🔍 Der Cargo-Kult-Effekt: Warum deine 5-Uhr-Morgenroutine dich nicht reich macht

Du erinnerst dich vielleicht an frühere Beiträge auf Wortfilter, in denen wir vor falschen Erfolgsversprechen gewarnt haben – in denen es um die ganzen “Get quick rich” Coaches ging. Heute geht es um einen Effekt, den du bestimmt schon auf LinkedIn oder Instagram gesehen hast – vielleicht hast du ihn sogar selbst unbewusst mitgemacht: den Cargo-Kult-Effekt.

Was auf den ersten Blick nach Disziplin aussieht, ist oft nur Fassade. Lass uns da mal etwas tiefer graben.


Was ist der Cargo-Kult-Effekt?

Der Begriff stammt aus der Anthropologie und beschreibt ein Verhalten, das während und nach dem Zweiten Weltkrieg bei indigenen Völkern im Pazifik beobachtet wurde. Diese sahen, wie alliierte Soldaten Flugzeuge voller Waren (Cargo) empfingen – und verknüpften dies mit den Handlungen der Soldaten: Uniformen tragen, auf Flugfeldern marschieren, Antennen aufstellen.

Nach dem Krieg – als das Cargo ausblieb – begannen einige Gruppen, diese Rituale zu kopieren. In der Hoffnung, dass wieder Flugzeuge mit Wohlstand landen würden, bauten sie Bambus-Antennen und nachgeahmte Flugplätze. Doch: Die Flugzeuge kamen nicht.


Social Media, Rolex & Morgenroutinen: Cargo-Kult 2.0

Klingt verrückt? Ist aber heute immer noch aktuell – nur digital.
Auf Social Media siehst du täglich Beiträge wie:

  • „Ich stehe um 5 Uhr auf, meditiere, lese 10 Seiten und mache Sport – das ist mein Schlüssel zum Erfolg!“
  • „Wer keine Rolex trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“
  • „Diese Routine hat Elon Musk erfolgreich gemacht – probier sie auch!“

Versteh mich nicht falsch: Es ist absolut okay, eine Routine zu haben oder sich von erfolgreichen Menschen inspirieren zu lassen. Aber es wird gefährlich, wenn du Symptome mit Ursachen verwechselst. Und genau da kommt der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität ins Spiel.


Korrelation vs. Kausalität – und warum das wichtig ist

Korrelation bedeutet: Zwei Dinge treten gemeinsam auf.

Beispiel: Erfolgreiche Menschen tragen oft teure Uhren.

Kausalität bedeutet: Eine Sache verursacht die andere.

Aber: Die Rolex macht niemanden erfolgreich – sie ist meist das Ergebnis von Erfolg, nicht seine Ursache.

Dieser Denkfehler ist das Herzstück des Cargo-Kult-Effekts: Du siehst nur die sichtbaren Elemente – den Lifestyle, die Tools, die Ästhetik – aber du kennst nicht den Kontext: Bildung, Erfahrung, Netzwerk, Timing, oft auch Glück.


Unternehmersein heißt: Ursache verstehen, nicht nur Verhalten kopieren

Im Unternehmertum begegnet mir der Cargo-Kult-Effekt ständig:

  • Händler, die Shops nachbauen, weil sie das Layout eines erfolgreichen Wettbewerbers gesehen haben
  • Leute, die Instagram-Ads schalten, weil „der Typ aus dem Webinar“ das auch gemacht hat
  • Gründer, die Prozesse, Tools oder Slogans kopieren, ohne zu hinterfragen, ob das für ihre Zielgruppe passt

Das Problem: Wer nur kopiert, ohne den Kontext zu verstehen, bleibt auf der Oberfläche. Und von da aus wird es schwierig, nachhaltig erfolgreich zu sein.


Was du stattdessen tun solltest

  1. Hinterfrage, was du tust – und warum.
    Stehst du um 5 Uhr auf, weil es zu dir passt – oder weil es auf LinkedIn gerade cool ist?
  2. Analysiere die echten Erfolgsfaktoren.
    Was steckt hinter dem Erfolg anderer? Fähigkeiten, Netzwerke, Timing, Marktkenntnis?
  3. Baue dein eigenes Fundament.
    Routine ist gut – aber sie muss auf deinen Zielen basieren, nicht auf der Nachahmung anderer.
  4. Nutze Vorbilder als Inspiration, nicht als Bauplan.
    Lerne von anderen, aber entwickle deinen eigenen Weg.

Fazit: Sei kein Cargo-Kult-Unternehmer

Rituale allein schaffen keinen Erfolg – genauso wenig wie eine Bambus-Landebahn Flugzeuge anzieht. Erfolg entsteht durch Verstehen, nicht durch Kopieren.

Deshalb: Schau hinter die Kulissen. Frage nicht was erfolgreiche Menschen tun, sondern warum sie es tun – und ob das auch für dich sinnvoll ist.


Hast du den Cargo-Kult-Effekt bei dir oder anderen schon mal bemerkt?

Dann lass uns drüber sprechen – in den Kommentaren…

(Danke an Thomas Wittbecker für den LinkedIn-Post)


 

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