Was ist 2021 wichtiges passiert, was wurde unterlassen und was erwartet uns alles im neuen Jahr? Fragen mit denen sich allerlei Experten beschäftigen. Es ist erheiternd die großen Vorhersagen der Branchengrößen zu lesen. Allerdings sieht die Realität fast immer anders aus, aber es ist dann doch genussvoll, zu lesen, welche neuen Buzzwords sich für das kommende Jahr etablieren werden. Schauen wir einmal zurück und bewerten, was für 2021 so alles ›predicted‹ wurde, um uns dann einmal 2022 zuzuwenden.

Das sollten die E-Commerce-Trends 2021 sein

Bitcom: Schnell-Lieferdienste sind gefragt, ein Drittel shoppt mindestens einmal pro Woche im Netz, Plattformen dominieren im E-Commerce, online werden Flexibilität und Komfort geschätzt, M-Commerce: Smartphone ist Shopping-Device Nummer eins, Verantwortung für nachhaltigen Handel wird eher bei den Händlern gesehen

e-commerce-magazin.de: Live Shopping und das bitte mobil

t3n.de: Direkt zum Kunden (D2C), Hybrid Commerce, Social Commerce, Conversational Commerce, Service und Erreichbarkeit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz, Lebensmittelhandel

wiwo.de: Mobile Shopping, Young Consumers, Social Media Commerce, Enviromental Topics, Shop from independend Businesses, Augmented Reality, Personalization, Visual Commerce

ecommerceinstitut.de: Mobil & mit Sprachsteuerung, Customer Experience, Multi-Streaming, Nachhaltigkeit, KYC

shopify.de Partnerbefragung: Onlinehandel weiterhin ein Wachstumsmarkt, mobile Endgeräte, Omnichannel, 2021 neues Rekordjahr für den Onlinehandel

Meinung: Na ja, etwas sehr dünn. Viele ›No-Brainer‹ und eigentlich derselbe Quark wie in den Jahren zuvor. Einzig neu erscheint das Ding mit der Nachhaltigkeit. Das haben ja nun viele Unternehmen, auch Plattformen, für sich entdeckt. Die Vorhersagen zeigen aber vor allem eins: Wir sind zu langsam in Ausführung und Umsetzung.

Und was soll 2022 revolutionäres passieren?

Nutzen wir einmal die Google-Glaskugel und schauen, was uns die Suchbegriffe ›E-Commerce Trends 2022‹ auswerfen.

Kassenzone.de mit Philipp Klöckner: Etwas mehr D2C wird kommen, Amazon wird größer, der stationäre Einzelhandel wird es weiterhin schwer haben, Marktplätze sprießen wie Pilze aus dem Boden, Amazon steigt in den Apotheken-Markt ein, Live Shopping wird eher nicht der Burner, ein paar Super Apps werden kommen. Es wird aber nicht einfach.

Handelskraft.de: Marketing-Mix, Hybrider Handel, Lovebrand, Nachhaltigkeit, Daten, IT gehört ins Business.

e-commerce-magazin.de’s eingesammelte Stimmen: Kleine Händler werden wachsen, Daten, mehr Regulierung, hybride Modelle, Prozessoptimierung, Logistik, Social Media Commerce

onlinemarketing.de: One-Time Buyer als Herausforderung, Onlineverkäufe werden weiter wachsen, individuelle Verpackungen, Mobile Shopping, Multichannel-Personalisierung, bessere Payment-Optionen, Voice Shopping, Nachhaltigkeit, Social Commerce, Artificial Intelligence im E-Commerce.

Meinung: Im Prinzip wiederholt sich dasselbe, was auch 2021 vorhergesagt worden ist. Deutlich wird, dass 12 Monate nicht ausreichen, damit sich im Onlinehandel Trends vollständig entfalten oder Vorhersagen bewahrheiten. Besonders dann nicht, wenn keiner mit seinem Ohr direkt im und am Markt ist. Es wird also viel, sehr viel Quark verzapft.

Jedoch sind nicht alle Meinungen Unfug: der Marktplatzboom, die Wichtigkeit der Plattformen, ein Anstieg der Regulierung und Herausforderungen in der Logistik sind zu beobachten. Das aber bereits seit Beginn der Pandemie und der politischen Umsetzung neuer EU-Richtlinien und -Gesetze in deutsches Recht.

Einige Trends wurden aber auch gar nicht benannt. Wichtig ist, zu erkennen, dass solche Vorhersagen, begrenzt auf ein Jahr, nicht die Seite wert sind, auf der sie geschrieben werden. Leider, denn besonders deutlich wird, dass die Umsetzungsgeschwindigkeit im E-Commerce – gefühlt – rapide gegenüber den letzten Jahren abgenommen hat.

Und was fehlte 2021 und/oder 2022?

So richtig kommen die Themen AI und Deep Learning nicht auf den Tisch. Es fehlte vollständig der ›Verkauf von D2C bzw. Amazon-Brands‹. Das daraus entstandene neue Geschäftsmodell hat noch niemand im Blick. Internationalisierung, gerade nach Asien und/oder Afrika, kann so recht noch niemand erkennen und auch das (Massen-)Sterben vieler kleiner Händler mag kaum einer anfassen. Erst recht werden Kanäle wie Twitch oder TikTok nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit gewürdigt, sie werden unter Social- oder Social-Media-Commerce zusammengefasst.

Zum Schluss eine Binse: Handel ist Wandel. Das stellte Luther bereits im 15. Jahrhundert fest und es ist nahezu eine unendlich gültige Weisheit. Das war so, ist so und wird Morgen auch noch so sein. Veränderungen lassen sich nicht an konkreten Jahreszahlen festmachen, sie passieren. Langsam und stetig. Daher: Bleibt wachsam, oder: Augen auf beim Käsekauf. 2022 wird sicherlich ein wildes Jahr. Wie eigentlich jedes, oder?