eBay verzögert Auszahlungen – Händler berichten von „drei Tagen nach Zustellung“
In den letzten Tagen erreichen mich Nachrichten von Händlern, die berichten, dass eBay ihre Auszahlungen neuerdings erst drei Tage nach Zustellung freigibt. eBay informiert die betroffenen Händler nicht im Vorfeld.
Einer dieser Händler schrieb mir:
„Hi Mark, hast du auch davon gelesen, dass sehr viele Händler bei eBay umgestellt worden sind auf ‚Auszahlung drei Tage nach Zustellung‘. Hat mich auch getroffen … würde gerne mal die Gründe dafür erfahren …“
Der Ursprung der Diskussion lässt sich auf einen Beitrag in der eBay-Community zurückführen. Dort postete der Nutzer itec-systems am 6. Juli 2025 erstmals:
„eBay hat sich ja nun dazu entschieden, Zahlungen erst 3 Tage nach Zustellung freizugeben.“
(06.07.2025, 16:25 Uhr, eBay Community)
Was sagt eBay selbst dazu?
Auf meine Anfrage hat eBay gegenüber wortfilter.de folgendes Statement abgegeben:
„Um einen sicheren Marktplatz zu gewährleisten, kann es in einigen Fällen vorkommen, dass wir bei bestimmten Konten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen. Wenn wir bestimmte Veränderungen oder ungewöhnliche Verkaufsmuster bei einem Konto feststellen, kann dies zu einer Verzögerung bei der Verfügbarkeit von Geldern für die Auszahlung führen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass Gelder erst drei Tage nach der Bestätigung der Lieferung von Artikeln verfügbar sind. Wir prüfen jede Situation sorgfältig, um ein positives Einkaufserlebnis zu fördern.
Diese Maßnahme wird nicht auf alle Verkäuferinnen in Deutschland angewendet, sondern nur auf diejenigen, bei denen Veränderungen oder ungewöhnliche Verkaufsmuster beobachtet wurden.“, so eine Sprecherin gegenüber wortfilter.de
Einordnung
Wie so oft bei großen Plattformen ist es nicht unbedingt die Maßnahme selbst, sondern die Kommunikation, die für Ärger sorgt.
- Warum in Gottes Namen informiert eBay die betroffenen Händler nicht vorab?
- Das Zurückhalten von Auszahlungen für drei Tage kann aus Sicht von Risikomanagement und Käuferschutz nachvollziehbar sein.
- Aber: Im Kontext von Aktienrückkaufprogrammen, hohen Dividenden und laufenden Kostensenkungsprogrammen darf man die Frage stellen, ob hier nicht auch ein finanzieller Nebeneffekt für eBay entstehen soll.
- Wie bei Amazon und anderen Plattformen besteht zudem die Gefahr, dass die Algorithmen nicht sauber arbeiten – und Händler möglicherweise für „höhere Umsätze“ oder saisonale Spitzen falsch eingestuft und bestraft werden.
Praktische Probleme für Händler
Besonders kritisch wird es in diesen Szenarien:
- Sendung zugestellt, aber nicht als zugestellt markiert
- Wenn der Versanddienstleister den Status nicht korrekt übermittelt, beginnt die 3-Tage-Frist nicht.
- Folge: Auszahlung kann sich unbestimmt verzögern.
- Versand ohne Sendungsnummer
- Unklar, wie eBay hier den „Zustellzeitpunkt“ bestimmt.
- Im Zweifel bleibt das Geld länger blockiert.
- Liquiditätsplanung
- Gerade für Händler mit hohem Wareneinsatz oder saisonalen Peaks kann eine Verschiebung von Auszahlungen die Liquidität gefährden.
Mögliche Hintergründe
eBay nennt ungewöhnliche Verkaufsmuster oder Veränderungen im Konto als Auslöser. Das können sein:
- plötzliche Umsatzsprünge (z. B. durch eine Marketingaktion)
- ungewöhnlich viele hochpreisige Verkäufe
- Auffälligkeiten bei den Versandzeiten oder der Käuferzufriedenheit
Es liegt nahe, dass eBays Systeme hier automatisiert reagieren – mit allen bekannten Risiken von Fehlalarmen.
Fazit
Die Maßnahme an sich kann in Einzelfällen verständlich und sogar sinnvoll sein, etwa um Betrug vorzubeugen.
Problematisch ist jedoch:
- fehlende Vorab-Information an Händler
- unklare Kriterien, wann und warum man betroffen ist
- potenziell fehleranfällige Automatisierung
- mögliche Auswirkungen auf die Liquidität
Wer betroffen ist, sollte:
- seine Sendungsverfolgungen im Blick behalten
- vollständige Trackingdaten nutzen, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden
- eBay-Support aktiv kontaktieren, um die Hintergründe zu klären
- parallel die eigene Liquiditätsplanung anpassen