Bereits zum zweiten Mal in Folge verliert der Marktplatz pro Quartal Kunden und GMV. Dabei hilft auch nicht, dass das Management bereits im Vorquartal diese Entwicklung angekündigt hat. Unterm Strick wurden weniger Artikel verkauft und über die Plattform weniger Umsatz (GMV) für die Händler realisiert. Vor allem international verliert die Plattform viel.

Die Zahl der aktiven Käufer ist um 5 % auf 154 Millionen gesungen. Vor einem Jahr waren es noch 163 Millionen. Während im Q1/2020 ein 30 %iges Wachstum der gehandelten Artikel gefeiert wurde, reduzierte sich diese Zahl im Q2 um 26 und nun nochmals um 21 %. Besser sah es auch nicht bei den Umsätzen aus, welche die Verkäufer generierten. Das GMV ging um 12 % auf 19,45 Mrd. US$ zurück . Um einmal die Dimension aufzuzeigen: Über 40 Mrd. US$ GMV vermeldete Alibaba vergangenes Jahr zu seinem ›Double Eleven‹-Event.

Aber, und das ist wichtig: Der Reibach von eBay legte zu. Was bedeutet das nun? Trotz, dass es keine Gebührenerhöhung gab, verdient das Unternehmen mehr. Wir können also eine verdeckte Preiserhöhung bei den Verkaufsprovisionen feststellen. Die Aktionäre feiern es und die Händler könnten kotzen: 2,4 Mrd US§ sind an Dividenden und Aktienrückkäufen ausgegeben worden. Geld, welches besser in die Entwicklung der Plattform oder für einen Stop des Kunden- und GMV-Schwunds hätte angelegt werden sollen.

Die Zahlen könnt ihr euch auch hier anschauen: https://investors.ebayinc.com/overview/default.aspx

So, und was ist sonst noch wichtig?

Klar ist, dass wir die Corona-Peak-Zone verlassen, also sind in einem gewissen Maße reduzierte Wachstumsraten zu erwarten. Wie akzeptabel sie nun sind, können wir erst bewerten, wenn wir die Marktbegleiterberichte in etwa kennen. Amazon als Messlatte wird ja auch rasch nachgeliefert werden.

Dann haben wir den Umstand zu bewerten, wieso bei sinkender Käuferzahl und sinkendem GMV der Ertrag wächst. Zwei Ereignisse spielen hier eine Rolle: Einmal die neue Zahlweise und dann die Erträge aus den neuen Advertising-Formaten. Am Ende bedeutet es, dass eBay mehr an die Händler abgeben könnte (Payment) und sich hinter den Advertising-Erträgen eine verdeckte Gebührenerhöhung vermuten lässt.

Zum Schluss sind die enormen Ausschüttungen in Gestalt von Dividenden und einem üppigen Aktienrückkaufprogramm. Schön für die Aktionäre, schlecht für das Unternehmen und die Händler. Dieses Geld befriedigt die gierigen Aktionäre, fehlt aber am anderen Ende für die Weiterentwicklung der Plattform. Oder für GMV-stützende Initiativen. Oder … Oder … Tja, und da sind wir wieder bei eBays ewigem Problem: Es fehlt der Ankerinvestor, der an einer langfristigen Entwicklung interessiert ist. Wie schädlich das für uns alle ist, sehen wir ja an den Ergebnissen der letzten Quartale und der teilweise desaströsen Managemententscheidungen in San Jose.