Creditrefom beobachtet und berichtet regelmäßig über das Zahlungsverhalten von Unternehmen. Und da beginnt es düster auszusehen, denn die Zahlungsmoral vieler sinkt. Während im Onlinehandel die Umsätze und damit das Cash wie Honig fließt, sieht es in anderen Branchen verdammt schlecht aus. Das spiegeln die nun veröffentlichten Zahlen wider. Wie könnt ihr davon profitieren?

Im B2B wird schlechter bezahlt

Der durchschnittliche Zahlungsverzug liegt im ersten Halbjahr bei 10,81 Tagen und ist damit etwas höher als im Vorjahr. Die Forderungslaufzeit betrug im Schnitt 42,88 Tage und setzt sich zusammen aus Zahlungsziel und Zahlungsverzug. Das bedeutet also, Lieferanten bekommen ihre Waren bzw. Dienstleistungen nach circa 1,5 Monaten bezahlt.

Reaktionen

Wer Ware haben möchte, muss schnell zahlen. So jedenfalls reagieren die Hersteller/Lieferanten auf die sich verschlechternde Zahlungsweise. Sie kürzen die Zahlungsziele. Laut Crefo treffen die verkürzten Zahlungsziele vor allem kleine Unternehmen, den Mittelstand, also euch. Großunternehmen hingegen erhalten verlängerte Zahlfristen.

Fun Fact: Die UG will keiner

»Bei den einzelnen Rechtsformen sticht die UG haftungsbeschränkt mit einem starken Anstieg des Zahlungsverzugs hervor«, so ein Vertreter der Creditrefom. In der Konsequenz bedeutet es, dass Unternehmen, die in Form einer UG geführt werden, das Nachsehen bei ihren Lieferanten haben. Also kürzere Zahlungsziele und geringerer Kreditrahmen für Waren- bzw. Dienstleistungseinkäufe.

Der Onlinehandel hat die Nase vorne

Nicht zuletzt dank der Leitmedien und auch der abgelieferten Zahlen ist allen bekannt, dass Onlinehändler Profiteure der Pandemie-Krise sind. Der Handel brummt und das Cash fließt wie Honig.

»Die Verbraucher passen ihr Einkaufsverhalten der Situation an und kaufen verstärkt im Internet. Sie lernen die flexible, zeit- und ortsunabhängige Möglichkeit einzukaufen durch diese Situation mehr zu schätzen. Auch diejenigen, die dem E-Commerce bisher skeptisch oder unsicher gegenüberstanden, haben Vertrauen in diesen Kanal gewonnen und werden ihn auch zukünftig verstärkt nutzen. Ich bin davon überzeugt, dass diese Ausnahmesituation unser Einkaufsverhalten nachhaltig und langfristig verändern wird«, sagt Stephan Vila, Geschäftsführer der Creditreform Boniversum GmbH.

Wie könnt ihr daraus Kapital schlagen?

Neben den Branchenwerten, die automatisch in euer individuelles Rating reinfallen und somit zu einer Verbesserung eures Scores führen, könnt ihr die Situation auch proaktiv für euch nutzen. Eure Partner benötigen Cash. Also gebt es ihnen. Es ist Zeit für Verhandlungen.

  • Sprecht eure Lieferanten aktiv darauf an, dass ihr euer Zahlungsverhalten ändern könnt und fragt, was es ihnen wert ist.
  • Nutzt den Skonto aus. Habt ihr noch keinen vereinbart, dann fragt nach.
  • Agiert mit Vorkasse und versucht Rabatte rauszuschlagen.
  • Überprüft eure Lieferantenvereinbarung auf Bonifizierung von Umsätzen und versucht, sie auf kürzere Zahlweisen anzupassen.
  • Fragt nach Sonderposten, die besonders rabattiert sind.
  • Denkt auch an die andere Seite und sichert euch Kreditlinien oder versucht, diese zu erweitern.

Was fällt euch noch ein? Was habt ihr bereits unternommen? Habt ihr diese Möglichkeiten auf dem Schirm?

Aber!

Jede Medaille hat zwei Seiten. Agiert nicht unkontrolliert und haltet eure eigene Liquidität im Griff. Was nutzt es, wenn das Lager voll ist und ihr die dann fälligen Rechnungen nicht zahlen könnt? Befasst ihr euch eigentlich mit Cash-Planung?