auch regelkonform?

Ja, und dazu werde ich einen eigenen Artikel schreiben. Natürlich lassen sich Konsumenten auch regel- und wettbewerbsrechtlich konform zur Abgabe von Produkt Bewertungen animieren. Eine Anleitung veröffentliche ich diese Woche.

Fazit:

Amazon geht hier einen wichtigen und richtigen Schritt, um auch weiterhin das Kundenvertrauen zu erhalten. Wenn dann Amazon noch den Vine-Service aufbohrt, dann steht auch jedem Händler die begleitete Bewertungsförderung zur Verfügung.

Ob man nun die wegfallenden Bewertungsbeschaffungsdienstleister als Kollateralschaden bezeichnen darf, glaube ich nicht, denn wer sein Business-Modell auf Sand baut, der muss halt auch damit rechnen, dass es wie ein Kartenhaus zusammenfallen kann.