Da findet ja ein richtiger Ausverkauf der Amazon-Agenturen statt. Vor ein paar Jahren ging factor-a weg und nun, nahezu gleichzeitig, vermelden Remazing und PrimeUp ihren Verkauf. Hat das was zu bedeuten und warum besteht so ein Interesse an den Agenturen?

Mit Factor-A fing alles an

Bereits vor ein paar Jahren wurde factor-a für einen 8-stelligen Betrag – so wird jedenfalls gemunkelt – an DEPT verkauft. Jetzt gingen gerade nahezu gleichzeitig Remazing aus Hamburg und PrimaUp über die Verkaufstheke. PrimeUp gehörte maßgeblich zum Portfolio von Fostec Ventures. Markus Fost war auch beim Verkauf von factor-a maßgeblich beteiligt. Remazing wurde im 2-stelligen Millionenbereich bewertet. Es wird ein Betrag in Höhe von circa 30 Millionen Euro kolportiert.

Markus mit stolzgeschwellter Brust

So liest sich jedenfall die Pressemitteilung von Fosts Venture Vehikel.

[…] Unterstützt bei der Weiterentwicklung und Skalierung der Full-Service-Amazon Marketingagentur PrimeUp hat Co-Gesellschafter und Unternehmens-Investor, Markus Fost. Seine Beteiligungsgesellschaft FOSTEC Ventures, zu dem auch die Boutique-Strategieberatung FOSTEC & Company zählt, begleitete die Entwicklung und Optimierung des Geschäftsmodells von PrimeUp seit Beginn mit und konnte so maßgeblich bei der Skalierung und der Gewinnung von Kunden unterstützen. Durch die enge Verzahnung von PrimeUp in die Umsetzung von Strategieprojekten und den kontinuierlichen Erfahrungsaustausch, konnte das Leistungsportfolio von PrimeUp kontinuierlich an die Bedürfnisse und Veränderungen im Amazon-Umfeld angepasst werden. Nach Gründung und Aufbau der Amazon-Agentur factor-a im Jahr 2015 und dem Exit im Jahr 2018 an DEPT / Waterland ist PrimeUp die zweite erfolgreiche Amazon-Agentur aus dem Nukleus der FOSTEC Ventures.

Zu den Kernkompetenzen von PrimeUp zählen Amazon-Marketing, wie Konzeption, Beratung und Durchführung von Amazon PPC- und DSP-Werbekampagnen mit der von PrimeUp entwickelten buyQ® Marketing-Technologie sowie Content-Erstellung und Marktplatz-Management. Mit einem internationalen Team von mehr als 30 E-Commerce-Experten, die Inhalte und Kampagnen in neun Sprachen für alle wichtigen Amazon-Märkte entwickelt, ermöglicht PrimeUp die Internationalisierung und Lokalisierung aller kundenorientierter Amazon-Produkte und Marketingmaterialien. […]

Was haben alle drei gemeinsam?

Allen drei ist gemeinsam, dass sie eigene Software-Lösungen zur Bewältigung der Amazon Aufgaben entwickelt haben. Und da stellt sich die Frage, was können diese Lösungen besser als die Software-Angebote, welche sich bereits auf dem Markt gefestigt haben? Also Amalyze, Helium10 und Co.?

Es scheint fast so, als dass gerade diese Softwares  echte Assets für die Agenturen sind. Hierdurch scheinen sich Skaleneffekte heben zu lassen. Bemerkenswert ist aber auch, dass viele A-Brands auch nach Jahren nicht in der Lage sind, eigene Expertisen aufzubauen. Sei es technologisch oder aber auch durch eigenes Personal.

Zu bewerten ist aber auch, dass die Agenturen hauptsächlich für große A-Brands tätig sind. Agenturen, welche sich um den Bodensatz der Händler, also die ganze KMU-Landschaft kümmern, tun sich auf dem Verkaufsmarkt schwer.

Sehen wir einen Winter oder warum jetzt die Verkäufe?

Nachdem der Onlinehandel dieses Jahr durch die Multikrise Federn lassen muss und das Amazon-Aggregatoren-Business nahezu zum Erliegen gekommen ist, sehen wir nun einen Ausverkauf der Agenturen. Besteht da ein Zusammenhang oder sind das eher zufällig zusammentreffende Ereignisse?

Da dürften mit Sicherheit zwei Meinungen in der Glaskugel gesehen werden können. Natürlich werden sich die in den vergangenen Jahren geschriebenen Erfolgsgeschichten in der Agenturlandschaft nicht fortschreiben lassen. Das Agenturgeschäft wird maßgeblich auch rückläufig sein. Daher scheint es jetzt schon fast zu spät zu sein, seine Bude an den Investor zu bringen.

Oder – und das ist sicher auch eine zulässige Meinung – aktuell ist der beste Zeitpunkt zu verkaufen. Gerade für Investoren ergibt sich jetzt die Chance, zu marktgerechten Preisen zuzukaufen. Die Krise wird ein Ende haben und der Onlinehandel – gerade über Amazon – wird weiterhin exzellent wachsen, zumal Amazon ja den Handelspartnern immer mehr Raum zur Entfaltung lässt.

Auf jeden Fall!

Es ist ein schönes Zeichen, dass so viele im Markt und hier im Amazon-Markt ihren Wert und ihre Zukunft erkennen. Ein Signal, was jeden Händler, der maßgeblich über Amazon verkauft, beruhigen sollte. Natürlich kann mit etwas böser Zunge geschrieben werden, dass Investoren mit Marktkenntnissen und Eigner jetzt ihre Buden losschlagen wollen. Auch daran wird im Kern etwas Wahres dran sein. Aber – wie so oft – wird die Münze zwei Seiten haben.