Die Pandemie-Lage verdrängt so einige wichtige Entwicklungen. Darunter auch, dass der Markt in diesem Jahr von Produktfälschungen durchdrungen wurde wie in kaum einem anderen. Es wird fast alles gefälscht, von Markenkleidung bis zu Ladekabeln. Den Fälschern und Händlern mit Fake-Produkten ist kaum beizukommen. Und leider liefern die Zollämter nur sehr selten Meldungen, sodass der Eindruck entsteht, Produktpiraterie existiere kaum mehr. In den letzten 100 Pressmitteilungen von zoll.de findet sich nur eine Meldung, die sich mit den Fälschungen befasst.

»Gefälschte Handtaschen, Schuhe, Markenklamotten, all das landet in der Vorweihnachtszeit in den Asservatenkammern der Zollämter im Bezirk des Hauptzollamts Karlsruhe«, beklagt Matthias Götz, Leiter des Zollamts Pforzheim, dort. »Zurzeit werden wir von Markenfälschungen überflutet, die meisten kommen aus Georgien«, so Götz weiter

Adidas-Fälschungen

Tatsächlich müssen Plattformen wie Amazon, eBay, Facebook & Co. stärker in Haftung genommen werden. Bisher ist es so, dass die Plattformen erst ab Kenntnis haften. Das reicht jedoch nicht aus, das Feilbieten gefälschter oder gefährlicher Ware nachhaltig zu unterbinden. Gerade dann nicht, wenn die Händler, welche die Fake-Produkte in Verkehr bringen, nicht haftbar zu machen sind.

Ralph-Lauren-Fälschungen

Eine Lösung wäre, dass Inverkehrbringer, welche aus Drittländern stammen, eine Sicherheitsleistung gegenüber den Plattformen erbringen müssen. Oder dass Ware, die von Drittlandhändlern in der EU gelagert werden soll, einer Prüfung durch die Fulfillment-Anbieter unterzogen werden muss.

Aufgrund der hohen Dunkelziffer lassen sich nur grobe Schätzungen darüber anstellen, wie hoch der Schaden für den europäischen Handel tatsächlich ist. Verschiedene Quellen sehen Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro, die durch die Einfuhr gefährlicher oder gefälschter Produkte entstehen.

Aktuelles AliExpress-Listing

Leider bieten die Plattformen selbst keine optimale Unterstützung und keinen Schutz vor gefährlichen und gefälschten Produkten. Während eBay und Amazon zumindest eine rudimentäre Meldefunktion in die Listings integriert haben, fehlt sie bei real.de ganz und gar. Bei allen Plattformen ist das Impressum erst nach weiteren Klicks sichtbar. Verbraucher können so nicht erkennen, ob der Anbieter aus der EU kommt und somit haftbar zu machen ist.

Meldemöglichkeiten bei Plattformen

Eine weitere Herausforderung, der sich noch nicht gestellt wurde, ist die Erfassung von Ereignissen im Zusammenhang mit gefälschten und gefährlichen Waren. Weder Unfälle, entgangene Abgaben noch Kosten durch Vernichtung werden zentral erfasst, sodass sich leider nur ein sehr diffuses Bild über die negativen Einflüsse zeichnen lässt. Gerade aber bei Unfällen oder Verletzungen ist es wichtig, dass diese zentralisiert betrachtet werden!

Meldemöglichkeiten bei Plattformen

Fazit: Nach wie vor wird minütlich eine Vielzahl von gefährlichen Produkten gehandelt. Der Erfolg von Maßnahmen, um dies zu unterbinden, ist nicht messbar!