Bürokratie-Kollaps: Mittelstand investiert 1,5 Milliarden Arbeitsstunden pro Jahr – BuVeC e. V. fordert radikale Entlastung für Onlinehändler

Der deutsche Mittelstand ächzt unter einer massiven Bürokratielast – besonders kleine Onlinehändler sind betroffen. Neue Zahlen des KfW-Mittelstandspanels zeigen, wie tiefgreifend der bürokratische Aufwand in den Geschäftsalltag eingreift. Der BuVeC e. V. schlägt Alarm: Deutschland braucht eine verständliche, digitale und praxisnahe Verwaltung – und zwar jetzt.


32 Stunden im Monat – für Formulare, Fristen und Vorschriften

Die KfW-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Durchschnitt investieren mittelständische Unternehmen 32 Stunden im Monat in die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Hochgerechnet ergibt das rund 1,5 Milliarden Arbeitsstunden jährlich – allein für Bürokratie. Dieser Zeitaufwand verursacht Kosten in Höhe von rund 61 Milliarden Euro pro Jahr, wie das Statistische Bundesamt auf Basis von durchschnittlichen Arbeitskosten berechnet hat.

Dabei geht es nicht nur um steuerliche Pflichten. Auch Anforderungen aus Datenschutz, Arbeitsrecht, Umweltvorgaben oder technischen Normen kosten Zeit und Nerven. Besonders alarmierend: Solo-Selbstständige sind am stärksten betroffen, sie verwenden im Schnitt 8,7 % ihrer Arbeitszeit auf bürokratische Aufgaben.


Rony Freitag (BuVeC e. V.): „Kleine Händler trifft es am härtesten“

Der BuVeC e. V., Bundesverband eCommerce, fordert angesichts dieser Entwicklungen eine Kehrtwende in der deutschen Verwaltungspolitik. Vor allem kleinere Unternehmen im Onlinehandel leiden unter der Intransparenz und Überkomplexität vieler Prozesse.

„Wir brauchen endlich eine einfache, verständliche und vollständig digitale Bürokratie. Gerade für kleine Händler ist das überlebenswichtig. Wer jeden Monat Stunden über Stunden für Formulare und Meldepflichten verliert, kann sich nicht mehr auf sein Geschäft konzentrieren“, so Rony Freitag, 1. Vorstand des BuVeC.


Psychologische Kosten: Bürokratie frisst auch Nerven

Nicht enthalten in den offiziellen Zahlen sind die sogenannten psychologischen Kosten: Frust durch schlechte Erreichbarkeit von Behörden, langwierige Verfahren oder unklare Zuständigkeiten. Diese indirekten Belastungen sind laut KfW „nicht messbar, aber spürbar“ – und tragen zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei.

Dr. Michael Schwartz von KfW Research warnt:

„Mit zunehmender Bürokratie steigt das Risiko, dass die Kosten den Nutzen übersteigen. Der Abbau von Bürokratie ist aus Sicht des Mittelstands derzeit das drängendste wirtschaftspolitische Thema.“


Die größten Bürokratie-Baustellen im Mittelstand

Laut Studie sind Steuerthemen der größte Zeitfresser – sie betreffen 70 % der befragten Unternehmen. Danach folgen Dokumentationspflichten und Anforderungen im Rechnungswesen. Besonders betroffen sind das Baugewerbe (8,1 %) und – wie wortfilter.de regelmäßig berichtet – der Onlinehandel, der ständig mit neuen Vorgaben etwa zur Verpackungsverordnung, Produktkennzeichnung oder zur E-Rechnung konfrontiert wird.


Forderung: Weniger Papier, mehr digitaler Fortschritt

Trotz der Digitalisierungsversprechen der Bundesregierung bleibt die Umsetzung schleppend. Viele Formulare müssen weiterhin ausgedruckt, unterschrieben und per Post versendet werden – teils sogar mehrfach. Der BuVeC fordert daher:

  • Vollständige digitale Prozesse ohne Medienbrüche
  • Zentrale Behördenportale mit klarer Zuständigkeit
  • Rechtsverbindliche Klarheit statt Auslegungsunsicherheit

Fazit: Bürokratieabbau ist kein Luxus, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – doch dieses Rückgrat droht unter der Last der Bürokratie zu brechen. Es braucht mehr als politische Willensbekundungen: Es braucht konkrete Entlastungen, sofort. Vor allem im E-Commerce müssen Prozesse digitalisiert, standardisiert und vereinfacht werden. Andernfalls wird der Standort Deutschland weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.


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